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entfloh hierauf, und Carl nahm die Stadt und die königliche Burg in seinen Besitz.




444.
Adelgis.
Chron. novalic. III. cap. 10. 22-24.


Adelgis, (Algis, Adelger) Desiderius Sohn, war von Jugend auf stark und heldenmüthig. In Kriegszeiten pflegte er mit einer Eisenstange zu reiten, und viele Feinde zu erschlagen; so tödtete er auch viele der Franken, die in Lombarden gezogen kamen. Dennoch mußte er der Übermacht weichen, und Carl hatte selbst Ticinum unterworfen. In dieser Stadt aber beschloß ihn der kühne Jüngling auszukundschaften. Er fuhr auf einem Schiff dahin, nicht wie ein Königssohn, sondern umgeben von wenigen Leuten, wie einer aus geringem Stande. Keiner der Krieger erkannte ihn, außer einem der ehemaligen treusten Diener seines Vaters; diesen bat er flehentlich, daß er ihn nicht verrathen möchte. „Bei meiner Treue - antwortete jener – ich will dich niemanden offenbaren, so lange ich dich verhehlen kann.“ „Ich bitte dich - sagte Adelgis – heute, wann du beim König zu Mittag speisest, so setze mich ans Ende eines der Tische, und schaffe, daß alle Knochen, die man von der Tafel aufhebt, vor mich gelegt werden.“ Der andere versprach es, denn er wars, der die königlichen Speisen auftragen mußte. Als nun das Mahl gehalten wurde, so that er allerdings so, und legte

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_135.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)