Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 160.jpg

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Carl, du bist Gott lieb, und deine Freude kehret schier wieder; sende deine Boten eilends heim, und mahne Frauen und Jungfrauen, daß sie dir deine Ehre wieder gewinnen helfen!“

Die Boten eilten in alle seine Länder, und sammelten die Mägde und Jungfrauen, funfzig tausend und drei, und sechs und sechzig in allem. An einem Ort, geheißen Carles Thal, bereiteten die Mägde männlich sich zur Schlacht. Der Heiden Wartleute nahm es Wunder, woher diese Menge Volkes gekommen war. „Herr – sprachen sie zu ihrem Könige - die Alten haben wir erschlagen, die Jungen sind hergekommen, sie zu rächen; sie sind stark um die Brüste, ihr Haar ist ihnen lang, schön ist ihr Gang; es ist ein vermessenes Volk, gegen das unser Fechten nicht taugen wird; und was auf diesem Erdboden zusammen kommen könnte, würde sie nicht bestehen, so vreisam sind ihre Gebärden.“

Da erschrak der Heide, seine Weisen riethen, daß er dem Kaiser Geißel gab, sich und sein Volk taufen ließ. So machte Gott die Christen sieghaft ohne Stich und Schlag, und die Mägde erkannten, daß der Himmel mit ihnen war.

Carl und die Seinen zogen heim. Die heermüden Heldinnen kamen zu einer grünen Wiese, steckten ihre Schäfte auf, und fielen in Kreuzstellung um Gott zu loben. Da blieben sie über Nacht; am andern Morgen grünten, laubten und blühten ihre Schäfte. Davon

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_160.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)