Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 168.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


461.
König Carl sieht seine Vorfahren in der Hölle und im Paradies.

Chroniques de S. Denys ap. D. Bouquet VII. p. 148. 149. Vergl. 255.
Vergl. Crusius ann. suev. dodecas II. p. 70.



König Carl (der dicke), als er auf Weihnachten nach der Mette früh morgens ruhen wollte, und fast schlummerte, vernahm eine schreckliche Stimme, die zu ihm sprach: „Carl, jetzt soll dein Geist aus deinem Leibe gehen, das Gericht des Herrn zu schauen, und dann wieder, zurückkehren!“ Und alsobald wurde sein Geist entzückt, und der ihn wegzuckte, war ein ganz weißes Wesen, welches einen leuchtenden Faden, ähnlich dem fallender Sterne, hielt und sagte: „fasse das Ende dieses Fadens, binde ihn fest an den Daumen deiner rechten Hand, ich will dich daran führen zu dem Ort der höllischen Pein.“ Nach diesen Worten schritt es vor ihm her, indem es den Faden von dem leuchtenden Knäuel abwickelte, und leitete ihn durch tiefe Thäler voll feuriger Brunnen; in diesen Brunnen war Schwefel, Pech, Blei und Wachs. Er erblickte darin die Bischöfe und Geistlichen aus der Zeit seines Vaters und seiner Ahnen; Carl fragte furchtsam: „warum sie also leiden müßten?“ „ Weil wir – sprachen sie – Krieg und Zwietracht unter die Fürsten streuten, statt sie zum Frieden zu mahnen.“ Während sie noch redeten, flogen schwarze Teufel auf glühenden Haken heran, die sich sehr mühten, den

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_168.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)