Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 173.jpg

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der auch Grafen Adalbert, Heinrichs Vetter, trüglich ums Leben, gebracht hatte. Dieser Hatto ging zu einem Schmied und bestellte eine goldne Halskette, in welcher Heinrich erwürgt werden sollte. Eines Tages kam nun einer von des Königs Leuten in die Werkstätte, die Arbeit zu besehen, und als er sie betrachtete, seufzte er. Der Goldschmied fragte: „warum seufzet ihr so?“ „Ach, antwortete jener, weil sie bald roth werden soll vom Blute des besten Mannes, Herzogs Heinrich.“ Der Schmied aber schwieg still, als um eine Kleinigkeit. Sobald er hernach das Werk mit großer Kunst vollendet hatte, entfernte er sich insgeheim und ging dem Herzog Heinrich, der schon unterwegens war, entgegen. Er traf ihn bei dem Orte Cassala und fragte: wo er hin gedächte? Heinrich antwortete: „zu einem Gastmahl und großen Ehren, wozu ich geladen worden bin.“ Da entdeckte ihm der Schmied die ganze Beschaffenheit der Sache; Heinrich rief den Gesandten, der ihn eingeladen hatte, hieß ihn allein ziehen, und den Herren danken und absagen. Für Hatto soll er ihm folgenden Bescheid mitgegeben haben: „geh hin und sage Hatto, daß Heinrich keinen härtern Hals trägt als Adalbert; und lieber will er zu Haus bleiben, als ihn mit seinem vielen Gefolg belästigen.“ Hierauf überzog Heinrich des Bischofs Besitzungen in Sachsen und Thüringen, und befeindete des Königs Freunde. Hatto starb bald darnach aus Verdruß, einige sagen, daß er drei Tage später vom Blitzstrahl getödtet worden sey. Das

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_173.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)