ein todtes Kind in sein Bett tragen und verbarg sich
heimlich. Bruno, als er vor das Bett trat, erschrak
heftig, und glaubte den König todt: doch bald darauf
wurde er wieder gefunden. Da fragte der Bischof
Otton, warum er das gethan hätte? Das Kind
sprach: „du hießest mich im Bade hart mit einer scharfen
Gerte schlagen, und half mich all mein Weinen
nicht; da zürnte ich auf dich, und wollte dich
drum erschrecken.“ Da gelobte ihm Bruno „daß ihm
fürbaß kein Leid mehr geschehen sollte“ berief die Fürsten
nach Mainz auf einen Tag, und übergab ihnen
das Kind mit dem Reiche. Die Fürsten aber empfahlen
das Kind nunmehr Willegis, Bischof zu Mainz.
König Otto in Lamparten.
Cod. pal. 525. Fol. 62a. b. |
Der König Ott fuhr da mit großem Heer zu Lamparten und gewann Mailand, und satzte da Pfenning, die hießen Ottelin. Da der König dannen kam, verwurfen sie ihm sein Münze zu Laster, und er fuhr wieder dar, und bezwang sie dazu, daß sie von altem Leder Pfenning nehmen und geben müßten. Da kam eine Frau vor ihn, und klagte über einen Mann, der ihr Gewalt angethan hätte. Der König sprach: „wann ich herwieder komme, will ich dir richten.“ „ Herr – sagte die Frau – du vergissest es." Der König wies sie mit seiner Hand an eine Kirche, und
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_189.jpg&oldid=- (Version vom 23.5.2018)