Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 213.jpg

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in das beste Gewand, das im Lande gefunden wird; fahr mit ihnen furchtlos nach Rom, und sey ihm alles Rechtes bereit. Denn du bist nicht stark genug, um wider das römische Reich zu fechten; verlangt der König aber über sein Recht hinaus, so kanns ihm übel ausschlagen.

Herzog Adelger berief seine Mannen und zog an des Königs Hof nach Rom, wo er übel empfangen wurde. Zornig sprach der König ihm entgegen: du hast mir viel Leides gethan, das sollst du heute mit deinem Leben gelten! „Dein Bote – antwortete Adelger – hat mich zu Recht und Urtheil hierher geleitet; was alle Römer sprechen, dem will ich mich unterwerfen, und hoffen auf deine Gnade.“ Von Gnade weiß ich nichts mehr – sagte der König – das Haupt soll man dir abschlagen, und dein Reich einen andern Herrn haben. .

Als die Römer den Zorn des Königs sahen, legten sie sich dazwischen und erlangten, daß dem Herzog Leib und Leben geschenkt wurde. Darauf pflogen sie Rath und schnitten ihm sein Gewand ab, daß es ihm nur zu den Knien reichte, und schnitten ihm das Haar vornen aus; damit gedachten sie den edeln Helden zu entehren.

Adelger aber ging hart ergrimmt in seine Herberge. Alle seine Mannen trauerten, doch der alte Rathgebe sprach: Herr, Gott erhalte dich! laß nur dein Trauern seyn und thu nach meinem Rath, so soll alles zu deinen Ehren ausgehen. – „Dein

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_213.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)