Schilde führte, und wollte sein Land weder von Kaiser
noch König in Lehen nehmen lassen; verbot es
auch Heinrich seinem Sohne. Dieser aber, dessen
Schwester Kaiser Ludwig vermählt war, ließ sich ein
Mal von derselben bereden: daß er dem Kaiser ein
Land abforderte, und bat, ihm so viel zu verleihen,
als er mit einem güldenen Wagen in einem Vormittag
umfahren könnte in Baiern. Das geschah, Ludwig
aber traute ihm nicht solchen Reichthum zu, daß
er einen güldenen Wagen vermöchte. Da hatte Heinrich
immer frische Pferde, und umfuhr ein groß Fleck
Lands, und hatte einen güldenen Wagen im Schooß.
Ward also des Kaisers Mann. Darum nahm sein
Vater, im Zorn und aus Schaam, sein edles Geschlecht
so erniedrigt zu sehen, zwölf Edelleute zu sich, ging
in einen Berg und blieb darinnen, vermachte das
Loch, daß ihn niemand finden konnte. Das geschah
bei dem Scherenzer [1] Walde, darin verhärmte er sich
mit den zwölf Edelleuten.
Heinrich mit dem goldenen Pfluge.
R. Reineccii expositiones geminae de Welforum prosapia, Frankof. 1581 fol. p. 22. 23. aus einer handschriftl. altdeutschen Chronik. Deßgl. auch in der deutschen Ausgabe des Reinek. Wittenb. 1580.4. |
Eticho der Welf liebte die Freiheit dergestalt, daß er Heinrich seinem Sohne heftig abrieth, er
- ↑ Soerenzerewald ist die älteste und beste Les’art; andere haben Scherendewald
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_259.jpg&oldid=- (Version vom 14.5.2018)