Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 259.jpg

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Schilde führte, und wollte sein Land weder von Kaiser noch König in Lehen nehmen lassen; verbot es auch Heinrich seinem Sohne. Dieser aber, dessen Schwester Kaiser Ludwig vermählt war, ließ sich ein Mal von derselben bereden: daß er dem Kaiser ein Land abforderte, und bat, ihm so viel zu verleihen, als er mit einem güldenen Wagen in einem Vormittag umfahren könnte in Baiern. Das geschah, Ludwig aber traute ihm nicht solchen Reichthum zu, daß er einen güldenen Wagen vermöchte. Da hatte Heinrich immer frische Pferde, und umfuhr ein groß Fleck Lands, und hatte einen güldenen Wagen im Schooß. Ward also des Kaisers Mann. Darum nahm sein Vater, im Zorn und aus Schaam, sein edles Geschlecht so erniedrigt zu sehen, zwölf Edelleute zu sich, ging in einen Berg und blieb darinnen, vermachte das Loch, daß ihn niemand finden konnte. Das geschah bei dem Scherenzer [1] Walde, darin verhärmte er sich mit den zwölf Edelleuten.




519.
Heinrich mit dem goldenen Pfluge.
R. Reineccii expositiones geminae de Welforum prosapia, Frankof. 1581 fol. p. 22. 23.
aus einer handschriftl. altdeutschen Chronik. Deßgl. auch in der deutschen Ausgabe des Reinek. Wittenb. 1580.4.


Eticho der Welf liebte die Freiheit dergestalt, daß er Heinrich seinem Sohne heftig abrieth, er



  1. Soerenzerewald ist die älteste und beste Les’art; andere haben Scherendewald
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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_259.jpg&oldid=- (Version vom 14.5.2018)