Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 278.jpg

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müssen, und setzten den Grafen neuerdings in seine Stelle ein. So hütete er bis zu seinem Lebensende; als er sich dem Tode nah’ fühlte, offenbarte er den Leuten, wer und woher er wäre; auch verordnete er, daß sie seine Leiche von Rindern ausfahren lassen, und da, wo diese stillstehen würden, beerdigen sollten, daselbst aber eine Capelle bauen. Sein Wille ward genau vollzogen, und über seinem Grabe ein Heiligthum errichtet, nach seinem Namen Hubert oder Oberk „zu Sanct Huprecht“ geheißen. Viele Menschen wallfahreten dahin, und ließen zu seiner Minne Messen lesen; jeder Bürger aus Calw, der da vorüber geht, hat das Recht, an der Capellenthüre anzuklopfen.





525.
Udalrich und Wendelgart und der ungeborne Burkard.
Ekkehardus monachus (ap. Goldast I. p. 40. 41.)


Udalrich Graf zu Buchhorn (am Bodensee) abstammend aus Carls Geschlecht, war mit Wendilgart, Heinrich des Voglers Nichte, vermählt. Zu seiner Zeit brachen die Heiden (Ungarn) in Baiern ein, Udalrich rückte aus in den Krieg, wurde gefangen und weggeführt. Wendilgart, die gehört hatte, daß er todt in der Schlacht geblieben, wollte nicht wieder heurathen, sondern begab sich nach St. Gallen, wo sie still und eingezogen lebte, und für ihres Gemahls Seele den Armen Wohlthaten erwies. Weil sie aber zart aufgezogen

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_278.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)