Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 288.jpg

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Zier so prangte, daß dergleichen seine Augen niemals gesehen. Indem sie sich diesem Schlosse nahten, kamen viel Leute, gleich als Hofdiener, entgegen. Keiner aber redete ein Wort; sondern als er bei dem Thor anlangte, nahm einer sein Pferd ab, als wollte er es unterdessen halten. Sein Führer aber sprach: „laß dich ihr Schweigen nicht befremden; dagegen rede auch nicht mit ihnen, sondern allein mit mir, und thue in allem, wie ich dir sagen werde.“

Nun traten sie ein, und Herr Albrecht ward in einen großen, schönen Saal geführt, wo ein Fürst mit den Seinigen zu Tische saß. Alle standen auf, und neigten sich ehrerbietig, gleich als wollten sie ihn willkommen heißen. Darauf setzten sie sich wieder, und thaten, als wenn sie äßen und tränken. Herr Albrecht blieb stehen, hielt sein Schwert in der Hand, und wollte es nicht von sich lassen: indessen betrachtete er das wunderköstliche, silberne Tafel- Geschirr, darin die Speisen auf- und abgetragen wurden, sammt den andern vorhandenen Gefäßen. Alles dieses geschah mit großem Stillschweigen; auch der Herr und seine Leute aßen für sich, und bekümmerten sich nicht um ihn. Nachdem er also lange gestanden, und alles angeschaut, erinnerte ihn der, welcher ihn hergeführt, daß er sich vor dem Herrn neigen, und dessen Leute grüßen solle; dann wolle er ihn wieder heraus geleiten. Als er es gethan, stand der Herr mit allen seinen Leuten wiederum höflich auf, und sie neigten gleichfalls ihre Häupter gegen ihn. Darauf ward

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 268. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_288.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)