Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 296.jpg

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Pferden angeritten; der eine zog bei der Hand ein gesatteltes und gezäumtes, brandschwarzes Roß, das führte er zu dem Bürger und mahnte, daß er ihnen folgen sollte, wohin er gelobt hätte. Traurig nahm der Bürger Abschied, bestieg das Roß und schied mit den Boten von dannen, im Angesicht von mehr als funfzig Menschen und zweier seiner Kinder, die jämmerlich klagten und nicht wußten, was aus ihrem Vater geworden sey. Da gingen sie beide zu einem alten Weib, die viele Künste wußte; und verhießen ihr viel Geld, wenn sie ihnen die rechte Wahrheit von ihrem Vater zeigen würde. Darauf nahm das Weib die Jünglinge mit sich in einen Wald, und beschwor den Erdboden, bis er sich aufthat und die zwei heraus kamen, mit welchen ihr Vater fortgeritten war. Das Weib fragte: ob sie ihren Vater sehen wollten? Da fürchtete sich der Aelteste; der Jüngere aber, welcher ein männlicher Herz hatte, bestand bei seinem Vorsatz. Da gebot die Meisterin den Höllenboten, daß sie das Kind unverletzt hin zu seinem Vater und wieder zurück führeten. Die zwei führten ihn nun in ein schönes Haus, da saß sein Vater ganz allein, in demselben Kleid und Gewand, in welchem er abgeschieden war, und man sah kein Feuer, das ihn quälte. Der Jüngling redete ihn an und fragte: Vater, wie steht es um dich, ist dir sanft oder weh? Der Vater antwortete: weil ich die Armuth nicht ertragen konnte, gab ich um irdisches Gut dem Teufel Leib und Seele dahin, und alles Recht, was Gott an mir hatte;

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_296.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)