Pferden angeritten; der eine zog bei der Hand ein
gesatteltes und gezäumtes, brandschwarzes Roß, das
führte er zu dem Bürger und mahnte, daß er ihnen
folgen sollte, wohin er gelobt hätte. Traurig nahm
der Bürger Abschied, bestieg das Roß und schied mit
den Boten von dannen, im Angesicht von mehr als
funfzig Menschen und zweier seiner Kinder, die jämmerlich
klagten und nicht wußten, was aus ihrem Vater
geworden sey. Da gingen sie beide zu einem alten
Weib, die viele Künste wußte; und verhießen ihr
viel Geld, wenn sie ihnen die rechte Wahrheit von
ihrem Vater zeigen würde. Darauf nahm das Weib
die Jünglinge mit sich in einen Wald, und beschwor
den Erdboden, bis er sich aufthat und die zwei heraus
kamen, mit welchen ihr Vater fortgeritten war. Das
Weib fragte: ob sie ihren Vater sehen wollten? Da
fürchtete sich der Aelteste; der Jüngere aber, welcher
ein männlicher Herz hatte, bestand bei seinem Vorsatz.
Da gebot die Meisterin den Höllenboten, daß sie das
Kind unverletzt hin zu seinem Vater und wieder zurück
führeten. Die zwei führten ihn nun in ein schönes
Haus, da saß sein Vater ganz allein, in demselben
Kleid und Gewand, in welchem er abgeschieden
war, und man sah kein Feuer, das ihn quälte. Der
Jüngling redete ihn an und fragte: Vater, wie steht
es um dich, ist dir sanft oder weh? Der Vater antwortete:
weil ich die Armuth nicht ertragen konnte,
gab ich um irdisches Gut dem Teufel Leib und Seele
dahin, und alles Recht, was Gott an mir hatte;
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_296.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)