sich damit. Weib, sagte er, warum schafftest
du dir nichts Speise und Kleider? Sie sprach: Brot
habe ich nicht, ich aß die Kräuter, die ich im Walde
fand; mein Kleid ist vor Alter zerschlissen und aus
einander gefallen. – Wie viel Jahre sind’s, seit du
hierher gekommen? – Sechs, und drei Monden wohne
ich hier. – Wem gehört der Knabe? – Es ist mein
Sohn. – Wer ist des Kindes Vater? – Gott weiß
es. – Wie kamst du hierher, und wie heißest du? –
Mein Namen ist Genofeva. – Als der Pfalzgraf den
Namen hörte, gedachte er seiner Gemahlin; und einer
der Kämmerer trat hinzu, und rief: bei Gott, das
scheint mir unsre Frau zu seyn, die schon lange gestorben
ist, und sie hatte ein Mahl am Gesicht. Da
sahen sie alle, daß sie noch dasselbe Mahl an sich trug.
Hat sie auch noch den Trauring? sagte Siegfried.
Da gingen zwei hinzu und fanden, daß sie noch den
Ring trage. Alsobald umfing sie der Pfalzgraf und
küßte sie, und nahm weinend den Knaben und sprach:
das ist mein Gemahl, und das ist mein Kind. Die
gute Frau erzählte nun allen, die da standen, von
Wort zu Wort, was ihr begegnet war, und alle vergossen
Freudenthränen; indem kam auch der treulose
Golo dazu, da wollten sie alle auf ihn stürzen und
ihn tödten. Der Pfalzgraf rief aber: haltet ihn, bis
wir aussinnen, welches Todes er würdig ist. Dies
geschah; und nachher verordnete Siegfried, vier Ochsen
zu nehmen, die noch vor keinem Pfluge gezogen
hätten, und jeden Ochsen dem Missethäter an die vier
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_304.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)