Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 306.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


533.
Carl Ynach, Salvius Brabon und Frau Schwan.
Iehan le Maire Illustrations de Gaule. Paris 1548. 4. Lib. III. Bl. 20 - 23. (Vergl. Tacitus hist. IV, 55.


Gottfried, mit dem Zunamen der Carl, war König von Tongern, und wohnte an der Maas auf seiner Burg Megen. Er hatte einen Sohn, Namens Carl Ynach, den verbannte er aus dem Land, weil er einer Jungfrau Gewalt gethan hatte. Carl Ynach floh nach Rom zu seinem Oheim Cloadich, welcher daselbst als Geißel gefangen lebte, und wurde von diesem ehrenvoll empfangen. Carl Ynach wohnte zu Rom bei einem Senator, Namens Octavius, bis dieser vor des Sylla Grausamkeit aus der Stadt wich nach Arcadien. Hier aber lebte Lucius Julius Proconsul, welcher zwei Töchter hatte, die eine hieß Julia, die andre Germana. In diese Germana verliebte sich nun Carl Ynach, offenbarte ihr, daß er eines Königs Sohn wäre, und beredte sie zur Flucht. Eines Nachts nahmen sie die besten Kleinode aus ihrem Schatz, schifften sich heimlich ein und kamen nach Italien, nahe bei Venedig. Hier stiegen beide zu Pferd, ritten über Mailand durch Savoyen und Burgund ins Land Frankreich, und trafen nach viel Tagefahrten zu Cambray ein. Von da gingen sie noch weiter an einen Ort, der damals das Schloß Senes hieß, und ruhten in einem schönen Thale aus. In diesem Thal auf einem lustigen Fluß schwammen Schwäne; einer ihrer

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_306.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)