Erde graben, daß dem Könige seine Ehre bewahrt
bleibe. Beatrix weinte und rang die Hände, daß es
einen erbarmen mußte; die alte Königin aber hub an,
sie heftig zu schelten und des schändlichsten Ehebruchs
zu zeihen. Darauf ging Matabruna weg, rief einen
vertrauten Diener, dem sie die sieben Kindlein übergab
und sprach: die silbernen Ketten an dieser Brut
bedeuten, daß sie dereinst Räuber und Mörder werden,
darum muß man eilen, sie aus der Welt zu
schaffen. Der Knecht nahm sie in seinen Mantel, ritt
in den Wald und wollte sie tödten; als sie ihn aber
anlachten, wurde er mitleidig, legte sie hin und empfahl
sie der Barmherzigkeit Gottes. Darauf kehrte
er an den Hof zurück und sagte der Alten, daß er
ihren Befehl ausgerichtet, wofür sie ihm großen Lohn
versprach. Die sieben Kinder schrien unterdessen vor
Hunger im Walde; das hörte ein Einsiedler, Helias
mit Namen, der fand sie und trug sie in seinem Gewande
mit sich in die Klause. Der alte Mann wüßte
aber nicht, wie er sie ernähren sollte; siehe, da kam
eine weiße Geiß gelaufen, bot den Kindern ihre Mammen,
und sie sogen begierig daran. Diese Geiß stellte
sich nun von Tag zu Tage ein, bis daß die Kinder
wuchsen und größer wurden. Der Einsiedel machte
ihnen dann kleine Röcklein von Blättern, sie gingen
spielen im Gesträuch und suchten sich wilde Beeren,
die sie aßen, und wurden auferzogen in Gottes Furcht
und Gnade.
Der König, nachdem er den Feind besiegt hatte,
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_313.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)