Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 317.jpg

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zu bewähren, schwur der König: daß Beatrix sterben solle, wenn kein Kämpfer für sie aufträte. In dieser Noth betete sie zu Gott, der ihr Flehen hörte, und einen Engel zum Einsiedler sandte. Dieser erfuhr nunmehr den ganzen Verlauf: wer die Schwäne wären, und in welcher Gefahr ihre arme Mutter schwebte. Helias, der Jüngling, war erfreut über diese Nachricht; und machte sich barfuß, barhaupt, und in seinem Blätterkleid auf, an den Hof des Königs, seines Vaters, zu gehen. Das Gericht war gerade versammelt, und der Verräther stand zum Kampfe bereit. Helias erschien, seine einzige Waffe war eine hölzerne Keule. Hierauf überwand der Jüngling seinen Gegner, und that die Unschuld der geliebten Mutter dar, die sogleich befreit, und in ihre vorige Rechte eingesetzt wurde. Als sich nun die ganze Verrätherei enthüllt hatte, wurde sogleich der Goldschmied gesandt, der die Schwanketten verschmieden sollte. Er kam, und brachte fünf Ketten und den Napf, der ihm von der sechsten übergeschossen war. Helias nahm nun diese Ketten, und war begierig, seine Geschwister wieder zu erlösen; plötzlich sah man sechs Schwäne zu dem Schloßweiher geflogen kommen. Da gingen Vater und Mutter mit ihm hinaus, und das Volk stand um das Ufer und wollte dem Wunder zusehen. Sobald die Schwäne Helias erblickten, schwommen sie hinzu, und er strich ihre Federn und wies ihnen die Ketten. Hierauf legte er einem nach dem andern die Kette um den Hals,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_317.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)