zu bewähren, schwur der König: daß Beatrix
sterben solle, wenn kein Kämpfer für sie aufträte.
In dieser Noth betete sie zu Gott, der ihr Flehen
hörte, und einen Engel zum Einsiedler sandte. Dieser
erfuhr nunmehr den ganzen Verlauf: wer die
Schwäne wären, und in welcher Gefahr ihre arme
Mutter schwebte. Helias, der Jüngling, war erfreut
über diese Nachricht; und machte sich barfuß, barhaupt,
und in seinem Blätterkleid auf, an den Hof
des Königs, seines Vaters, zu gehen. Das Gericht
war gerade versammelt, und der Verräther stand zum
Kampfe bereit. Helias erschien, seine einzige Waffe
war eine hölzerne Keule. Hierauf überwand der Jüngling
seinen Gegner, und that die Unschuld der geliebten
Mutter dar, die sogleich befreit, und in ihre vorige
Rechte eingesetzt wurde. Als sich nun die ganze
Verrätherei enthüllt hatte, wurde sogleich der Goldschmied
gesandt, der die Schwanketten verschmieden
sollte. Er kam, und brachte fünf Ketten und den
Napf, der ihm von der sechsten übergeschossen war.
Helias nahm nun diese Ketten, und war begierig,
seine Geschwister wieder zu erlösen; plötzlich sah man
sechs Schwäne zu dem Schloßweiher geflogen kommen.
Da gingen Vater und Mutter mit ihm hinaus,
und das Volk stand um das Ufer und wollte
dem Wunder zusehen. Sobald die Schwäne Helias
erblickten, schwommen sie hinzu, und er strich ihre
Federn und wies ihnen die Ketten. Hierauf legte
er einem nach dem andern die Kette um den Hals,
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_317.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)