Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 345.jpg

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wenn du mir den Vogel lässest, was dir und deinen Gesellen sehr nützlich ist. Der Sachse: so sage, wenn du haben willst, was du begehrst! So wisse – sprach der Thüringer – daß die Könige Frieden gemacht, und vorhaben, euch morgen im Lager zu fangen und zu erschlagen! Als er nun dieses dem Sachsen nochmals ernstlich betheuert, und ihnen die Flucht angerathen hatte: so ließ dieser alsbald den Sperber los, und verkündigte seinen Gefährten, was er vernommen.


Wie sie nun alle in Bestürzung und Zweifel waren, ergriff ein von allen geehrter Greis, genannt Hathugast, ihr heiliges Zeichen, welches eines Löwen und Drachen und darüber fliegenden Adlers Bild war, und sprach: bis hierher habe ich unter Sachsen gelebt und sie nie fliehen gesehen; so kann ich auch jetzt nicht genöthigt werden, das zu thun, was ich niemals gelernt. Kann ich nicht weiter leben, so ist es mir das Liebste, mit den Freunden zu fallen; die erschlagenen Genossen, welche hier liegen, sind mir ein Beispiel der alten Tugend; da sie lieber ihren Geist aufgegeben haben, als vor dem Feinde gewichen sind. Deßwegen laßt uns heunt in der Nacht die sichere Stadt überwältigen.

Beim Einbruche der Nacht drangen die Sachsen über die unbewachten Mauern in die Stadt, brachten die Erwachsenen zum Tod, und schonten nur der Kinder; Irminfried entfloh mit Weib und Kindern und weniger Begleitung. Die Schlacht geschah am 1sten Oktober. Die Sachsen wurden von den Franken des

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_345.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)