Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 360.jpg

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Kunst. Der Ritter sprach zu seinem Bruder: lieber Bruder ich bitte dich, daß du von dem Teufel erfahren wollest, wie es um des eisernen Landgrafen Seele sey? Da sprach der Pfaffe: ich will es gerne thun auf daß euch der neue Herr desto gütlicher handle. Der Pfaffe lud den bösen Geist, und fragte ihn um die Seele. Da antwortete der Teufel: willt du mit mir darfahren, ich weise sie dir. Der Pfaffe wollte das, so ers ohne Schaden thun möchte; der Teufel schwur, daß er ihn gesund wiederbringen würde. Nach diesem saß er auf des Teufels Hals, der führte ihn in kurzer Zeit an die Stätte der Pein. Da sah der Pfaff gar mancherlei Pein, und in mancherlei Weise, davon erbebte er sehr. Da rief ein ander Teufel und sprach: wer ist der, den du hast auf deinem Halse sitzen, bringe ihn auch her? Es ist unser Freund – anwortete jener – dem hab ich geschworen, daß ich ihn nicht letze, sondern daß ich ihm des Landgrafen Seele weise. Zu Hand da wandte der Teufel einen eisernen glühenden Deckel ab von einer Grube, da er aufsaß; und hatte eine ehrne Posaune, die steckte er in die Grube, und blies darein also sehr: daß dem Pfaffen däuchte, die ganze Welt erschölle und erbebete. Und nach einer Weile, als viel Funken und Flammen mit Schwefelgestank ausgingen, kam der Landgraf auch darin gefahren, gab sich dem Pfaffen zu schauen und sprach: sieh, ich bin hier gegenwärtig, ich armer Landgraf, weiland dein Herre; und wollte Gott, daß ichs nie gewesen wäre,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_360.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)