Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 362.jpg

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Gesang zusammen, und dichteten die Lieder, welche man hernach nennte: den Krieg zu der Wartburg. Die Namen der Meister waren: Heinrich Schreiber, Walter von der Vogelweide, Reimar Zweter, Wolfram von Eschenbach, Biterolf und Heinrich von Ofterdingen. Sie sangen aber, und stritten von der Sonne und dem Tag, und die meisten verglichen Hermann, Landgrafen zu Thüringen und Hessen, mit dem Tag, und setzten ihn über alle Fürsten. Nur der einzige Ofterdingen pries Leopolden, Herzog von Österreich, noch höher, und stellte ihn der Sonne gleich. Die Meister hatten aber unter einander bedungen: wer im Streit des Singens unterliege, der solle des Haupts verfallen; und Stempfel der Henker mußte mit dem Strick daneben stehen, daß er ihn alsbald aufhängte. Heinrich von Ofterdingen sang nun klug und geschickt; allein zuletzt wurden ihm die andern überlegen, und fingen ihn mit listigen Worten, weil sie ihn aus Neid gern von dem Thüringer Hof weggebracht hätten. Da klagte er, daß man ihm falsche Würfel vorgelegt, womit er habe verspielen müssen. Die fünf andern riefen Stempfel, der sollte Heinrich an einen Baum hängen. Heinrich aber floh zur Landgräfin Sophia, und barg sich unter ihrem Mantel; da mußten sie ihn in Ruhe lassen, und er dingte mit ihnen, daß sie ihm ein Jahr Frist gäben: so wolle er sich aufmachen nach Ungern und Siebenbürgen, und Meister Clingsor holen; was der urtheile über ihren Streit, das solle gelten. Dieser Clingsor

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_362.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)