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er war, erstorben wäre; und überfiel Thüringen mit Heereskraft. Damals war allenthalben Krieg und Raub im Lande, und als der Markgraf Eisenach eroberte, soll er, der Volkssage zufolge, einen Mann, der es mit dem hessischen Theil gehalten, von dem Felsen der Wartburg herabschleudern lassen, dieser aber in der Luft noch laut ausgerufen haben: „Thüringen gehört doch dem Kinde von Brabant!“ -

Sophia zog aus Hessen vor Eisenach; da man die Thore verschlossen, und sie nicht einlassen wollte, nahm sie eine Axt, und hieb in Sanct Jörgenthor, daß man das Wahrzeichen zweihundert Jahre hernach noch in dem Eichenholz sah. –

Die Chroniken erzählen, jener Mann sey ein Bürger aus Eisenach, Namens Welspeche, gewesen; und weil er den Meißnern nicht huldigen wollen, zwei Mal mit der Blide über die Burgmauer in die Stadt geworfen worden, aber unverletzt geblieben. Als er immer standhaft bei seiner Aussage verharrte, wurde er zum dritten Mal hinabgeschleudert, und verlor sein Leben.





559.
Frau Sophiens Handschuh.
Imhofs handschriftliche Chronik von Hessen und Thüringen.

Bl. 33. und in Senkenberg selecta Bl. 325 - 328.
cf. hist. Thuring. ap. Pistor. l. p. 1329. (edit. 1731.)


Als Sophia mit ihrem dreijährigen Sohn aus Brabant nach Hessen kam, zog sie gen Eisenach, und hielt eine Sprache mit Heinrich, Markgraf von Meißen,

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_369.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)