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auf Pferde, ritten Nachts von der Burg in den Wald, doch nicht so heimlich, daß es nicht die eisenacher Wächter gewahrt hätten; die jagten ihm stracks nach, in der Flucht begann das Kindlein heftig zu schreien und weinen. Da rief Friedrich der Amme zu, die er vor sich her reiten ließ: „was dem Kinde wäre? sie sollte es schweigen.“ Die Amme sprach: „Herre, es schweiget nicht, es sauge denn.“ Da ließ er den ganzen Zug halten, und sagte: „um dieser Jagd willen soll meine Tochter nichts entbehren, und kostete es ganz Thüringerland! Da hielt er mit dem Kinde, und stellte sich mit den Seinen zur Wehre so lange, bis sich die Tochter satt getrunken hatte; und es glückte, daß er die Feinde abhielt, und ihnen hernach entrann.




562.
Otto der Schütze.

Senkenberg selecta III. 352 - 363.
Spangenbergs Adelspiegel TH. 2. Buch 9. Cap. 3.
J. H. Schminke Untersuch. von Otto dem Schützen.


Landgraf Heinrich der eiserne zu Hessen zeugte zwei Söhne und eine Tochter; Heinrich, dem ältesten Sohne, beschied er, sein Land nach ihm zu besitzen; Otto, den andern, sandte er auf die hohe Schule, zu studieren und darnach geistlich zu werden. Otto hatte aber zur Geistlichkeit wenig Lust, kaufte sich zwei gute Roß, nahm einen guten Harnisch und eine starke Armbrust, und ritt unbewußt, seinem Vater aus. Als

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_373.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)