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Die Blumen. An A. L.

Jedesmal, flieg’ ich mit dir die fröhlichen Reihen im Tanz hin,
Ganz das Auge gesenkt auf die geliebte Gestalt:
Seh’ ich die liebliche Brust mit neuen Blumen geschmücket,
Wechselnder Duft entsteigt süß dem umhüllenden Flor.

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Still bald schmiegt sich das Veilchen, die Rose bald knospet am Busen,

Bald der Levkoje Glanz breitet in Fülle sich aus.
Unter der Farben Pracht und unter dem duftigen Wechsel
Schuldlos wallet und rein immer dieselbige Brust.
Und auf dem weißen Grund entfalten sich schöner die Blumen,

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Fröhlich steiget der Duft auf aus dem herrlichen Beet.

So auch änderst du hold in süßem Gespräche die Rede,
Miene, Blick und Gestalt wechselt wie Blum’ und wie Duft.
Aber unwandelbar bleibt und regt sich in ewiger Güte
Hinter der Worte Drang stille dein schönes Gemüth.

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Wie denn dein Busen die Blumen verklärt, so steigen die Worte.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutscher Dichterwald. Von Justinus Kerner, Friedrich Baron de La Motte Fouqué, Ludwig Uhland und Andern. J. F. Heerbrandt’sche Buchhandlung, Tübingen 1813, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Dichterwald_148.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)