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Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort

11.
Er schrie auf sein Gesinde,

sie sollten ein Licht anzünden,
sie sollten zünden ein Kerzenlicht –
das Bräutlein schon verschieden liegt.

12.
Und als der erste Morgen ankam,

die Hochzeitgäste zusammen kamn:
Ach Bräutgam, lieber Bräutgam mein,
wo hast du denn dein Bräutelein?

13.
„Ist drinnen in der Kammer,

legt sich die Kleider zusammen.“
Hat sie der Kleider denn gar so viel,
daß sie uns nicht mehr sehen will?

14.
Und als der zweite Morgen ankam,

der Braut ihr Bruder und Schwester kamn:
Ach Schwager, lieber Schwager mein,
wo hast denn unser Schwesterlein?

15.
„Ist oben auf dem Saale,

sie zählt die Hochzeitthaler.“
Hat sie der Thaler denn gar so viel,
daß sie uns nicht mehr sehen will?

16.
Und als der dritte Morgen ankam,

der Braut ihr Vater und Mutter kamn:
Ach Sohn, herzliebster Sohne mein,
wo hast denn unser Töchterlein?

17.
„Nun darf ich nicht mehr lügen

und Vater und Mutter betrügen:
sist heute schon der dritte Tag,
daß meine Jungfer Braut auf der Bahre lag.“

18.
Der Bruder zog sein blankes Schwert

und hieb dem Markgrafen das Haupt zur Erd:
„„Hier hast du dein verdienten Lohn,
was du meiner Schwester hast angethan!

19.
„„Lieg, Häuptlein, nun im Blute,

meiner jüngsten Schwester zu gute!
lieg, Häuptlein, nun und faule,
um dich wird Niemand trauren!“ –

20.
Man that sie beide begraben

nach christlichem Verfahren;
man trug die Braut ins Gotteshaus,
den Bräutgam weit ins Feld hinaus.

21.
Und als es kam um den dritten Tag,

da wuchsen drei Lilien aus ihrem Grab;
man konnts mit goldnen Buchstaben lesen,
der Bräutgam sei unschuldig gewesen.

2. Und als er in das Schiff nein trat, das Schwert ihm aus der Scheide sprang; es sprang der Jungfer Braut auf ihren Schooß, das Blut im ganzen Schiff rum floß. – 4. Er schrie (rief) den Hochzeitleuten, sie sollten sachte schreiten. – 7. Sie führten die Braut zu Tische und brachten ihr gebackne Fische (Wildbrät und Fische), sie schenkten ihr ein vom besten Wein (ein roth Glas Wein), die Jungfer Braut sollte brav lustig sein. – 8. Die Braut die rückte zur Ecke, sie bat die Mutter ums Bette. ‚‚‚Hat man es wol jemals gehört, daß eine Jungfer Braut zu (ins) Bette begehrt!‘‘‘ – 9. Sie führten die Braut (sie leuchten der Braut) zu Bette mit 24 (44) Kerzen, mit 24 (44) Saitenspiel wird meine Jungfer Braut zu Bette geführt. – 21. Was wuchs aus ihrem Grabe? drei Lilien mit goldnen Buchstaben: geht, grabt mir meinen Bräutgam aus, bringt ihn zu mir ins Gotteshaus!

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_041.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)