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Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort

11.
„Und wenn du mirs nicht glauben willst,

so geh an meine Kiste hin;

12.
„Darin thut es geschrieben stehn,

da kannst du es mit Augen sehn.“

13.
Und als sie an die Kiste trat,

rannen ihr die Thränen die Backen rab.

14.
‚‚‚Ach bringt mir Weck, ach bringt mir Wein!

das ist mein jüngstes Schwesterlein.‘‘‘

15.
„Ich will kein Weck, ich will kein Wein!

will nur ein kleines Särgelein.“

(Vgl. „Des Knaben Wunderhorn.“ 1, 83. – Neuste Aufl. 1, 94.)


30b. Des Markgrafen Töchterlein.
(Mündlich, aus der Gegend von Bonn, Cöln etc.)
1.
Es war ein Markgraf überm Rhein,

der hatte drei stolze Töchterlein. :|:

2.
Die Erste zog ins Oesterreich,

die Andre in den grünen Zweig.

3.
Die Dritte zog dem Spielmann nach,

sie zog ihm sieben Jahr lang nach.

4.
Und wie die siebn Jahr umme warn,

brauns Mädchen verlangt in ihr Vaterland.

5.
„Ach Spielmann, liebster Spielmann mein,

ach spiel mich in mein Vaterland nein!“

6.
Der Spielmann war ein getreuer Mann,

er spielt das Mädchen in ihr Vaterland;

7.
Wol in ihr Land, wol vor ihre Thür,

er klopft mit seinem Goldringlein dafür.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 102. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_102.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)