Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
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er ließ Sanct Catharina vors Gerichte kommn;
er zog heraus sein blankes Schwert
und hieb Sanct Catharina ihr Häuptlein zur Erd.
da saß auf der Erd ein Engel und sang:
Sanct Catharina ist ein himmlische Braut,
dieweil ihr der Kaiser genommen das Haupt.
die heilige Jungfrau Samt Catharein,
Sanct Catharina war ein reine Magd,
das war dem Heiden bald gesagt.
wo Jemand Sanct Catharina fand?
Der Heid sprach Sanct Catharina an,
sie sollt nach seinem Willen thun.
mach dich zu einer Kaiserin zuhand.“
Samt Catharina sprach: ‚‚‚Das thu ich nicht!
kein heidnischen Mann den mag ich nicht.‘‘‘
darin lag mancher giftiger Wurm;
sie lag bis auf den eilften Tag,
daß sie weder Speis noch Trank empfang.
da trat der Heid zum Thurn hinzu;
er stieß die Thür auf mit Gewalt
und ruft Sanct Catharina bald.
daß dich die Würm nicht haben verzehrt?“
‚‚‚Das hat gethan ein heiliger Mann,
Jesus Christus mein Bräutigam.‘‘‘
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin, Preußen 1856, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_164.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)