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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

stattfindet), verleiht, so wie eine Vorrichtung, welche jenen Vorgang vermittelt. Ersterer ist aber der Athmungsprozeß, durch welche der das dunklere Blut wieder hochroth färbende Sauerstoff aus der umgebenden Luft in den Körper gebracht wird; letztere besteht aus den dabei thätigen und dazu behülfreichen Organen oder Werkzeugen. Wesen und Bestimmung des Athmungsprozesses ist daher diese Aufnahme des Sauerstoffes, das Athmen zur Ernährung unentbehrlich, die erste Bedingung des thierischen Lebens. Der Sauerstoffgehalt der Luft macht aber auch die Luft allein wiederum für den thierischen Organismus athembar, indeß eben nur in der Mischung, wie ihn die atmosphärische Luft darbietet. Nur durch diese Mischung kann der Athmungsvorgang auf die Dauer und ohne Nachtheil unterhalten werden, und dabei erträgt der Körper die sonst noch zugemischten Luftarten ganz wohl, während der ganz reine Sauerstoff nicht im Stande ist, das Leben zu erhalten, und andere Luftarten theilweise sogar sehr schnell, wenn sie eingeathmet werden, einen verderblichen, vergiftenden und somit tödtenden Einfluß ausüben. Das thierische Leben erlischt also sowohl da, wo keine Luft ist, sowie wo der nöthige Sauerstoff fehlt. Darüber wenigstens wollen wir dem Leser ein paar kleine Versuche mittheilen, die das Gesagte bestätigen.

Die Luftpumpe ist eine Maschine, womit man einen bestimmten Raum, in den die äußere Luft nicht nachdringen kann, also z. B. eine Glasglocke, von der in ihm eingeschlossenen Luft entleeren kann. Bringt man nun irgend ein kleines Thier in jenen Raum, so bemerkt man, wie dasselbe mit dem zunehmenden durch das Auspumpen hervorgebrachten Mangel an Luft immer unruhiger wird und endlich scheintodt niederfällt, auch wirklich sterben würde, wenn man nicht zu rechter Zeit die erlöschen wollende Flamme des Lebens durch Einpumpen neuer Luft anfacht. Umgiebt man eine Glasglocke mit Wasser, so sperrt dies gleichfalls die äußere Luft ab. Bringt man nun ein Thier in den abgesperrten Luftraum, so beobachtet man gleichfalls die Erscheinungen des ersteren Falles, nur etwas langsamer. Das Thier verzehrt durch Einathmen den Sauerstoff der es umgebenden Luft; und wenn keiner mehr vorhanden ist, so stirbt es an Erstickung. Das Absterben der Fische in nicht erneuertem Wasser erklärt sich ähnlich, und ebenso die nachtheiligen Wirkungen des Zusammenseins vieler Menschen in engen Räumen, wenn die Lufterneuerung eine sehr geringe, verhältnißmäßig fast gar keine ist. Vielleicht erinnert sich Mancher der Leser des schrecklichsten Beispiels dieser Art in jener schwarzen Höhle von Calcutta, in der eine große Anzahl in dem Kampfe mit dem Beherrscher von Mysore gefangener Engländer zu Grunde ging. Dabei kommen indeß noch andere Verhältnisse in’s Spiel als die Verzehrung des Sauerstoffes, die uns hier zu weit führen würden.

Da wir das Nähere des Athmungsherganges nicht darlegen können, ohne die dabei wirksamen Organe zu nennen, so wird es die Deutlichkeit unterstützen, wenn wir die Beschreibung dieser letztern hier folgen lassen.

Zu den Athmungsorganen gehören: 1) der Brustkasten mit der Brusthöhle, welcher seitlich aus den Rippen (12 auf jeder Seite), hinten von 12 Brust-Wirbeln und vorn vom Brustbeine gebildet wird und durch Muskeln (Athmungsmuskeln), unter denen das Zwergfell (l) der wichtigste ist, wie ein Blasebalg erweitert und verengt werden kann. 2) Die Luftwege und Luftbehälter oder Lungen, von welchen die erstern die Luft in die Brusthöhle zu kleinen Bläschen in den Lungen leiten und aus der Nasen- und Mundhöhle, dem knorpligen Kehlkopfe (o) und der aus knorpligen Halbringen zusammengesetzten Luftröhre (n) mit ihren Verzweigungen bestehen. Die Luftröhre verbreitet sich nämlich mit mehreren größern Zweigen baumförmig innerhalb der Lungen, indem sie sich in immer enger werdende Aestchen (Röhrchen) zertheilt und endlich in zarte Säckchen, Luft- oder Lungenbläschen genannt, endigt. Die dünnen Wände dieser Bläschen werden von einem äußerst feinmaschigen Netze ganz enger Blutgefäßchen (Haarröhrchen) umsponnen, welche dunkelrothes Blut aus der Lungenpulsader (g), die aus der rechten Herzkammer entspringt, empfangen und dasselbe, nachdem es eine Zeit lang an der Wand der Bläschen hinfloß, hellroth durch die Lungenblutadern (h) zum linken Vorhofe des Herzens zurück schicken. Diese Verwandelung der Farbe des Blutes aus dem Dunkeln in das Hellrothe geschieht dadurch, daß während des Durchfließens des dunkelrothen Blutes durch die Haarröhrchen der Lungenbläschen dasselbe Kohlensäure, welche es dunkel machte, nach den Höhlen und in die Luft der Bläschen hin abgiebt, dafür aber Sauerstoff, welcher das Blut hell röthet, in sich aufnimmt. Der Austausch von Kohlensäure und Sauerstoff geht durch die Bläschenwände hindurch vor sich. Die Lungenbläschen (etwa 1800 Millionen an Zahl) setzen in Verbindung mit größern und kleinern Aestchen der Luftröhre, so wie mit Blut- und Lymphgefäßen, mit Nerven und Zellgewebe, die rechte und linke Lunge zusammen, deren Gewebe also der vielen lufthaltigen Bläschen wegen sehr locker und schwammig, der zahlreichen Blutgefäße halber aber sehr blutreich sein muß. Die Gestalt jeder Lunge ist die eines Kegels; die Spitze ragt oben bis zum Halse, ihr breiter Theil oder die Grundfläche ist ausgehöhlt und ruht unten auf dem Zwerchfelle. Die rechte Lunge ist in 3 Abtheilungen oder Lappen (a. b. c.), die linke, welche einen Theil des Herzens (f) überdeckt, nur in 2 Lappen (d. e.) getheilt; jeder Lappen besteht wieder aus einer Menge kleiner Läppchen, die von einem Häufchen von Luftbläschen gebildet werden. Der äußere gewölbte Umfang jeder Lunge stößt an die Brustwand, die innere etwas hohle Fläche umfaßt das Herz. 3) Die Brustfelle, welche ebenfalls noch mit zu den Athmungsorganen gehören und die Lungen in ihrer Lage erhalten, stellen 2 dünnhäutige, vollständig geschlossene Säcke oder Blasen dar, von denen die eine in der rechten, die andere in der linken Brusthälfte ihre Lage zwischen Lunge und Brustwand einnimmt, indem die äußere Partie jedes dieser Säcke an die Brustwand, die innere an die Oberfläche der Lunge fest angewachsen ist. Im Innern des Brustfellsackes befindet sich etwas Flüssigkeit, welche die innere Oberfläche des Sackes glatt und schlüpfrig erhält, damit bei den Bewegungen der stets dicht an der Brustwand anliegenden Lunge sich diese nicht an der Brustwand reiben und entzünden könne. – Auf der beigefügten Figur zeigt sich in dem vorn geöffneten Brustkasten das seines Herzbeutels beraubte Herz mit den großen Blutgefäßen; die Lungen, aber ohne Brustfelle, die Luftröhre mit dem Kehlkopfe; das Zwerchfell und die zunächst unter diesem, in der Bauchhöhle liegenden Organe.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_172.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)