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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

Bauchspeichels vor sich. Der Rest der eiweißartigen Nahrungsmittel, welche vom Magensafte nicht aufgelöst wurden, werden noch durch den Darmsaft flüssig gemacht; die im Speisebreie noch vorhandene Stärke verwandelt sich durch die Einwirkung des Bauchspeichels und des Darmsaftes in Zucker; die fetten Substanzen dagegen werden durch die Galle und den Darmsaft (vielleicht auch mit durch den Bauchspeichel) in so feine Partikelchen zertheilt, daß jetzt das flüssige Fett wie eine Mandelmilch aussieht. Auf diese Weise ist abermals wie im Magen ein großer Theil des Speisebreies, und zwar der gute lösliche, flüssig gemacht worden und kann nun als Speisesaft (Chylus) von den Saugadern der Dünndarmwand aufgesogen und durch die Gekrösdrüsen hindurch in das Blut geschafft werden, um dasselbe zur Ernährung des Körpers tauglich zu erhalten. Damit aber die Aufsaugung des Speisesaftes im Dünndarme recht lebhaft vor sich gehen könne, ist die Schleimhaut desselben mit unzähligen feinen Zotten besetzt, in denen Saugadern wurzeln. Je weiter der Speisebrei im Dünndarme herunterrückt, um so mehr wird natürlich der flüssige Speisesaft von den Saugadern herausgesogen und so gelangt endlich größtentheils Festes und Untaugliches in den Dickdarm. Daß die Nahrungsstoffe bei ihrem langsamen Durchrücken durch den Dünn- und Dickdarm nicht in Fäulniß übergehen, daran ist die Galle Schuld, welche auch noch zur Verdünnung des Speisebreies und zur Tilgung der Säure in demselben beiträgt. Ist der Rest des Speisebreies aus dem Dünndarme in den Dickdarm übergegangen, so nimmt nun die

Dickdarm- oder Nachverdauung ihren Anfang, bei welcher der Rest des Speisebreies allmälig die Beschaffenheit des Kothes annimmt. – Der weite oder Dickdarm beginnt unten in der rechten Seite des Bauches mit dem Blinddarm (v), an welchem sich ein regenwurmähnliches Anhängsel, der Wurmfortsatz (w) befindet, steigt dann in der rechten Seite des Bauches als aufsteigender Grimmdarm (x) bis zur Leber in die Höhe, läuft von hier als Quergrimmdarm(y) dicht unterhalb des Magens quer nach links zur Milz herüber und wendet sich nun in der linken Seite des Bauches als absteigender Grimmdarm (z) nach abwärts, um mit einer Sförmigen Krümmung in den Mastdarm (tz) auszulaufen, dessen Ausgang der After ist. – Der Rest des Speisebreies, welcher den Dickdarm passirt und endlich durch den Stuhlgang entfernt wird, besteht fast nur aus unlöslichen und nicht nahrhaften Bestandtheilen der genossenen Nahrungsmittel, so wie aus Darmschleim und zersetzter Galle. Je mehr also Jemand unlösliche Stoffe mit der Nahrung genießt, um so mehr Reste derselben muß er wieder ausleeren, während beim Genusse leicht löslicher und zum größten Theile aufsaugungsfähiger Stoffe der Stuhlgang nur sehr sparsam sein kann. Der eigenthümliche Geruch des Kothes, so wie die Luftentwickelung im Dickdarme rührt von der Zersetzung (Fäulniß) der Galle und der Nahrungsreste her. Sollte sich in dem Dickdarminhalte noch etwas Nahrhaftes befinden, so wird es durch den Dickdarmsaft aufgelöst und von den Saugadern weggesogen, um auch noch in das Blut geführt zu werden.

Hiernach ist die Einrichtung bei der Verdauung unserer Nahrungsmittel so getroffen, daß die eiweißartigen Substanzen durch den Magen- und Darmsaft, die fetten Materien durch die Galle und den Darmsaft, die stärkehaltigen Stoffe durch den Mund- und Bauchspeichel, so wie auch durch den Darmsaft aufgelöst und umgeändert, verdaut und dadurch zur Aufsaugung geschickt gemacht werden. Alle übrigen löslichen Bestandtheile der Speisen werden nur schlechtweg aufgelöst und aufgesogen, ohne vorher eine weitere Veränderung zu erleiden; die unlöslichen Reste der Nahrungsstoffe bilden zuletzt den Koth. Die Verdauung der drei hauptsächlichsten festen Ernährungsmaterien besteht aber darin, daß die festen eiweißartigen Substanzen in eine Art flüssigen Eiweißes (Pepton), die Stärke in Zuckerlösung, die Fette in eine Art Mandelmilch verwandelt und dann mit den übrigen aufgelösten Stoffen (Zucker, Salze) von den Saugadern als Speisesaft aufgesogen werden. Ein guter, das Blut und durch dieses den Körper gehörig ernährender Speisesaft, dessen Bereitung eben Zweck der Verdauung ist, kann demnach nur aus solchen Nahrungsmitteln gebildet werden, welche die Stoffe in sich enthalten, aus denen unser Körper zusammengesetzt ist. Von den Nahrungsmitteln wird deshalb der nächste Aufsatz handeln.

(B.)  




Eine Wallfahrt nach Shakspeare’s Geburtsort Stratford.

Es war am ersten Osterfeiertage dieses Jahres, als wir, d. h. ich und noch zwei deutsche Landsleute, von London aus einen Abstecher nach dem durch Shakspeare’s Namen und Ruhm geweihten Ort beschlossen. Die Sonne schien heiter und lebenbringend auf die fruchtbaren und grünen Hügel des Landes nieder und in kurzer Zeit waren wir in einem jener luxuriösen fliegenden Salons, welche uns das Eisenbahnsystem gebracht hat, und dahin ging es in brausender Eile auf unserem Wege. In demselben Coupè mit uns waren zwei Engländer, der eine wollte predigen, der andere seine Andacht verrichten in einem Tempel von Menschenhänden gemacht. Ich konnte mich der Vorstellung nicht enthalten, wie mild und schön der Geist der christlichen Religion sei, welcher uns erlaube in die Ferne zu wandern, in edlerer Gemeinschaft und in einem schöneren Tempel unsere Anbetung zu verrichten. In der nächsten Station verließen uns unsere beiden englischen Reisegefährten und wir waren im Nu in Warwick, wo uns gerade noch Zeit genug blieb, einen flüchtigen Blick auf die Ruinen zu werfen, die ein vortreffliches Probestück bieten von den makellosen Schätzen, welche von dem herrlichen Glanze des Ritterthums auf diese unpoetische und baumwollene Zeit überkommen sind. Der Betrachter, welcher seinen Stand auf der Brücke, die über die Avon führt – genommen hat und auf das ergraute, ehrwürdige Burgschloß schaut, wie es da liegt auf seinem hohen Felsen, sieht sich nothgedrungen in die Zeit zurückversetzt, wo Richard Nevil – der brave und stolze Königmacher –

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_235.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2020)