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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

andere in die Zusammensetzung der meisten Körper eingehen. Gewöhnlich besteht aber ein Körper nur aus 2 bis 4, höchstens aus 6 bis 7 Elementen und nur in dem Menschen, sowie in den höhern Thieren und Pflanzen trifft man auf 15 bis 18. – Daß nun aber diese Elemente so sehr mannigfaltige Körper zusammenzusetzen im Stande sind, liegt darin, daß ihnen selbst und auch den Verbindungen mehrerer derselben eine sehr verschiedenartige Anziehungskraft zu einander innewohnt, welche der Chemiker Wahlverwandtschaft, Affinität, nennt, und daß diese Verwandtschaft durch eine Menge von Einflüssen (wie durch Wärme, Licht, Luft, Wasser, Elektricität, Magnetismus u. s. w.) leicht verrändert, verstärkt und vermindert, und ebenso zur Trennung, wie zur Bildung neuer Verbindungen benutzt werden kann. Am deutlichsten zeigt sich die chemische Verwandtschaft bei organischen (belebten, beseelten) Körpern (zu denen der Mensch, das Thier und die Pflanze gehört) und zwar nach deren Tode, denn mit dem Aufhören des Lebens treten die Elemente dieser Körper mit Hülfe von Wärme, Luft und Wasser so auseinander und vereinigen sich wieder zu so ganz andern Körpern, daß auch nicht die geringste Spur von dem Früheren zurückbleibt, obschon auch nicht das kleinste Theilchen davon verloren gegangen ist. Dasselbe ist der Fall beim Verbrennen von Gegenständen und überhaupt bei allen Veränderungen, welche vor unsern Augen vor sich gehen. Der Grund, daß eine so große Mannigfaltigkeit bei der Bildung der vielen Naturgegenstände aus so wenig Stoffen erzielt werden konnte, liegt darin, daß ein ganz kleines Theilchen eines Grundstoffes mehr oder weniger in einem Körper schon eine bedeutende Veränderung im Ansehen und der Beschaffenheit desselben hervorruft.

Die Elemente, von denen nur wenige (4) luftförmig, die meisten fest sind, trennt die Chemie in nichtmetallische und metallische, die ersteren wieder in gasförmige und feste, die letzteren in leichte und schwere (unedle und edle). – A. Zu den nichtmetallischen Grundstoffen gehören: a. luftförmige: 1. der Sauerstoff; 2. der Wasserstoff; 3. der Stickstoff und 4. das Chlor. b. feste: 5. der Kohlenstoff; 6. der Schwefel; 7. der Phosphor; 8. das Jod; 9. das Brom; 10. das Fluor; 11. das Selen; 12. das Bor; 13. das Silicium; 14. das Arsen. – B. Die metallischen Elemente sind: a. leichte Metalle (welche niemals in gediegenem Zustande, sondern immer in Verbindung mit andern Stoffen vorkommen und benutzt werden): 15. Kalium; 16. Natrium; 17. Lithium; 18. Baryum; 19. Calcium; 20. Strontium; 21. Magnesium; 22. Aluminium; 23. Beryllium oder Glycium; 24. Zirkonium; 25. Norium; 26. Yttrium; 27. Erbium; 28. Terbium; 29. Thorium; 30. Lanthanium; 31. Cerium; 32. Didymium; 33. Aridium; 34. Tellur. b. Schwere edle Metalle (welche an der Luft ihren Glanz behalten und meist gediegen angetroffen werden): 35. Platin; 36. Gold; 37. Silber; 38. Quecksilber; 39. Palladium; 40. Rhodium; 41. Iridium; 42. Ruthenium; 43. Osmium. c. Schwere unedle Metalle (die an der Luft ihren Glanz verlieren und nur selten gediegen gefunden werden): 44. Eisen; 45. Blei; 46. Kupfer; 47. Zink; 48. Zinn; 49. Wismuth; 50. Spiessglanz; 51. Mangan; 52. Nickel; 53. Kobalt; 54. Chrom; 55. Wolfram; 56. Molybdän; 57. Tantal; 58. Niobium; 59. Pelopium; 60. Titan; 61. Uran; 62. Vanadin; 63. Kadmium. – Betrachten wir jetzt die wichtigsten dieser Elemente näher.

Der Sauerstoff, das Sauerstoffgas (Oxygen), im Jahre 1774 als Element entdeckt, ist insofern der wichtigste aller Grundstoffe, als derselbe in der Natur der verbreitetste und in der größten Menge vorhandene Stoff ist (er soll 1/3 der ganzen Erde ausmachen), weil ferner derselbe überall, wo irgend Etwas auf unserer Erde entsteht, oder scheinbar untergeht (durch Feuer, Fäulniß u. s. f.), betheiligt ist und weil dieser Stoff hauptsächlich es ist, welcher das Leben des Menschen und der Thiere mit Hülfe des Athmens unterhält, weshalb er auch Lebensluft genannt wird. Sauerstoff heißt er aber darum, weil er zur Bildung von fast allem Sauren beiträgt. – Der Sauerstoff ist ein farb- und geruchloses Gas, welches unter allen Elementen die größte Neigung hat, sich mit andern Körpern zu verbinden; es findet sich vorzugsweise in der atmosphärischen Luft und im Wasser vor und besitzt die auffallende Eigenschaft, daß brennbare Körper in demselben mit ungemeiner Lebhaftigkeit (Schnelligkeit und Helligkeit) verbrennen, obschon er selbst nicht brennt. Man pflegt das Verbinden dieses Stoffes mit einem andern Elemente oxydiren und das Produkt dieser Verbindung Oxyd zu nennen. Wenn z. B. Eisen an der Luft rostet, verbindet es sich mit Sauerstoff, es oxydirt sich und so hat sich dann Eisenoxyd (der Rost) gebildet. Der Akt der Vereinigung des Sauerstoffs mit einem andern Stoffe ist stets von Wärmeentwickelung und oft auch von Lichtbildung begleitet; man nennt diesen Vorgang, wenn sich der Sauerstoff unter Licht und Wärmeentwickelung mit einem andern Körper verbindet, Verbrennung und der Chemiker bezeichnet sogar jede Verbindung eines Körpers mit Saurstoff als ein Verbrennen. Leichter und schneller findet eine solche Verbindung in der Wärme als bei kalter Temperatur statt und deshalb verdirbt auch im Sommer das Aufbewahrte in Küche und Speisekammer weit leichter als im Winter. Dagegen läßt sich aber auch in andern Fällen der Sauerstoff durch die Hitze aus seinen Verbindungen vertreiben und darum kann eine Hausfrau Milch auch im Sommer monatelang gut erhalten, wenn sie nur dieselbe täglich einige Male abkocht und dadurch den Sauerstoff aus der Milch heraustreibt, welcher den Milchzucker in Milchsäure umzuwandeln, die Milch sauer zu machen strebt. – Im menschlichen Körper besorgt der Sauerstoff, welchen wir durch das Einathmen atmosphärischer Luft in unsere Lunge und in das Blut aufnehmen, nicht nur fortwährend die Neubildung aller Gewebe und Organe, sowie die Entfernung alter abgestorbener Bestandtheile (den Stoffwechsel oder das Leben), sondern er verbrennt auch mehrere Stoffe und erzeugt auf diese Weise die Eigenwärme des Körpers. Bei dieser Verbrennung bildet sich ein schädlicher Stoff, die Kohlensäure, welche hauptsächlich durch die Lunge beim Ausathmen aus dem Körper ausgeführt wird. (In No. 16. u. 17.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_303.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)