Seite:Die Gartenlaube (1853) 524.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

von einem Pferde, um nach Herzenslust auszufahren, um in seinem eigenen Sperrsitze seine Lieblingsschauspieler zu sehen. Sein höchster Ehrgeiz, sein Utopien bestand darin, in einem kleinen weißen Landhäuschen mit grünen Jalousien seine alten Ideale zu vereinigen. Surville, Francisque, St. Ernest und Chilly, und in Paris zuweilen Lacressonnière und Deshapes zu besuchen, vielleicht Christian und Bavasseur vom Theater des folies zu dutzen und bei hellem Tage mitten auf dem Boulevard die Damen vom Theater zu grüßen. Dies war der Beweggrund, der unsern Erfinder stachelte, der Stern, der ihn zu Entdeckungen geführt hat.

Die Marktweiber (les dames de la halle), welche den ganzen Tag der unangenehmsten Witterung ausgesetzt sind, bedienen sich sieben Monate lang kleiner viereckiger Kästchen, die inwendig mit Blech beschlagen sind und Chausserettes heißen, oder auch jener abscheulichen Thontöpfe, die man gueux, Lumpenkerls, heißt. Sie setzen dieselben zwischen die Knie, um sich die Finger zu erwärmen. Diese Damen lassen sich ihre Wärmkästchen oder gueux täglich 1–2 Mal von den nahen Kohlenhändlern herrichten, zahlen 3 Sous für beide Male und müssen oft lange warten, bis es den Herren Auvergnaten beliebt, daran zu denken oder früh aus dem Bette zu kriechen. Diese unentbehrlichen Herren schliefen bisweilen bis in den hellen Tag hinein.

Jannier war Zuläufer am Markte, d. h. er verrichtete ungefähr Alles, was man von ihm verlangte; er war Lastträger, Eckensteher, Botenläufer u. s. w. Jannier hatte also, während er in langen Nächten auf Arbeit wartete, die Nachlässigkeit der hohen Bankiers vom Kohlenhandel bemerkt und beschloß, sie auszustechen. Er hatte einen Einfall, der, wenn er gut angewendet wurde, den Erfinder unfehlbar zu jener ersehnten Behäbigkeit führen mußte – zu dem geträumten Sperrsitze.

Er sagte zu sich selbst: Ich kann zu meinem Ziele nur gelangen, wenn ich bessere und wohlfeilere Waare liefere, meinen Kunden mit Gefälligkeit zuvorkomme,




Ein Sonntag in Altbayern.




Es blinkt der Morgen durch den Wald
In heit’rer Sonntagshelle,
und von der grünen Höhe schallt
Das Glöcklein zur Kapelle.
0 In bauschig-faltenreichem Putz
0 Die Frauen in des Mannes Schutz,
Die Kinderlein zur Seite,
0 Ein frommes Buch in jeder Hand,
0 Und ehrbarlich den Schritt gewandt, –
Zieh’n sie sie durch frische Weite.

Vor der Kapelle hingestreckt
Der Hörer dichte Reihen:
Des Priesters Wort erbaut, erweckt
Die Herzen auch im Freien.
0 Doch wenn nun Gottes Wort erbaut
0 Die Seelen hat: dann umgeschaut
Nach einem andern Orte.
0 Und sieh, er winkt mit blankem Schild, –
0 Und sieh, es treibt und drängt und quillt
Hin durch die nahe Pforte.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 516. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_524.jpg&oldid=- (Version vom 15.4.2020)