Seite:Die Gartenlaube (1853) 564.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853)

habe er 12 bis 15 junge Männer erblickt, alle bewaffnet um einen Tisch herum sitzend, auf welchem mächtige Haufen Gold gelegen, in die sie sich getheilt und dabei unter Gelächter in gebrochen Deutsch Spottreden auf die Bewohner dieser Gegend geführt hätten. Einer darunter, der einen reich mit Edelsteinen besetzten Leibgurt getragen habe, in welchem Dolch und Pistolen befestigt gewesen wären, habe den Vorsitz geführt und gewiß sei dies kein Anderer gewesen als der in der Bärenmühle wohnende Fremde, der, ehe sich diese Bande getrennt hätte, bestimmt habe, daß zwei Tage später die letzte Versammlung ebenfalls wieder in der Trebnitzmühle sein solle, da diese unbewohnt sei, und von welcher die Sage gehe, daß der böse Feind dort sein Wesen treibe.

„Nun seht!“ schloß der Feldmeister seine Rede; „es liegt doch klar am Tage, daß dies Gesindel nichts Geringeres treibt als Raub und Mord, denn woher sollte ihnen sonst das viele Geld kommen, und am Kürzesten wäre es, man höbe die Sippschaft morgen Nacht in der Trebnitzmühle auf, denn eben morgen ist dort die letzte Versammlung.“

(Schluß folgt.)




Atmosphäre und atmosphärische Luft.

Alles was lebt, lebt nur in atmosphärischer Luft. Deshalb ist diese überall, wo sich Leben zeigt und wo man Pflanzen, Thiere und Menschen antrifft. Sie umgiebt nicht blos einem Ringe gleich unsern Erdball, als Atmosphäre, Dunst- oder Luftkreis, sondern sie dringt auch in die feinsten Lücken der Erdrinde ein und mischt sich allen Gewässern bei. – Die atmosphärische Luft stellt ein farbloses, geruch- und geschmackloses Gas dar, welches aus zwei luftförmigen Grundstoffen zusammengesetzt ist, nämlich aus Stickstoff und Sauerstoff (s. Gartenlaube Nr. 28), und deshalb ganz mit Unrecht früher zu den Elementen gerechnet wurde. Diese beiden Grundstoffe sind nun aber nicht etwa mit einander innig verschmolzen und stellen eine chemische Verbindung dar, sondern sind nur unter einander gemengt. In 100 Gewichtstheilen atmosphärischer Luft befinden sich 77 Theile Stickstoff und 23 Theile Sauerstoff, und diesem Gemenge ist dann noch eine, nach Zeit und Ort sehr veränderliche Menge von Wasser, als unsichtbares Wassergas oder sichtbarer Wasserdunst, von Kohlensäure und Ammoniak, sowie von einigen andern, dem Menschen mehr oder weniger nachtheiligen Gasarten beigemischt. Auch feste organische und unorganische Substanzen in feinerer Zertheilung, wie Staub, Pflanzensamen und Eier von Infusionsthierchen, können sich in der Luft schwebend erhalten. Was die beiden eigentlichen, die Luft zusammensetzenden Gase, den Stickstoff und Sauerstoff, betrifft, so bleiben diese fast immer und überall in demselben Verhältnisse zu einander und nur in selteneren Fällen und in geschlossenen Räumen können sie um ein Geringes an Menge abweichen. –

Ihrer chemischen Zusammensetzung wegen ist die atmosphärische Luft für Pflanze, Thier und Mensch durchaus unentbehrlich, und während Thiere und Menschen vorzugsweise den Sauerstoff zum Leben bedürfen, lebt die Pflanze vom Wasserdunste, von der Kohlensäure und dem Ammoniak. Aber nur in ihrer richtigen Zusammensetzung kann die Luft das Leben dieser organischen Körper erhalten, da die genannten Gase für sich allein den Lebensprozeß zu unterhalten nicht geeignet sind. Es trägt auch ferner noch die Luft, ihres Sauerstoffgehaltes wegen, zum Verbrennen, Verwittern, Rosten, Gähren und Faulen das Meiste bei. – Was den Luftkreis betrifft, so wird dessen Höhe auf 10 bis 15 Meilen geschätzt; seine unteren, der Erdoberfläche zunächst liegenden Luftschichten bestehen aus mehr zusammengedrückter und deshalb dichterer Luft, die oberen Schichten aus dünnerer. Dichte Luft wird natürlich in einem bestimmten Raume eine (absolut) größere Menge von Gasen enthalten müssen, als dünne und der Mensch wird sonach beim Einathmen von dichter Luft mehr Sauerstoff in seinen Körper einführen, als wenn er in dünner Luft athmet, obschon das (relative) Verhältniß der Gasarten zu einander dasselbe geblieben ist.

Aber nicht blos die chemischen Bestandtheile der atmosphärischen Luft sind für die Erde und ihre Bewohner, zumal für den Menschen, von wichtigem Einflusse, sondern auch ihre physikalischen Eigenschaften, wie ihre Schwere, Dichtigkeit, Elasticität, Durchsichtigkeit, Feuchtigkeit, Bewegung, sowie ihre Fortpflanzungsfähigkeit für Licht, Wärme, Schall und Elektrizität. – Der Druck, welcher durch das Gewicht der atmosphärischen Luft auf die Erdoberfläche und auf jeden Körper auf derselben, somit auch auf den Menschen ausgeübt wird, beträgt (bei 28 Zoll Barometerstand, bei 0° Temperatur und unter dem 45. Grad geographischer Breite) auf einen Pariser Quadratfuß Fläche gegen 2216 Pfund. Somit würde dieser Druck auf die gesammte Körperoberfläche eines erwachsenen Menschen, welche etwa 14 bis 15 Quadratfuß beträgt, ungefähr 3300–3400 Pfund (über 300 Centner) ausmachen. Daß dieser enorme Druck der Atmosphäre vom Menschen nicht bemerkt und hinderlich gefunden wird, liegt darin, daß dieser Druck von allen Seiten her gleichförmig auf den Körper einwirkt, daß die in unserm Körper befindliche Luft gegen die äußere sich völlig im Gleichgewichtszustande befindet und daß das Innere unseres Körpers mit nicht zusammendrückbaren, jeden Druck zu ertragen fähigen Flüssigkeiten erfüllt ist. Die äußere Luft vermöchte uns nur dann zu erdrücken, wenn die in uns befindliche

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1853). Leipzig: Ernst Keil, 1853, Seite 556. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1853)_564.jpg&oldid=- (Version vom 1.6.2020)