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	Verschiedene: Die Gartenlaube (1855)

Ritter Ochsenlende.

Von Ludwig Storch.

Von einem König in Engelland
Vernehmt eine schöne Geschichte!
Auf seiner prächtigen Tafel fand
Er immer die besten Gerichte.

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Sein liebster Freund auf der ganzen Welt

Das war sein Küchenmeister,
Er hat ihn höher in Ehren gestellt
Als alle die größten Geister.

Rehbraten genoß er täglich schier,

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Doch Rindfleisch war ihm noch lieber,

Am liebsten Lendenbraten vom Stier;
Es ging ihm nichts darüber.

Der Küchenmeister einstens briet
Das saftigste aller Stücken;

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Beim ersten Bissen der König gerieth

In schnalzendes Hochentzücken.

In Wonnethränen glänzte sein Aug’
Auf’s Fleisch der trefflichen Lenden.
Den Mund voll Wasser strich er den Bauch

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Sich mit höchsteigenen Händen.

Und öffnete dann den weisen Mund:
„Ihr Ritter und Ihr Vasallen,
Es hat auf dem weiten Erdenrund
Mir wahrlich nichts besser gefallen,

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Als solch ein köstliches Lendenstück

In Euerm Kreis zu verspeisen;
Drum ist es billig, für solches Glück
Es zu ehren und hoch zu preisen.

Die edelste sei von aller Speis’

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Vom Könige heute geadelt!

Dem König gebeut’s, und der König weiß,
Daß Keiner darum ihn tadelt.“

Der Herrscher erhebt sich und zieht sein Schwert
Und redet mit Wohlbehagen.

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„Wir wollen, o Lendenbraten werth,

Dich heute zum Ritter schlagen!

Der König will, daß von dieser Stund’
Du sollst „Herr Ritter“ heißen.
Dich schlägt mein Schwert, ernennt mein Mund

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Zum Edelmann der Speisen.“

Und Alle sehn auf das Lendenstück
Das Schwert den König strecken.
Dann sinkt er froh in den Stuhl zurück
Und läßt sich’s vortrefflich schmecken. –

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So wurde das Ochsenlendenstück

Zum Ritter gemacht und geschlagen.
Es war ein erhabener Augenblick,
Als dieses sich zugetragen.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1855). Leipzig: Ernst Keil, 1855, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1855)_221.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)