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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

mit ihrem dichten, regenhemmenden Laubwerke und flachlaufenden Wurzeln nur schwer Rasen oder Gesträuch unter sich aufkommen läßt. Auch die Ulme zehrt mit flachen Wurzeln sehr den Boden aus, sowie die Akazie, letztere ist jedoch wegen ihrer herrlichen Blüthe empfehlenswerth, verlangt aber einen sonnigen Standort, sonst wird ihr Wuchs unförmig; auch belaubt sie sich sehr spät und macht gern Ausläufer aus den Wurzeln, die weggenommen werden müssen. Eichen und Buchen gehören wegen ihres langsamen und Pappeln und Weiden wegen ihres unbändigen Wuchses in den Park. Wünscht man Obstbänme anzubringen, so ist nur der Wallnußbaum und der Apfel anzurathen, da die anderen wegen ihrer zu steifen Formen nicht zu den anderen Gehölzen passen. Auch Nadelhölzer stören in kleinen Gärten nur, wenn man nicht zugleich den ganzen Garten nur mit immergrünen Gewächsen bepflanzen und dadurch ihm den Charakter eines Wintergartens geben will. Wer es vorzieht, kleinere Exemplare Bäume anzupflanzen, hat in folgenden eine schöne Auswahl: die Platane, Platanus occidentalis; die Gleditschie, Christusdorn, Gleditschia triacantha; die Hickori oder amerikanische Nuß, Juglana alba, J. nigra; den Gitterbaum, Ailanthus glandulosa; die Pavia, Pavia flava und Pavia rubea; den Chicot, Gymnocladus canadensis; den Tulpenbaum, Liriodendron Tulipiferum.

Zur Belaubung der Laube selbst bleibt, wenn es die Lage gestattet, der Weinstock immer das schönste und angenehmste Gewächs, und zwar eignen sich wegen ihres schnellen Wachsthums dazu am besten der Frühe Leipziger und Alexandriner, in sehr warmer Lage auch die blaue Cibebe und der gelbe und grüne griechische Wein. Von den Arten des wilden Weins ziehen wir den Wolfswein, Vitis vulpina, mit besonders schöner, dichter Belaubung und duftenden Blüthen vor. Andere schöne Schlingpflanzen für Lauben sind: die verschiedenen Sorten der kletternden Rose, dann Aristolochia Sipho, Menispermum canadense, Periploca graeca, das Geisblatt, auch Jelängerjelieber und Nachtschatten genannt, Caprifolium Pericymenum, die Waldrebe, Clematis vitalba. Lauben, von den Zweigen herabhängender Bäume gebildet, sind wohl schön, doch gehört schon ein höheres Alter der Bäume dazu, um ihren Zweck zu erfüllen.

Wir kommen zu den Strauchpartien und wählen uns aus der großen Zahl der sich darbietenden Gehölze solche aus, die sich entweder durch elegante Form oder schöne Blüthen und deren Geruch für kleine Gärten empfehlen. Es sind dies: a) Gehölze, die eine größere Höhe erreichen: Cytisus Laburnum, Prunus Padus, Prunus serotina, Prunus domestica flore pleno; Pirus spectabilis, Pirus ovalis; Staphylea pinnata und trifoliata, Rhus cotinus, Mespilus monogyna und oxyacantha, Amygdalus communis, Cornus mascula. b) Gehölze von geringerer Höhe: die Arten des Flieders (Hollunders) Syringa, Philadelphus coronarius und floribundus, Ribes aureum, R. sanguineum, atropurpureum und speciosum, der frühtreibende R. alpinum, dann die schönen weißen Spiraen, Sp. hypericifolia, bella, chamaedrifolia, Douglasii, triloba, sorbifolia und die üppige opulifolia; Viburnum Opulus fl. pl.; V. Santana, Rubus odoratus, spectabilis und rosaefolius; die größeren Landrosensorten, als Rosa centifolia, pimpinellifolia, sulphurea und rubrifolia; Amygdalus nana, Calycanthus floridus, Kerria japonica, Deutzia scabra, Cydonia japonica, Symphoricarpos racemosa und vulgsris; die Heckenkirschen, Lonicera, in vielen Arten; der Liguster, Ligustrum vulgare. Unter diesen genannten Gehölzen vertragen einen gedrückten, schattigen Standort am besten: Prunus Padus und serotina, Mespilus Oxycantha, Cornus mascula, Philadelphus coronarius, Ribes alpinum, Rubus odoratus, Symphoricarpos vulgaris, Lonicera Xylosteum und Ligustrum vulgare. – Von den als kleinere bezeichneten Gehölzen erreichen zwar manche mit der Zeit auch eine ziemliche Höhe, doch da sie schon früher blühen, so kann man sie dadurch voll und niedrig erhalten, daß man von Zeit zu Zeit die ältesten und stärksten Triebe dicht über dem Boden wegschneidet und die Sträucher durch neue Schossen aus der Wurzel sich verjüngen läßt. Es ist demnach ein falsches Verfahren, diese jungen Schossen wegzuputzen und dadurch die älteren Stämme von unten auf kahl und häßlich zu machen. – Zu den auf unserm Entwurf mit a bezeichneten Gruppen wählen wir von feineren Gehölzen solche, die nicht über mannshoch werden, um darüber hinwegsehen zu können. Sie verlangen im Winter gegen den Frost gedeckt zu werden. Dahin gehören: Rhododendron ponticum, colombiense, hirsutum; Azalea pontica, viscosa, nudiflora; Mahonia aquifolia; Aucuba japonica; Clethra alnifolia; Deutzia corymbosa; Daphne aureola; Paeonia arborea; Prunus Laurocerasus, giftig; Spiraea Revesiana, ariaefolia, prunifolia, adiantoides; Weigelia rosea, splendens etc.

Was die Ausschmückung eines kleinen Gartens mit Blumen betrifft, so ist wohlgethan, ihn nicht damit zu überladen, und sich lieber auf wenige Blumengruppen einzuschränken, dafür diese aber so zu bestellen, daß sie so viel wie möglich den ganzen Sommer hindurch blühend unterhalten werden. Auf unserem Entwurf haben wir einige Gruppen auf den Rasenflächen vor dem Hause und auf der östlichen Seite am Nebengebäude eine einfache lange Rabatte zu bedenken. Die Gruppen b bestimmen wir zu einer Decoration mit Blattpflanzen, ein vorzüglicher Schmuck für Gärten. Wir pflanzen in die Mitte Pflanzen von hohen leichten Formen, wie Arundo Donax, ein hohes schlankes Rohr, wie Helianthus salicifolius unter Bedeckung im Freien ausdauernd; oder die einjährigen Ricinus communis und Obermanni; Riesenmais, Riesenhanf etc.; ferner einige Gewächshauspflanzen, die, im Frühjahre jung ausgepflanzt, im Laufe des Sommers zu schönen Exemplaren heranwachsen, als Uhdea grandis und pinnata, Abutilon striatum etc.; um diese hohen Formen dann niedrigere: Canna indica, discolor mit bräunlichen Blättern, glauca, Warszewiczii; Hedychium Gardnerianum; dann noch kleinere Blattpflanzen: Caladium Colocasia und Nymphaefolium mit mächtigen herzförmigen Blättern, die zweifarbige Begonia discolor, sämmtlich Knollengewächse, die nach Art der Georginen im Frühjahr ausgepflanzt, im Herbst herausgenommen und frostfrei durchwintert werden müssen. Die Gruppe c bepflanzen wir im Spätherbst mit niedrigen Staudengewächsen, die zeitig im Frühjahr zur Blüthe gelangen. Dahin gehören: Primula veris, Bellis perennis; Plox verna, repens, decussata; Omphaloides verna; Viola odorata; Gentiana acaulis; Anemone alba; Alyssum saxatile; Arabis leptocarpa etc., oder wir legen anstatt der Stauden auf einige Gruppen Blumenzwiebeln um dieselbe Zeit. Am besten passen dazu die gewöhnlichen Landtulpen; spätblühende Hyacinthen; Narcissen; Tazetten; Iris persica, sibirica, Xiphium und Xiphioidea etc., eingefaßt von der schönen blauen Scilla amoena, dem gelben Allium Moly und Anderen. Ist diese Frühjahrsflor verblüht, so werden die Stauden und Zwiebeln herausgenommen, erstere auf Reservebeete gepflanzt, letztere bis zum vollständigen Abwelken der Blätter eingeschlagen und dann bis zum Wiedergebrauch trocken aufbewahrt. Auf die leergewordenen Gruppen pflanzen wir, nachdem sie von Neuem kräftig gedüngt sind, entweder Sommergewächse, wie Levkoyen und dergleichen und wechseln, wenn auch diese abgeblüht haben, zum zweiten Mal mit Astern, Balsaminen und anderen Herbstblumen ab, oder wir pflanzen zur zweiten Flor solche Blumen, die bis zum Frost hin blühen, wie Verbenen, Cupheen, Calceolarien, Heliotrop u. s. w., deren Auswahl in allen Handelsgärten so groß und jedem Gartenfreunde bekannt ist, daß eine besondere Aufzählung hier überflüssig Raum wegnehmen würde. Die Rabatte d verwenden wir zur Anpflanzung von hochstämmigen Rosen oder Flieder (Syringa) und legen zum Sommer zur Abwechslung Georginen dazwischen an, während wir davor ein Sortiment Stauden und Sommergewächse auspflanzen, deren jeder Blumenliebhaber seine besondern Günstlinge hat, die aber wegen ihrer Größe etc. für die Gruppen im Rasen nicht paßten. Umgeben wir noch die auf dem Entwurf angegebene Fontaine mit einem Halbkreise immerblühender Rosen (Rosa semperflorens, Noisetteana, Thea, ranunculoides etc.), so haben wir unsern Hausgarten so bestellt, daß er für den ganzen Sommer dem Beschauer alle Reize darbietet, die ein kleiner Garten darzubieten vermag.

Schließlich haben wir nur noch einige Worte zu sagen, den auf dem Entwurf angegebenen Balcon betreffend, wie solche häufig in den Hausgarten zur Aussicht an der Straße angebracht werden. Wir finden nämlich daran häufig eine sogenannte grottenartige Decoration von Felssteinen, die anstatt einer Futtermauer für einen rampenartigen Weg zum Balcon hinauf dient. Sind nun auch künstliche Anlagen von Felspartien in Parks angebracht, wo ein bergiges Terrain sie natürlich erscheinen läßt, sehr wohl an ihrem Platze, so ist es doch unnatürlich und lächerlich, solche Felspartieen in kleinen Gärten auf ebenem Boden anzulegen, abgesehen davon, daß dergleichen Arrangements in der Regel, anstatt von bemoosten

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 226. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_226.jpg&oldid=- (Version vom 5.6.2018)