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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

Thür, welche zu den „Erfrischungen“ führte. Die umfangreichsten Crinolin’s knackten und rissen und brachen zusammen. Bänder und Schleifen und einzelne Handschuhe bedeckten den Boden, als man ihn wieder sehen konnte. Wie glücklich sahen die „unabhängigen“ Leute darein, welche ihr Butterbrot, und ihr Büllchen aus der Tasche zogen! Als sich die Massen zerstreut und vertheilt hatten, verwendeten wir unsere letzten Kräfte, um rasch und flüchtig die einzelnen Abtheilungen des Baues und die, seit die Welt steht, zum ersten Male zu diesem großen Congresse aller Culturen, Zeiten und Schönheits-Phasen vereinigten Kunstschätze zu überblicken. Man denke sich über 30 Original-Raphael’s, jedes eine Reise von hundert Meilen werth, über eintausend Originale von alten Meistern ersten Ranges, viele tausend Meisterwerke von anderen Malern, Tausende von Modellen für schöne Industrie und Kunstproduction zur Veredelung, Läuterung und Erheiterung unserer Umgebungen in Haus und Heimath, zur Erleichterung unserer Siege über die Natur und Eroberung ihrer Schätze – und man wird eine Ahnung bekommen, daß die Eröffnung dieses Cultur- und Schönheitstempels nobler, segensreicher und wichtiger sein mag, als die Eröffnung China’s mit Bomben auf Grund feiger Vorwände und frecher Lügen. Wohl mag die Aristokratie Englands Grund haben, den Prinzen Albert mit der Maurerkelle und auf dem Throne freiwilliger Culturtempel ohne Säbel und Waffen zu fürchten, denn alle ihre Kriegsschiffe und Bomben sind am Ende nicht so mächtig, als der Prinz Albert mit seinen die Grundsteine für Friedens- und Culturtempel weihenden goldenen, ihm geschenkten Maurerkellen.




Auf der Elephantenjagd.

Es war im April, als ich mich von Dulana aus mit meinem Bruder zur Elephantenjagd aufmachte. Wir nahmen mehrere erfahrene Treiber, Moorleute aus der Gegend mit, welche von Arabern stammend, die Cingalesen weit an Verstand übertreffen.

Nicht weit von dem Dorfe stießen wir auf einen See von drei Meilen Umfang, und in diesem erblickten wir alsbald 13 alte Elephanten. Die meisten standen allein, die beiden größten bildeten jedoch ein Paar und die Moorleute sagten uns, sie wären immer zusammen und der Schrecken der Umgegend. Sie erzählten uns auch eine Menge Geschichten von ihrer Wildheit, auf die wir aber nicht hörten.

Auf einem Boot fuhren wir über das Wasser nach dem entgegengesetzten Ufer, wo wir eine Menge ganz frischer Elephantenspuren fanden. Wir folgten einigen, nicht lange darauf verrieth uns jedoch das Knattern der Zweige, und sobald die Elephanten uns witterten, flohen sie davon. Ich feuerte nach einem, ihn zu isoliren, dies gelang mir jedoch nicht. Die Flucht ging fort und unsere Treiber hinter drein, lärmend und unsere Gewehre abfeuernd. Auf jeden Schuß ertönten laute Rufe, und zwischen ihnen das Trompeten eines Elephanten. Rasch eilten wir zur Stelle und sahen in einer offenen Waldstelle unsere Treiber in bestem Kampfe mit einem alten Spitzbuben von Elephanten. Er griff sie mit voller Wuth an, aber kaum hatte er sich gegen den Einen gewandt, als ein anderer der beweglichen Burschen von hinten auf ihn feuerte und ihn anschrie. Wenn er sich dann umwandte, wurde er wieder von der andern Seite angegriffen. Als wir ankamen, wandte er sich gegen meinen Bruder, der gerade vor ihm stand und ihn sofort niederstreckte.

Das Feuern hatte eine Heerde aus dem Walde aufgestört, welche darauf über einen nahen Fluß schwamm, der so angeschwollen war, daß wir nicht hinüber konnten. Wir wandten uns deßhalb wieder dem See zu, in welchem die vorher von uns gesehenen beiden Elephanten noch standen, und wir beschlossen uns an sie zu machen. Sie standen bis an den Bauch im Wasser und badeten sich, eine viertel Meile vom Ufer. Wie sollten wir dahin gelangen? Mir fiel ein, daß man sie zum Rückzüge auf demselben Wege nöthigen müsse, den die übrigen Elephanten genommen hatten, und daß man ihnen dann am Eingang des Waldes entgegentreten könne. Ich schickte deßhalb einen Moormann mit einer Büchse nach einer schmalen Landzunge, die sich in den See erstreckte, und von dort aus hörten wir ihn nicht lange darauf ein paar Mal auf die Elephanten feuern. Sie wurden stutzig, spitzten die Ohren, warfen die Rüssel in die Luft und machten sich, nachdem sie ihres Feindes inne geworden, durch das Wasser nach dem Ufer auf den Weg.

Wir sahen dies mit Befriedigung, die Treiber aber jauchzten vor Vergnügen. Augenblicklich rannten sie das Ufer entlang, von Wurzel zu Wurzel springend und über den Morast setzend, der einen Fuß tief war. Sie konnten dies wohl, mir aber, der ich zu meinen zwölf Steinen Gewicht noch die 16pfündige Büchse trug, wurde dies ungleich schwerer und ich blieb häufig im Koth stecken. Vergebens rief ich ihnen zu, sie sollten langsam vorgehen, sie waren so aufgeregt, daß sie nicht hörten, und mit allen Gewehren, bis auf die vier Unzen-Büchse, davon liefen, deren Gewicht den Träger zwang, zurückzubleiben. Noch mehr als dies Davonlaufen mit den Gewehren ärgerte mich die Aussicht, daß die Burschen durch ihre Vorschnelligkeit die Jagd verderben würden.

Wir gingen so gut vorwärts, als es anging, und kamen endlich an eine kleine Wiesenfläche mit dichtem Gebüsch. Der offene Platz war 20 bis 30 Fuß groß, ringsumher war dichtes undurchdringliches Dorngebüsch. Von den Treibern war nichts zu sehen. „Sie müssen auf falscher Fährte sein,“ rief ich aus, „ich bin überzeugt, die Elephanten müssen hier in der Nähe hineingegangen sein.“

Kaum hatte ich das gesagt, so hörte ich ein paar Fuß von mir ein Rascheln, das Gebüsch beugte sich aus einander und ich sah den wüthenden Kopf eines Elephanten, der auf mich loskam.

Ich hatte nur noch Zeit den Hahn zu spannen und zu feuern, obwohl ich wußte, daß es vergebens war, weil er den Rüssel erhoben hatte. Auch meines Bruders Schuß hatte keine Wirkung. Ich sprang zur Seite, um zu fliehen, aber meine Füße verwickelten sich in das hohe Gras und ich stürzte nieder, einen Fuß vor dem Elephanten. In dieser furchtbaren Spannung erwartete ich jeden Augenblick das Krachen meiner Knochen zu hören, wenn er seinen colossalen Fuß auf mich setzte. Es war ein Atom von Zeit, da hörte ich das Krachen einer Büchse, mein Bruder hatte seine letzte Kugel entsendet, ich fühlte eine schwammige Masse an meinen Fersen, rollte mich einige Schritte vorwärts und kam wieder auf meine Füße. Der letzte Schuß hatte ihn getroffen, als er gerade auf mich losging, und das Ende seines Rüssels war auf meine Fersen gefallen. Er war aber noch nicht todt, sondern schlug nach mir mit dem Rüssel, als ich an ihm vorbeiging, ihm mit der vier Unzen-Büchse den Rest zu geben.

Eben wollte ich losdrücken, als ich hinten ein Geräusch und gleich darauf den wilden Schrei eines Elephanten hörte. Das furchtbare Thier bahnte sich den Weg zu mir und im nächsten Augenblick stand sein Fuß dicht neben dem meinen. Er ging aber an mir vorbei und wollte meinen Bruder angreifen, der keinen Schuß mehr hatte. So blieb mir nichts übrig, als den Inhalt meiner Büchse in seinen Rachen zu leeren. Ich mußte fürchten, daß er auf mich fallen und mich zerdrücken würde, es mußte jedoch gewagt werden.

Nachdem ich abgeschossen, sprang ich rasch zur Seite – der Elephant stürzte nicht, war aber tödtlich verwundet, die Kugel hatte seine Kiefer verletzt und es floß viel Blut aus der Wunde. Er stutzte, raffte aber darauf seine ganze Kraft zu einem neuen Angriff zusammen. Mein Bruder entwich ihm und er folgte ihm durch das Moor. Wir luden die Büchsen und hörten gleich darauf die Schüsse unserer Treiber. Sie hatten den verwundeten Elephanten durchbrechen sehen und ihm eine Ladung nachgesandt, als er sich dem Flusse zuwandte. Sie hielten ihn für verloren und glaubten, er sei am andern Ufer in’s Gebüsch gelaufen. Dort fanden wir ihn in der That nach einigen Tagen, als der Fluß gesunken war und uns gestattete, dahin zu dringen.

So war uns die Jagd dreier großer Elephanten geglückt, aber unter viel zu großen Gefahren. Später verfuhr ich sorgsamer und sicherer. Mit nur zwei Büchsenträgern lauerte ich am Ende des Morastes zur Aesungszeit auf die Elephanten, wenn sie aus dem Walde heraustraten. Dann konnte ich mich unentdeckt ihnen nahen und sie erlegen.

Einem Elephanten auf offenem Felde zu entrinnen, ist äußerst schwierig. So kam vor einigen Jahren der Major Haddock

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 291. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_291.jpg&oldid=- (Version vom 19.2.2017)