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verschiedene: Die Gartenlaube (1857)

in Ceylon zu Tode. Er hatte einen alten „Spitzbuben“ angegriffen und nicht zum Stehen gebracht, obwohl er zwei Kugeln auf ihn abgeschossen hatte. Rasch entfloh er und trat hinter einen Baum, in der Hoffnung, der Elephant würde an ihm vorbeilaufen. Unglücklicher Weise sah er jedoch nicht hinter sich, ehe er umwandte, und der Elephant ging nur um den Baum herum, griff ihn dort an und stampfte ihn zu Todte. Aehnliche Opfer gab es mehrere.

Einmal gerieth auch ich in sehr dringende Lebensgefahr und verdankte meine Rettung nur dem Zufall. Wir waren in der Umgegend auf eine Heerde Elephanten gestoßen, und hatten einen nach dem andern erlegt. Ein Junges, das erst 3½ Fuß hoch war, packte ich mit den Händen und ließ es in Sicherheit bringen, ohne daß die Alte es gewagt hätte, auf dessen Klagen herbeizukommen. Erst ganz spät gegen Abend kam sie plötzlich mit hoch geschwungenem Rüssel zurück und gerade auf mich zu. Flucht war bei dem hohen Grase unmöglich. Ich hatte nur eine Büchse geladen und konnte die Elephantin nicht von vorn fassen, weil der Rüssel ihre Stirn deckte. Ich fühlte mich verwirrt und hatte nur den einen Gedanken, zu warten, bis sie ganz nahe sei und den Rüssel senkte.

Sie kam wie ein Pferd in Carriere daher gerannt, und in wenigen Augenblicken war sie dicht bei mir, den Rüssel immer noch hoch erhoben. So wie sie den Rüssel drei Fuß von mir entfernt senkte, feuerte ich, aber in demselben Augenblicke flog ich auch wie ein Ball durch die Luft. Nach dem Feuern war ich links fortgesprungen, ihr Rüssel hatte mich aber gepackt und zehn Schritte weit fortgeschleudert. Dann stand sie still und fing an, nach mir im Gras zu suchen. Ich hörte sie näher und näher kommen und wußte, daß meine einzige Rettung darin bestand, verborgen zu bleiben. Ich blieb deßhalb ganz ruhig liegen und hielt den Athem an. Mein Glück war, daß bei dem nahen Feuern der Schuß das Thier halb geblendet hatte, so daß es den scharfen Gebrauch seiner Sinne nicht mehr besaß. Ich hörte das Gras rings um mich herum aufwühlen, mich selbst fand sie aber nicht, und zuletzt verschwand sie ganz und gar.

Ich glaubte zuerst, mir wären sämmtliche Knochen zerbrochen, so heftig war der Schlag gewesen. Ich kroch auf Händen und Füßen vor, fand jedoch alsbald zu meiner Freude, daß kein Knochen gebrochen war, denn ich konnte sogar aufrecht stehen, aber mit Mühe schleppte ich mich nach dem Wasser, wo ich meinen Schenkel badete, der alsbald dick aufschwoll.

Meine Büchse wurde nicht weit von der Stelle gefunden, wo ich gelegen hatte. Die Elephantin hatte darauf getreten und sie trägt noch jetzt die Spuren dieses Trittes. Nach wenig Minuten konnte ich mich nicht mehr bewegen, und mußte nach den Pferden und meinem Zelte schicken. Das Blut gerann an der Stelle, an welcher der Schlag getroffen hatte, und ich hatte noch mehrere Tage lang Umschläge zu machen und zu heilen, bis ich mich ohne Schmerzen wieder zu Pferde bewegen und meine Jagd fortsetzen konnte.

Das Fleisch der Elephanten wird in Ceylon nicht gegessen und man überläßt die Leiber der getödteten der natürlichen Zerstörung, welche merkwürdig schnell vor sich geht. In wenig Tagen ist der Cadaver voll Würmer und Fliegen, welche an ihm zehren, und nach drei Wochen findet man gewöhnlich nur noch das trockne Knochengerippe. –




Das chemische Etablissement des Herrn Fikentscher in Zwickau.
Von Dr. Hirzel.

Zwickau in Sachsen nimmt unter den deutschen Fabrikstädten einen immer bedeutenderen Rang ein, was allerdings nicht überraschen kann, wenn man bedenkt, daß es außer dem durch die Eisenbahnverbindung möglichen raschen Verkehr auf unerschöpflichen Kohlenlagern ruht, und „Kohlen“ sind ja das unentbehrlichste Nahrungsmittel für die Fabriken. Unter den vielen, in und bei Zwickau liegenden Etablissements fällt uns besonders eine große Häusergruppe mit 8 bis 10 hohen Essen aus; dieselbe führt den bescheidenen Namen „Glashütte“ und ist das Etablissement des Herrn Fikentscher, dem wir heute einen kurzen Besuch abstatten wollen. Etwas schüchtern, wenn wir keine besondere Empfehlung haben, nähern wir uns dem Eingang, betreten den großen Hof, der links von den Wohnungen der Glasmacher und mehreren Fabrikgebäuden, rechts von den Wohnhäusern der Familie eingefaßt ist. Dem Eingang zunächst gegenüber liegt die eigentliche Glashütte, deren rothglühender Ofen uns besonders in die Augen fällt. Wir erkundigen uns bei einem Arbeiter nach dem Herrn, werden freundlich zu der richtigen Thüre geführt, mit seltener Freundlichkeit aufgenommen und in dem ganzen Etablissement herumgeführt.

Hier herrscht der freie Genius der Intelligenz, und man bemerkt nichts von jener albernen Geheimnißthuerei und ängstlichen Zurückhaltung, mit welcher man in vielen Etablissements bedient wird. Wir zweifeln nicht daran, daß Herr Fikentscher auch seine Fabrikgeheimnisse besitzt, wie jeder Andere, allein man sieht und hört nichts davon. Ich hebe diesen Umstand deshalb ganz besonders hervor, weil die Art und Weise, mit welcher der Besucher in manchen Etablissements empfangen wird, oft einen sehr ungünstigen Eindruck macht. Es ist wahr, die vielen Besuche, denen namentlich die bedeutenden Etablissements ausgesetzt sind, müssen mitunter recht lästig werden; allein auf der andern Seite entspringt doch auch wieder mancher Vortheil und manche Genugthuung hieraus. Derjenige, welcher aber oft in den Fall kömmt, ohne gewichtige Empfehlungen verschiedene Etablissements zu besuchen, ist mancherlei kleinen Leiden ausgesetzt. Oft wird man auf wirklich ungebührlich barsche Weise abgewiesen; oder man wird freundlich aufgenommen, bekömmt aber anstatt der Werkstätten nur das Waarenlager zu sehen und wird sodann mit vieler Artigkeit verabschiedet; oder man erhält einen Führer, der die Rolle eines Taubstummen spielt; oder man wird durch die Werkstätten gejagt, damit man keine Zeit finde, etwas abzusehen; oder man erhält einen Begleiter, dessen Erklärungen selbst für ein Kind zu kindisch sind. So erging es mir z. B. beim Besuche eines anderen Etablissements zu Zwickau, zu dessen Besichtigung mir ein Begleiter gegeben wurde, der mich zunächst zu einem großen Steinhaufen führte mit der Bemerkung: „das sind Steine.“ Auf meine Frage, woher diese Steine bezogen werden, erhielt ich zur Antwort: „aus dem Gebirge.“ Dann führte er mich zu dem Pochwerke, dessen Thätigkeit sich schon durch das bedeutende Geräusch ankündigte, mit den Worten: „Hier wird gepocht.“ Er führte mich in einen Arbeitssaal, in welchem viele Arbeiter beschäftigt waren, mit der Erklärung: „Hier sind die Leute“ u. s. w. In Sch… ging es mir nicht viel besser, als ich dort eine Farbenfabrik besichtigte. Der Besitzer führte mich selbst herum, zeigte mir mit großem Ernste eine Schale mit einem gelben Pulver: „Hier sehen Sie eine gelbe Farbe,“ eine Schale mit einem blauen Pulver: „Hier ist eine blaue Farbe“ einen Porzellanmörser: „hier wird gemischt!“ u. s. w. Doch wir kehren nach dieser Abschweifung wieder zu dem schönen Besitzthum des Herrn Fikentscher zurück, um dasselbe etwas näher zu besichtigen.

Der Vater des Herrn Fikentscher war gelernter Apotheker, gründete aber zu Redwitz bei Wunsiedel im Fichtelgebirge zunächst nur eine kleine Fabrik, die sich unter seiner Leitung rasch erweiterte und sichtlich emporblühte. Zugleich betheiligte er sich dort bei einer Glashütte. Der jetzige Herr Fikentscher übernahm schon als siebenzehnjähriger Jüngling die selbstständige Leitung jener Glashütte, wo er zuerst das Glasschmelzen mit Glaubersalz (schwefelsaurem Natron) anstatt der damals zur Glasfabrikation üblichen Soda (kohlensaures Natron) einführte. Später führte er, gemeinschaftlich mit seinem Bruder, zugleich auch die Geschäfte der chemischen Fabrik seines Vaters, nachdem er vorher in derselben zuerst die Schwefelsäurefabrikation eingerichtet hatte. Allein so bedeutend auch die väterliche Fabrik war, so entging es dem Scharfsinne des Herrn Fikentscher doch nicht, daß sie wegen ihrer Abgelegenheit zu wenig Zukunft hatte, und nach schwerem Abschiede von dem schönen Fichtelgebirge siedelte daher Fikentscher im Jahre 1845 nach Zwickau über, wo er zunächst nur eine Glashütte errichtete, über die wir unten einige nähere Mittheilungen geben wollen.

In der Glashütte braucht man zum Glasschmelzen thönerne Häfen, zum Bau der Glasöfen feuerfeste Thonziegel etc. Daher

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verschiedene: Die Gartenlaube (1857). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1857, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1857)_292.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)