Seite:Die Gartenlaube (1858) 225.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1858)

welche am häufigsten gebraucht werden, dem Setzer am nächsten zur Hand liegen. Der Setzer steht nun vor dem Schriftkasten und steckt das Manuskript vermittelst des Tenakels auf demselben fest. In seiner linken Hand hält er den Winkelhaken, in welchem er 8 bis 10 Zeilen aneinander reihen kann, und ergreift, nachdem er mehrere Worte des Manuskriptes gelesen hat, mit dem Daumen und dem Zeigefinger der rechten Hand eine Letter nach der andern, um sie in gleichmäßiger Richtung in dem Winkelhaken aufzustellen. Ist derselbe ganz angefüllt, so werden die Zeilen vermittelst der Setzlinie in das Schiff gestellt und der Winkelhaken von Neuem vollgesetzt. So wird mit der Arbeit fortgefahren, bis die zu einer Columne erforderliche Anzahl Zeilen aufgestellt ist, die dann, um sie gegen das Auseinanderfallen zu sichern, mittelst eines Bindfadens, der Columnenschnur, zu einem Ganzen vereinigt oder, wie der Buchdrucker sagt, ausgebunden wird.

Der Druckersaal.

Wenn wir die Seiten eines in ein beliebiges Format zusammengelegten Bogens mit fortlaufenden Ziffern versehen und den Bogen dann ausbreiten, so werden wir die Seiten in mehreren Reihen übereinander erblicken, aber nicht mehr in derselben Ordnung, wie vorher, sondern eine jede nimmt den Platz ein, den sie haben muß, um, wenn der Bogen wieder zusammengebrochen wird, ein fortlaufendes Ganze zu bilden und gelesen werden zu können. In dieser Ordnung nun müssen auch die gesetzten Seiten einer Druckform aufgestellt oder, wie die Buchdrucker sagen, ausgeschossen werden. Zu einem Bogen, der auf beiden Seiten bedruckt wird, gehören zwei Formen. Die erste Seite, welche mit der fortlaufenden Ziffer der Bogenzahl (Signatur) versehen ist, wird zuerst gedruckt und heißt der Schöndruck; der darauf folgende Druck der andern Seite führt den Namen Widerdruck. Das Größenverhältniß, welches durch die Anzahl Blätter und Seiten bestimmt wird, die sich auf einem der Signatur nach bezeichneten Bogen befinden, nennt man das Format der Bücher. Die gebräuchlichsten Formate sind: Folio, 2 Blätter oder 4 Seiten, Quart, 4 Blätter oder 8 Seiten, Octav, 8 Blätter oder 16 Seiten, Duodez, 12 Blätter oder 24 Seiten, Sedez, 16 Blätter oder 32 Seiten und so fort bis zu dem kleinsten vorkommenden Hundertachtundzwanziger-Format aus 128 Blättern oder 256 Seiten.

Nachdem alle Columnen, die zu einem Bogen in dem ihm gegebenen Formate gehören, auf die beiden Setzbreter zum Schön- und Widerdruck richtig ausgeschossen sind, wird die Form gebildet. Betrachten wir einen gedruckten Bogen, so sehen wir, daß die Schriftzeilen der Columnen nicht bis an das äußere Ende laufen, sondern nach allen vier Seiten von einem weißen Rande umgeben sind. Dieser weiße Rand wird durch die Stege hervorgebracht, welche aus hölzernen oder metallenen Leisten bestehen, die aber, damit der Raum, den sie einnehmen, bei dem Drucke auf dem Papiere weiß bleibt, niedriger sind, als die Schrift. Ist die Form in allen einzelnen Theilen nach den richtigen Verhältnissen zusammengestellt, so wird sie geschlossen, wozu man sich eiserner Rahmen bedient, und dadurch wird sie nun mit einer solchen Festigkeit vereinigt, daß dieselbe gleichsam als eine einzige Metallmasse zu betrachten und zu gebrauchen ist.

Viele unserer Leser werden glauben, daß die Form nun zum Drucke gelangen kann, sie würden sich aber in diesem Falle bei dem Lesen der Bücher über die vielen Fehler sehr beklagen, welche sich in dem Satze noch vorfänden; denn da bei dem Setzen das Herausnehmen der Lettern aus den Fächern des Setzkastens gleichsam mechanisch geschieht, so ist es nicht zu vermeiden, daß dabei Versehen vorkommen. Die Mehrzahl der Fehler entsteht aber schon früher durch das Ablegen der Schrift. Es ist dies jene Operation, bei welcher, nachdem die ausgedruckte Form auseinander genommen, die einzelnen Typen sogleich wieder in die ihnen zugehörigen Fächer des Schriftkastens gebracht werden. Bei der Schnelligkeit, mit welcher die Lettern aus der Hand des Setzers in die Fächer gleiten, ist es aber nur zu leicht, daß einzelne Buchstaben in unrichtige Fächer gerathen, wodurch dann später bei dem Setzen die Fehler entstehen.

Um nun die hierdurch und in Folge anderer Versehen in den Satz gekommenen Fehler zu berichtigen, ist es unerläßlich, daß, bevor der Druck eines gesetzten Bogens in der ganzen Auflage erfolgen kann, ein Abzug davon mit dem Manuskripte genau verglichen werde, um die in ersterem enthaltenen Fehler zu corrigiren. Diesen Abzug, der auf Schreibpapier gemacht wird, nennt man den Correcturbogen, die Correctur, und denjenigen, der sich dieser Arbeit unterzieht, den Corrector. Gewöhnlich werden von dem Satze eines Buches zwei, öfters auch drei solcher Correcturen gelesen.

Nachdem nun der Satz in allen seinen Theilen vollendet und druckfertig ist, gelangen wir zu dem zweiten Hauptmomente der Herstellung, zu der Bewerkstelligung des Druckes selbst.

Um von dem Schriftsatze Abdrücke zu gewinnen, bedient man sich einer Maschine, welche Presse oder Buchdruckerpresse genannt

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1858). Leipzig: Ernst Keil, 1858, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1858)_225.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)