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Verschiedene: Die Gartenlaube (1859)

zu überwachen und das Kind sofort in gleichförmig warmer reiner Luft, bei Tag und bei Nacht, in der Stube und zwar in möglichster Ruhe (nicht herumtollend) zu halten. Bei Fieberspuren bleibe das Kind im Bette. Die Diät sei mild, namentlich Milchdiät und Fleischkost (Brühe).

Im eigentlichen Krampfhusten-Zeitraume ist eine arzneiliche Behandlung in der Regel ganz überflüssig, weil unwirksam. Es soll allerdings manchmal ein Brechmittel, beim ersten deutlichen Auftreten des krampfhaften Charakters dargereicht, die weitere Entwicklung der Krankheit gehemmt haben, doch ist hierbei große Vorsicht nöthig. Wichtig ist dagegen die psychische Behandlung des kranken Kindes durch Zerstreuung, durch Abhaltung von Gemüthsbewegungen und durch Ermuthigung zur Unterdrückung des Hustenkitzels. Ueberhaupt müssen alle jene Anlässe, welche den Husten erregen können, nach Möglichkeit vermieden werden. – Im Anfalle ist das Kind sofort in die Höhe zu richten und nach vorn übergebeugt zu halten; den zähen Schleim entferne man mit dem Finger aus dem Munde. Heftige Anfälle werden durch warme Breiumschläge auf die Brust und durch Einathmen von warmen Wasserdämpfen, sowie durch Riechen an Aether oder Chloroform gemildert. Bei längerm Steckenbleiben des Kindes hilft das Bespritzen mit kaltem Wasser; bei Gefahr von Erstickung muß noch gebürstet und Ammoniak eingerieben werden. – Auch in diesem Zeitraume ist eine reine, gleichmäßig warme Luft zum Einathmen unentbehrlich, eben so aber auch eine kräftige, aber milde Diät (Milch, Fleisch, Ei) und von Zeit zu Zeit ein warmes Bad. Bei der Hannon’schen kräftigenden Fleischdiät sollen die Keuchhustenanfälle sehr bald (spätestens in 14 Tagen) verschwinden. Die Vorschrift zu dieser Cur ist: man reiche am Morgen gebratenes Fleisch mit trocknem oder geröstetem Brode, sowie etwas reinen Madeira oder Portwein; gegen Mittag Zwieback mit eben solchem Wein; um 4 oder 5 Uhr Nachmittags eine starke Bouillon, gebratenes Fleisch, geröstetes Brod und abermals Wein; am Abend gar keine Nahrung, außer beim Niederlegen nochmals Wein; in der Nacht höchstens Wasser. Diese Behandlungsweise, welche jeden Genuß von Milch, Gemüsen, Suppen und mehligen Speisen, sowie aller Arzneien auf das Entschiedenste ausschließt, bedarf nach dem Alter und den Kräften des Kindes nur geringer Modificationen. Sie soll in ihrem Erfolge um so glänzender sein, je frühzeitiger sie (in der Krampfperiode nämlich) in Anwendung kommt und je weniger vorher medicinirt wurde.

Bleibt der Krampfhusten unverändert und will gar nicht weichen, dann ist nur noch vom Wechsel der Wohnung und des Wohnortes, besonders vom Aufenthalte in warmer und reiner Land- oder Bergluft, Hülfe zu erwarten. – Nach Beendigung der Krankheit müssen aber immer noch eine Zeit lang die genannten Veranlassungen zur Erregung des Hustens gemieden werden; bei zu frühem Ausgehen kehrt die Krankheit leicht wieder.

Bock.




Schach.

Aufgabe Nr. 2.
Von Herrn N. zu Kainsk in Sibirien.
(Durch Güte des Hrn. Geh. Obertribunalrath von Oppen der Redaction übermittelt.)

Schwarz.

Weiß.

Weiß zieht an und zwingt Schwarz, in zwölf Zügen matt zu machen.

Wettkampf zwischen den Herren Anderssen und Morphy.

Nachfolgende beide Partien geben den besten Beleg für die Geschicklichkeit des transatlantischen Meisters. Namentlich beweist die zweite Partie, wie er in sehr durchgreifender Art einen gegebenen Vortheil zu benutzen weiß.

Partie Nr. 2.
Weiß – Morphy. Schwarz – Anderssen.
1) e 2 – e 4 1) d 7 – d 5.
2) e 4 – d 5 2) D. d 8 – d 5:
3) S. b 1 – c 3 3) D. d 8 – a 5.
4) d 2 – d 4 4) e 7 – e 5. [1]
5) d 4 – e 5 : 5) D. a 5 – e 5 †
6) L. f 1 – e 2[2] 6) L. f 8 – b 4.
7) S. g 1 – f 3[3] 7) L. b 4 – c 3 †
8) b 2 – c 3 : 8) D. e 5 – c 3. †
9) L. c 1 – d 2 9) D. c 3 – c 5.
10) T. a 1 – b 1[4] 10) S. b 8 – c 6.
11) o – o 11) S. g 8 – f 6.
12) L. c 2 – f 4 12) o – o.
13) L. f 4 – c 7 : 13) S. c 6 – d 4. Am besten.
14) D. d 1 – d 4 : 14) D. c 5 – c 7.
15) L. f 3 – g 5 15) L. c 8 – g 4. Sehr schwach.
16) S. f 3 – g 5 16) T. f 8 – d 8.[5]
17) D. d 4 – b 4 17) L. g 4 – c 8.
18) T. f 1 – e 1 Ein trefflicher Zug. 18) a 7 – a 5.
19) D. b 4 – e 7 19) D. c 7 – e 7 :
20) T. e 1 – e 7 : 20) S. f 6 – d 5.[6]
21) L. d 3 – h 7 † 21) K. g 8 – h 8.
22) T. e 7 – f 7 : 22) S. d 5 – c 3.
23) T. b 1 – e 1 23) S. c 3 – a 2 :
24) T. f 7 – f 4 24) T. a 8 – a 6.
25) L. f 7 – d 3 25) Aufgegeben.




Partie Nr. 3.
Weiß – Morphy. Schwarz – Anderssen.
1) e 2 – e 4 1) c 7 – c 5.
2) d 2 – d 4 2) c 5 – d 4 :
3) S. g 1 – f 3 3) S. b 8 – c 6.
4) S. f 3 – d 4 : 4) e 7 – e 6.
5) S. d 4 – b 5[7] 5) d 7 – d 6.
6) L. c 1 – f 4 6) c 6 – c 5.
7) L. f 4 – e 3 7) f 7 – f 5.
8) S. b 1 – c 3 8) f 5 – f 4.[8]
9) S. c 3 – d 5[9] 9) f 4 – e 3 :
10) S. b 5 – c 7 † 10) K. e 8 – f 7.
11) D. d 1 – f 3 † 11) S. g 8 – f 6.[10]
12) L. f 1 – c 4 12) S. c 6 – d 4.
13) S. d 5 – f 6 † 13) K. f 7 – g 6.
14) D. f 3 – h 5 † 14) K. g 6 – f 6 :
15) f 2 – e 3 : 15) S. d 4 – c 2 †
16) K. e 1 – e 2 16) Aufgegeben.

Schwarz.

Weiß.




Briefwechsel.

Mehrere Correspondenten haben bemerkt, daß die Aufgabe 1 bereits in einem andern Blatte früher abgedruckt worden ist. Dieser Umstand war dem Redacteur des „Schach“ unbekannt. Demselben wurde sie im Jahre 1851 von seinem Freunde Anderssen am Schachbret gelegentlich mitgetheilt, und es entging ihm jede Wissenschaft von einer bereits stattgefundenen Veröffentlichung des sehr geistreichen Problems. Wir betonen den kleinen Uebelstand, weil an dieser Stelle nur Originalarbeiten Platz finden sollen.

Herr Richter in Dresden: Dankend erhalten. Lösung richtig.

Herr H. Voigt in Leipzig: Bitte noch einmal zu prüfen.


Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
  1. e 7 – e 6 scheint hier besser zu sein.
  2. Die alte Regel, die Anderssen sonst besser als irgend Jemand kennt, daß verfrühte Damenangriffe zur Entwicklung der kleinen Figuren des Gegners beitragen und das Spiel compromittiren, bewährt sich in dieser Partie.
  3. Morphy gibt einen Bauer auf, um alle Figuren zu entwickeln, sonst hätte er ihn mit L. c 1 – d 2 auch halten können.
  4. Sehr hübsch. Es droht T. b 1 – b 5 – e 5 ober L. d 2 – b 4.
  5. Auf h 7 – h 6 würde S. g 5 – e 4 und später D. d 4 – e 4 : geschehen, wodurch B. b 7 verloren geht.
  6. h 7 – h 6 wäre besser gewesen.
  7. Ein erst neuerdings von Loewenthal gefundener Zug. Auf a 7 – a 6 folgt S. b 5 – d 6 mit Vortheil.
  8. Ein Fehler, den Murphy trefflich benutzt. Anderssen mußte S. g 8 – f 6 oder a 7 – a 6 ziehen.
  9. Ein eben so glänzender als correcter Zug.
  10. K. f 7 – g 6 hätte den Verlust wohl länger aufgehalten.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1859). Leipzig: Ernst Keil, 1859, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1859)_116.jpg&oldid=- (Version vom 22.2.2023)