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verschiedene: Die Gartenlaube (1861)

der vorhandenen Vorrichtungen und Apparate stattfinden. Wir werden den Leser durch diese Blätter mit denselben in ununterbrochener Reihenfolge bekannt machen und beginnen dieselbe hiermit, indem wir ihn mit dem ersten Theile, nämlich den elektrischen Batterien, vertraut machen.

Vor Allem ist in der elektromagnetischen Telegraphie ein galvanischer Strom nothwendig. Was ist nun aber ein galvanischer oder elektrischer Strom; wie wird derselbe erzeugt; und von welchen Erscheinungen wird er begleitet? Was ist überhaupt Elektricität? Noch ist es bis jetzt keinem Menschen gelungen, das eigentliche innere Wesen und Agens der Elektricität zu erklären, und nur eine Hypothese, eine Annahme ist es, durch welche man dieselbe zu erläutern sucht. Nur eine Hypothese ist es, wenn man sagt, daß die Elektricität eine sehr feine, unsichtbare, gewichtlose Materie oder Stoff sei, gleichsam eine fein zertheilte Flüssigkeit, die in jedem Körper, im menschlichen und thierischen wie in der Pflanze und dem Mineral, in allen organischen und unorganischen Stoffen der Erde im gebundenen Zustand vorhanden ist und sich nur dann erst zeigt, wenn dieser Zustand durch irgend eine Einwirkung aufgehoben und sie in ihre zwei Bestandtheile, nämlich in eine positive und negative Elektricität zerlegt wird. So wenig diese Annahme begründet und nachgewiesen ist, so erleichtert sie doch das schnellere Auffassen und Verstehen der Wirkungen und Erscheinungen dieses geheimnißvollen Wesens; immerhin aber bitten wir den Leser, nicht mit unbedingtem Glauben an dieser Annahme fest zu halten.

Auf welche Art und Weise wird nun die Elektricität erzeugt? Dies ist die zweite wichtigere Frage, welche schon in vielseitiger Richtung ihre Lösung gefunden hat. Doch sind auch hier dem rastlos strebenden menschlichen Geiste noch nicht alle ihre Quellen erschlossen. Elektricität wird in einem Körper erzeugt, wenn der neutrale Zustand der beiden in ihm vorhandenen elektrischen Fluida, nämlich des positiven und negativen, aufgehoben wird, was auf folgende Weise geschehen kann:

1) Durch Reibung zweier Körper z. B., wenn man eine Glasstange mit Seidenzeug, eine Schwefel- oder Siegellackstange mit Wollenzeug oder Pelz reibt, wobei sich die positive Elektricität auf dem einen, die negative auf dem andern Körper ansammelt. Diese Elektricität wird alsdann Reibungs- oder Frictionselektricität genannt.
2) Durch Berührung zweier Körper, insbesondere von Metallen, wobei sich ebenfalls die positive Elektricität auf dem einen, die negative auf dem anderen anhäuft und von jedem derselben durch entsprechende Leitungen und Vorrichtungen entfernt, sowie in ihren Wirkungen und Erscheinungen beobachtet werden kann. Diese Elektricität wird Berührungs- oder Contactelektricität genannt, und sie ist es, welche besonders in der elektromagnetischen Telegraphie benützt wird.
3) Durch Licht und Wärme, welche Thermoelektricität genannnt wird.
4) Wird auch Elektricität bei allen chemischen Processen wie Fäulniß, Zersetzung, Gährung u. dergl. erzeugt, sowie
5) durch den Magnetismus, welche den Namen Magnetoelektricität hat.

Von allen diesen Quellen wollen wir jedoch nur die unter Nr. 2 aufgeführte einer näheren Betrachtung unterziehen, da, wie bereits daselbst erwähnt, die aus ihr hervorströmende Elektricität es hauptsächlich ist, welche in der elektromagnetischen Telegraphie benutzt wird und welche gleichsam das Fundament, den Grund bildet, worauf dieselbe basirt ist.


Die elektrischen Batterien oder Ketten.

Dieses sind im allgemeinen jene Apparate und Vorrichtungen, welche zur Erzeugung eines elektrischen Stromes dienen und sich, wie auch ihre Form und Zusammenstellung beschaffen sein möge, auf den einfachen Satz gründen: „Daß, wenn zwei verschiedenartige Körper, besonders Metalle, sich berühren, beide schon durch die bloße Berührung elektrisch werden. Nimmt man z. B. eine Zink- und eine Kupferplatte, legt dieselbe, wie in Fig. 1. angedeutet, auf einander, so entsteht eine Trennung der in beiden Metallplatten vorhandenen, aber in neutralem Zustande befindlichen elektrischen Fluida und zwar in der Art und Weise, daß sich die positive Elektricität auf der Zinkplatte, die negative auf der Kupferplatte ansammelt und hier in einem Zustande der Spannung und des beständigen Strebens nach Wiedervereinigung verharrt. Dieselbe aber erfolgt nur erst dann, wenn zwischen Beide ein feuchter Körper oder eine Flüssigkeit gebracht wird, was dadurch geschehen kann, daß man, wie in

Fig. 2., wo a. c. d. b die Zinkplatte und e. f. g die Kupferplatte ist, zwischen Beide eine feuchtgemachte Tuch- oder Papierscheibe i. k. l bringt oder, wie in Fig. 3., beide Platten in ein Glasgefäß stellt, welche mit einer Flüssigkeit, am besten mit einer Säure oder mit Kochsalzlösung, angefüllt ist. In diesem Falle strömt sofort die positive Elektricität von der Zinkplatte durch den feuchten Körper zur Kupferplatte, und die auf letzterer angesammelte negative Elektricität zur Zinkplatte. Es findet alsdann eine Ausgleichung, Neutralisirung der beiden Elektricitäten statt. Da nun hierdurch die unmittelbare Berührung der beiden Platten aufgehoben ist, so erfolgt auch keine weitere Trennung der in denselben vorhandenen elektrischen Fluida.

Werden jedoch beide Platten durch einen Metalldraht verbunden, d. h. stellt man wieder eine Berührung, wenn auch nur eine mittelbare, her, was wie in nebenstehenden Figuren 4 und 5 geschehen kann, indem man an dieselben einen Metallbügel oder auch nur einen einfachen Draht löthet, so tritt aufs Neue wieder eine Trennung der beiden Elektricitäten ein, zugleich aber auch eine Wiedervereinigung durch den feuchten Körper. Die positive Elektricität gebt von der Kupferplatte I. durch den Verbindungsdraht a b c zur Zinkplatte und von letzterer durch den feuchten Körper wieder zur Kupferplatte, um aufs Neue denselben Weg zu machen und zwar mit einer Geschwindigkeit von 63,00 geographischen Meilen per Secunde. Diese Strömung, Ausgleichung, Trennung und abermalige Wiedervereinigung, währt so lange, als diese Verbindung besteht, und nur dann, wenn man den Verbindungsdraht, z. B. bei c, von der Zinkplatte entfernt, findet eine Ausgleichung, wie oben angeführt, der beiden elektrischen Fluida durch den feuchten Körper statt. Eine solche Verbindung zweier Metalle und eines feuchten Körpers, wie in Fig. 2, 3, 4 und 5 dargestellt, nennt man eine galvanische Kette oder ein einfaches elektrisches Element, und zwar ist in Fig. 2 und 3 ein offenes, und in Fig. 4 und 5 ein geschlossenes Element dargestellt. Die durch die Berührung und Verbindung der beiden Platten entstehende Strömung der Elektricität, dieses beständige Trennen, Ausgleichen und Circuliren derselben, wird der galvanische oder elektrische Strom genannt. Den ersten Namen hat er von Galvani, Professor in Bologna, welcher der Erste war, der im Jahre 1789 diese Elektricitätsquelle und zwar durch Zufall entdeckte. Da wir es uns zur Pflicht gemacht haben, Alles, was nicht wesentlich hierher gehört und zum besseren Verständniß nothwendig ist, zu umgehen und hinwegzulassen, so möge sich der Leser mit dieser Erklärung des galvanischen Stromes begnügen. Wir können ihm auch mit dem besten Willen keine andere geben, da ja auch uns das eigentliche Wesen der Elektricität unbekannt und verschlossen ist.

Dieser galvanische Strom ist es, der in der elektromagnetischen Telegraphie die Hauptrolle spielt, er ist die bewegende Kraft, die Seele derselben. Wir können schon hier dem Leser das Princip

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verschiedene: Die Gartenlaube (1861). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1861, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1861)_056.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)