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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)

großen Raum lediglich zur Ausführung von Massenfreiübungen (durch ca. zehntausend Mann) dar. Die vier Eckplätze, jeder ca. hunderttausend Quadratfuß enthaltend, sind für das Geräthturnen bestimmt. Im Ganzen werden hier sechshundert Turngeräthe aufgestellt, und zwar 200 Recke, 200 Barren, 200 Sprunggeräthe, darunter 80 Pferde, 40 Böcke, 40 Freispringel und 40 Sturmspringel. Auf jeden einzelnen der vier Plätze kommen 50 Recke, 50 Barren, 20 Pferde, 10 Böcke, 10 Frei- und 10 Sturmspringel zu stehen. (Die Kosten für Beschaffung und Aufstellung dieser Geräthe, die durchweg neu und zum großen Theil schon jetzt fertig sind, hat der Turnausschuß auf 3142 Thaler veranschlagt.) Auf der Westseite des Festplatzes sind zwei Zuschauer-Tribünen errichtet, je 325 Ellen lang und 37 Ellen breit, die zusammen Raum für zehntausend Personen gewähren. Der Freiübungsplatz, der außer der für das Turnen angesetzten Zeit dem geselligen Verkehr übergeben ist, enthält eine Tribüne für die Leiter des Turnens und die Festredner; außerdem noch vier Tanzplätze und ebenso viele Orchester, unter denen sich unterirdische Privets befinden.

Der vom Turnplatz und der Festhalle nicht eingenommene Raum des Festplatzes wird von Buden und Zelten besetzt werden. Die Zahl derer, die sich um Ueberlassung kleiner Stücken Platzes beworben haben, ist nicht unbedeutend; Schankwirthschaften, photographische Ateliers, kohlensaure Trinkhallen, Kaufläden etc. werden sich hier in buntem Gemisch zusammendrängen. Dazu kommen noch die verschiedenen Büreaux des Festausschusses, ein Wechselcontor, ein telegraphisches, ein Post- und ein Festzeitungsbüreau u. s. w. – Der ganze Festplatz ist in einer Länge von neunzehnhundert Ellen, soweit ihn nicht die Tribünen begrenzen, durch eine 4 Ellen hohe Planke aus übergedeckten Bretern eingeschränkt. Eine zweite Einplankung, über siebenhundert Ellen lang und nur 1½ Elle hoch, grenzt den eigentlichen Turnplatz vom Zuschauerraum ab. Für die Festzüge wird eine eigene Ehrenpforte erbaut, für den täglichen Verkehr besondere Ein- und Ausgänge offen gehalten; für Droschken und Omnibusse ist ein Halteplatz außerhalb der Umplankung bestimmt.

Alles das, was wir in gedrängter Kürze hier mitgetheilt haben, umfaßt aber nur einen, wenn auch nicht den geringsten Theil der Arbeiten, die der Festausschuß zu vollbringen hatte. Wir erinnern nur an die schweren Pflichten des Wohnungsausschusses, der „fürsorglichen Mutter“ der zum Feste erwarteten Turngenossen. Wahrlich, es ist keine kleine Aufgabe, zehntausend und wer weiß wie viel mehr Leuten Quartier, und noch dazu freies Quartier zu schaffen. Ein Glück, daß man sich in Leipzig unter einem Turner kein vorweltliches und urwäldliches Ungethüm mehr vorstellt. Die Turnsache und ihre Jünger werden, wie es ja bei vernünftigen und praktischen Leuten gar nicht anders sein kann, von der wackeren Leipziger Bevölkerung hochgehalten, und mit Freuden wird sie die deutsche turnende Jugend aufnehmen, die es, sollte die Noth an

den Mann gehen, wohl auch nicht verschmähen wird, ein schlichtes

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863).Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_349.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)