Verschiedene: Die Gartenlaube (1863) | |
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Richtung direct auf das Palmettowäldchen zu, wo Urrica’s
Hütte stand, vor welcher die ganze Schaar heulend und bellend
anhielt. Als die Verfolger eintraten, fanden sie die Alte todt mit
unförmlich aufgeschwollenem Körper liegen, in der warmen Asche
des Heerdes begrüßte sie aber eine mächtige Klapperschlange mit
drohendem Rasseln. Das giftige Reptil wurde sofort getödtet und
der Eifer der Bluthunde durch Zurufen angespornt. Vergebens,
sie wollten nicht weiter und waren nicht dahin zu bringen, die
Hütte zu umkreisen. „Der Nigger steckt doch nicht hier!“ rief
Daly. „Doch was ist das?“ fuhr er fort, als er ein zerbrochenes
Glas vom Boden nahm; „wahrhaftig, da haben wir’s, der Bursche
hat sich die Sohlen mit Terpentin eingeschmiert!“
Man setzte die Verfolgung Schocko’s ohne Hunde fort, aber vergebens. Erst nach einigen Monaten erfuhr man, daß der Enkel Urrica’s, unfern einer neuen Pflanzung bei Savannah wegen Raubs gehängt worden sei. Vor seiner Hinrichtung hatte er den Anschlag bekannt, den er nach dem Orakelspruche Urrica’s gegen Blanche auszuführen versucht hatte. Herr Lafitte soll seit jenem furchtbaren Vorfall aber ein ganz anderer Mann geworden sein und seine Sclaven jetzt menschlich behandeln.
Wo viel Licht ist, da ist viel Schatten. Ebenso verhält es sich mit dem Charakter des Negers. Um diese Behauptung dem deutschen Leser besser verständlich zu machen, hat der Verfasser eine wahre Begebenheit erzählt, bei welcher diese beiden Extreme deutlich hervortreten: der rachgierige Schocko vertritt die wilde Natur der afrikanischen Race, die hochherzige Mulattin aber zeigt die bessern Eigenschaften derselben in vollem Lichte.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1863).Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 757. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_757.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)