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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)

Pulverfuchs in der Trödelbude.

die Scheibe, um ’nunter nach dem „Wasserfall“ zu gucken, weil der sich im Winter gar so scharmant ausnimmt. Aber schon auf dem Wege dahin war’s reine zum närr’sch werden schön! Ich weiß nicht woran ’s liegen mochte, aber ’s war mir auf die Blitzgedanken alle, die ich an dem Blitzkeuze gehabt hatte, hinterher doch ordentlich wohlig geworden, so daß ich nun johlend weiter stolperte. Auf einmal huscht so’n langes schwarzes Ding über den Weg, daß mir’s doch gleich wie Pulver in alle Glieder fuhr, denn im ersten Augenblick dachte ich, ’s wäre etwa noch eine Scheecherei von dem Galgendinge, dem Kreuze, her, wie ich aber noch so dastehe vor Schreck, da schlüpft das huschige Beest wieder über den Weg ’nüber auf die andere Seite und in’s Dickicht ’nein. Diesmal bekam ich’s aber ungefähr weg, was es eigentlich war – nämlich ein Mard. Und richtig, wie ich an die Tapsen ’ran kam, die ’s in den Schnee gemacht hatte, sah ich’s ganz deutlich, daß ich mich nicht getäuscht hatte. Aus Neugier ging ich nun dem Viehe nach, um zu gucken, wo’s sich hin versteckt hätte, denn so ein Ding kostet Geld, wenn man’s erwischt. Zum Schießen hatt’ ich freilich nichts bei mir, aber ich wollte doch den Ort wissen, wo der Teufelsbalg hingekrochen wäre. Weil ich gleich hinterher war, so hatte er auch nicht lange mehr herumgetempert, sondern war in eine alte Buche, die nicht gar weit ab vom Wege stand, ’neingefahren. ’Naus kam das Teufelsding nicht wieder, so viel ich auch mit einem Knüppel gegen den morschen Baum schlug. Da fuhr mir auf einmal wie ’ne Rakete der Gedanke durch den Kopf, daß ich eine ganze Düte Kanonenpulver in meiner Fouragetasche stecken habe, weil ich mir eben manchmal gerne einen Spaß mache, so ’was loszulassen. Ich visitirte nun zuerst das Astloch, wo’s Pelzmärdel ’neingekrochen war, und steckte dann, nachdem ich einen langen Streifen Schwamm an die Pulderdüte befestigt hatte, diese in die Höhlung nein und brannte dann das ’naushängende Schwammende an. So dachte ich, wirst Du das Ding schon ’raus kriegen, denn die Jäger räuchern ja auch die Beester ’raus. Ich hatte mich unterdessen ein tüchtiges Stück von der Buch weg hinter eine alte Tanne gesteckt, um da den Spaß abzuwarten. So paß’ ich und passe, daß der Krempel los gehen soll, aber trotzdem, daß ich schon eine ganze Weile gelauert hatte, rührte sich noch kein Aestel. Gewiß, dachte ich, ist der Schwamm am nassen Stamm ersoffen, und wollte in dieser Meinung schon hinter meinem Versteck vorschlüpfen, um nachzugucken, als ich dumpfes Pferdegetrampel, das auf dem Wege herzukommen schien, höre. Ich blieb also noch ruhig hinter meinem Stamm stehen, von wo aus ich ein großes Stück des Weges übersehen konnte, und horchte weiter, ob ich mich nicht etwa verhört hätte. Aber heiliges Donnerwetter, wie erschrak ich, als ich den alten Revierförster Z. auf seinem dicken Gaule daher geritten kommen sah! Gott’s Blitz und Granaten, wie wubberte mir bei seinem Aublick das Herze!

Mich entdeckte er schon nicht, das wußte ich, obgleich er meine Tapfen im Schnee sehen mußte; denn wenn der Grünrock sich auch wirklich über die Spuren nicht täuschen ließ, die er aber doch möglicherweise

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863).Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 829. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_829.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2019)