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verschiedene: Die Gartenlaube (1864)

in Nürnberg und Schläuche sowohl als Wasserzubringer 1672 von den Gebrüdern Jan van der Heide erfunden. Endlich erfand im Jahre 1720 der Mechaniker Jakob Leupold aus Planitz bei Zwickau den Windkessel, jenen Hauptbestandtheil der Feuerspritze, durch den allein ein ununterbrochener Wasserstrahl erzielt wird. Das Princip in der Bauart der Feuerspritzen war nunmehr entschieden, und es kann seitdem lediglich von Verbesserungen dieses Princips, nicht aber von neuen Erfindungen die Rede sein. Die Erbauung der Dampffeuerspritzen stammt aus Nordamerika, wo der Mechaniker Ericson, ein Schwede, 1840 in Newyork die erste verfertigte.

Die Feuerwehrfrage ist gewissermaßen auch eine brennende geworden, mit der sich Publicum wie Behörden weit eingehender und vorsorglicher beschäftigen sollten, als es leider bisher geschehen. Sollten diese schlichten Zeilen einigermaßen dazu beitragen, so ist ihr Zweck erreicht.

O. Faber. 




Aus den Landen des verlassenen Bruderstammes.
3. Von Schleswig nach Rendsburg und meine Gefangenschaft bei den Preußen.

Alle Verbindungen in Schleswig waren durch den Krieg in Unordnung gerathen. Nirgends wußte man in der Stadt Schleswig, ob man mittelst der Eisenbahn nach Flensburg gelangen könne, nicht einmal im Bureau der Eisenbahnstation. „Ich weiß nur, daß sogleich ein Militärzug nach Rendsburg geht, welcher Gefangene führt,“ sagte der Beamte; „ob Sie mitfahren können, wie weit? von Alledem weiß ich nichts. Versuchen Sie’s.“ Das war ein schlechter Trost. Ich wandte mich an einen österreichischen Hauptmann, den ich auf dem Perron traf. „Der Zug, den Sie hier sehen,“ erwiderte er, „geht allerdings mit Gefangenen nach Rendsburg. Bis Klosterkrug will ich Sie gern mitnehmen. Ob Sie dort weiter kommen können, weiß ich nicht.“ Alle Wagen des langen Zuges waren bereits mit dänischen Soldaten gefüllt, mehrere hundert Gefangne, welche die tapfern österreichischen Truppen auf den Schlachtfeldern von Wedelspang, Jagel und Oeversee gemacht hatten. Sie sollten über Rendsburg nach Spandau und Magdeburg gebracht werden. Ich stieg mit dem Hauptmann und noch zwei jüngern Officieren in eins der vorderen Coupes. Der Zug brauste fort. „Merkwürdig,“ sagte der Hauptmann, in seinen Gefangnenlisten blätternd, „immer dieselben Namen. Da habe ich nun zwanzig Gefangene auf dem Zuge, welche sämmtlich „Petersen“ heißen. Wird nun einer von diesen zwanzig Petersen entlassen, so ist es ein Kunststück, den richtigen Petersen herauszufinden.“

Nach einigen Minuten hielt der Zug bei Klosterkrug. Noch heute lauten die Billets in dänischer Sprache. „Slesvic to Klosterkro“ stand auf dem Billet, welches ich in der Hand hielt. Nur dänische Frechheit vermag so Etwas. Niemals hat die österreichische Regierung Aehnliches in der Lombardei und in Venetien versucht. Ich stieg aus, und der Zug brauste weiter nach Rendsburg zu. Aber wie bedauerte ich bald, daß ich überhaupt versucht hatte, mittelst der Eisenbahn nach Flensburg kommen zu wollen! Niemand wußte mir auf der einsamen Station zu sagen, ob und wann ein Zug nach Flensburg kommen oder abgehen würde. Und dazu war ein längerer Aufenthalt auf der Station eine Art von Bivouak. Das Bahnhofsgebäude war vollkommen wüst und leer. Man sah, die Dänen hatten in diesen Räumen gehaust. Ich versuchte, in einem der übrig gebliebenen Oefen mir selbst Feuer anzumachen. An zwei Stellen war der Fußboden aufgebrochen, um Pulver hineinzulegen und das Bahnhofsgebäude, welches den auf das Danewerk vorrückenden Oesterreichern als Deckung dienen konnte, in die Luft zu sprengen. Ich brach an diesen Stellen noch einige Holzstücke aus und steckte sie in den Ofen. Aber der Ofen rauchte. Ich wollte mir einen andern Raum suchen. Endlich kam ich zu einer geschlossenen Thüre. Inwendig hörte ich Stimmen. Ich öffnete die Thür, und sah ein vollständig kriegerisches Bild vor mir. Ich trat in einen Wartesalon erster Classe. Der Boden war mit Heu und Stroh bedeckt, Tornister, Waffen, Soldatenmäntel lagen umher, um ein im Ofen brennendes prächtiges Feuer aber lagerten ein Dutzend österreichischer Soldaten. Der Saal war dunstig genug, allein ich dachte, das erste Element des menschlichen und thierischen Lebens sei die Wärme, und ließ mich auf einen Tornister in der Nähe des Ofens mitten unter den Ungarn, Slavoniern und Kroaten nieder. Ich befand mich bei der österreichischen Wachtmannschaft, welche den Bahnhof besetzt hielt. General v. Gablenz, der Sieger vor Schleswig und bei Oeversee, hatte hier einige Stunden nach dem Abzuge der Dänen sein Hauptquartier gehabt. Glänzende Thaten des Feldherrn und der Soldaten und das Lob eines liebenswürdigen, humanen und der politischen Lage des Landes gegenüber höchst taktvollen und klugen Benehmens werden in der Geschichte dieses Krieges seinen Namen zieren.

Mit der Eisenbahn, das sah ich mit jeder Minute mehr, war nicht weiter zu kommen. Zum Glück fuhr bald nachber ein Bauer in seinem Stuhlwagen vorüber, der mich willig nach Schleswig mitnahm.

Ich befand mich nun auf der Straße, auf der die dänische Armee nach Verlassen des Danewerkes und der Schanzen um Schleswig ihren jedenfalls meisterhaften Rückzug gemacht hatte. Das war Morgens zwischen 6–8 Uhr geschehen. Die Kaiser-Husaren waren ihr immer auf den Fersen. General von Gablenz selbst gleich hinter den Kaiser-Husaren. Beim Fußholzer Krug stieß die österreichische Avantgarde zuerst auf die dänische Nachhut. Die Wege waren glatt gefroren. Nur mit großer Mühe konnten die Husaren sich vorwärts bewegen. Auch sie hatten mehrere Tage und Nächte bei dem fürchterlichen Wetter im Bivouak zugebracht. Aber immer ging es vorwärts, um die Dänen zu erreichen und zum Stehen zu bringen.

Endlich kam ich an die Idstedter Haide. Hier wurde vor dreizehn Jahren die Schlacht geschlagen, welche Schleswig-Holsteins Schicksal entschied und ohne die Annahme einer grenzenlosen Unfähigkeit oder einer fast unglaublichen Verrätherei gar nicht zu erklären ist. Bei Hellingbeck sah ich die ersten Todten. Es waren Kaiser-Husaren, die tapfern Verfolger, welche bei Oeversee das Gefecht zum Stehen gebracht hatten. Einzelne Tschako’s und Dolmans waren auf der Straße zerstreut. Sich scheuend, jagten die Pferde an den todten Körpern vorüber. Vom Fußholzer Krug bis nach Oeversee bestand die Verfolgung der österreichischen Truppen aus einer fortlaufenden Reihe von kleinen Scharmützeln. Die dänischen Truppen, Infanterie und Artillerie, benutzten jeden günstigen Terrainabschnitt, um die vorrückenden Oesterreicher aufzuhallen.

Ich gelangte nach Oeversee. Hier war es zu einem vollständigen Gefecht gekommen, oder zu einer Schlacht, will ich lieber sprechen, „denn die Schlacht bei Solferino,“ sagte mir der österreichische Officier, den ich am heutigen Abend auf der Hauptwache kennen lernen sollte und der bei Oeversee gekämpft hatte, „war im Verhältniß zur Zeit und zu den Streitkräften nicht so blutig, wie das Gefecht bei Oeversee.“ Es dauerte nur anderthalb Stunden. In diesen anderthalb Stunden verlor die Brigade Nostiz, mit der Feldmarschalllieutenant von Gablenz die Verfolgung unternahm, nicht weniger als 600 Mann an Todten und Verwundeten, unter ihnen ein Drittel ihrer Officiere. Namentlich zeichneten sich die Regimenter Belgien und Hessen und das neunte Jägerbataillon durch eine unvergleichliche Bravour aus. Die Dänen hatten, fast zehntausend Mann stark, eine ausgezeichnet günstige Position mit Infanterie und Artillerie besetzt. An einem hochgelegenen Waldrande standen sie in drei Stufen übereinander, jede einzelne Stellung durch Erddämme und Knicks geschützt, während die Oesterreicher ganz ungedeckt jede Position erstürmen mußten. Aber als die Letzteren sahen, daß sie das Gefecht wirklich zum Stehen gebracht hatten, stürmten sie unaufhaltsam eine Position nach der andern mit dem Bajonnet, obschon die Dänen ihnen an Zahl um das Doppelte überlegen waren, und eine Truppenmacht von 10.000 Mann noch zwischen Oeversee und Flensburg in der Reserve stand. Keinen Augenblick verstummte das Hurrah der Stürmenden auf der ganzen Linie. Jeder Fußbreit Boden, wie ich sah, war hier mit Blut erobert worden.

Am heftigsten mußte im Wäldchen gekämpft worden sein. Dort lagen die Todten am zahlreichsten. Die österreichischen Soldaten

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verschiedene: Die Gartenlaube (1864). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1864, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1864)_157.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)