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verschiedene: Die Gartenlaube (1866)

Bilder aus dem Thiergarten.
Nr. 7. Zwei Schönheiten aus dem Nil.


Der bekannte Thierhändler und Menageriebesitzer Casanova, der sich einen besondern Beruf daraus gemacht hat afrikanische Bestien nach Europa überzuführen, zählte unter seiner lebendigen Sammlung u. a. auch ein Paar junger Nilpferde, welche die thierkundigen Brehm und Leutemann bereits im Jahrgange

Am Bassin der Nilpferde in Amsterdam.
Nach der Natur gezeichnet von H. Leutemann.

1859, Nr. 47, unsern Lesern vorführten. Herr Casanova hatte sich anfänglich der Hoffnung hingegeben, seine beiden dicken Schützlinge dem Kaiser von Oesterreich zu Füßen legen zu dürfen, der bekanntlich seiner Menagerie in Schönbrunn große Theilnahme zuwendet. Der fatale italienische Krieg, welcher damals eben beendigt war, und der noch fatalere Verlust der Lombardei übten ihren Einfluß auch auf die Geschicke der jungen Großen des Nil aus. Man hielt in Oesterreich in richtiger Erwägung der Umstände damals die Zeit nicht für geeignet zur Erwerbung so theurer Wesen, so conservativ dieselben allem Anschein nach auch sein mochten. Ihr Pflegevater beförderte sie also zunächst nach Leipzig, von da nach Berlin. Wahrscheinlich geschah hier bereits ihr Ankauf für den Amsterdamer Zoologischen Garten, denn kurze Zeit darauf wurden sie in letzteren aufgenommen. Die behäbigen Holländer nahmen keinen Anstoß an den weniger schlanken Taillen der Wasserfreunde und betrachten die Flußpferde sogar als Capital- und Prachtstücke ihrer überaus reichen Thiersammlung.

Dem Flußpferdpärchen ist dort eine comfortable und ihren heimathlichen Liebhabereien möglichst entsprechende Wohnung eingerichtet worden. Während der Nacht lagern sie in einem massiv gebauten, festen Stalle, in welchem sie, wie schon ihre Urahnen zu Hiob’s Zeiten, „Heu fressen wie Ochsen“. Am Morgen spazieren sie durch die weite Thür heraus in das geräumige und tiefe Wasserbassin und bleiben in diesem den größten Theil des Tages hindurch, meistens sogar gänzlich untergetaucht. Das Bassin ist da, wo nicht

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verschiedene: Die Gartenlaube (1866). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1866, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1866)_101.jpg&oldid=- (Version vom 19.6.2020)