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verschiedene: Die Gartenlaube (1866)

äußern Nase. Aber auch die Nasenhöhle, wenn sie nicht in Ordnung (verstopft, viel Schleim absondernd) ist, kann theils durch ihren Einfluß auf die Sprache, theils durch ihre Aussonderungen Veranlassung zum Mißfallen geben. So ist besonders das Reinigen derselben mit dem Finger, sowie alles heftige Schnäuzen der Nase vor Andern zu vermeiden; auch ist das Niesen gehörig zu überwachen. Bei hartnäckiger Verstopfung muß eine genaue ärztliche Untersuchung vorgenommen werden. An der Nasenhaut, besonders in den Falten an den Nasenflügeln, sind Mitesser und Blüthchen, wie früher angegeben wurde, zu entfernen. Eine Nase, welche unnatürlich nach einer Seite gewendet ist, ziehe man öfters nach der entgegengesetzten Seite; neigt sie sich nach rechts, so gewöhne man sich daran, sich nur mit der linken Hand zu schnäuzen; neigt sie sich nach links, so schnäuze man sich stets mit der rechten Hand.

Am Munde, – dem für die geistige Eigenthümlichkeit des Menschen bedeutungsvollsten Gebilde, welches beim Essen, Athmen, Sprechen, Singen und Küssen in Thätigkeit tritt, – sind die Lippen, die Mundwinkel, das Zahnfleisch und die Zähne wohl in Obacht zu nehmen. Vor allen Dingen darf aber kein übler Geruch aus dem Munde strömen, und das ist gerade beim weiblichen Geschlecht weit öfter der Fall, als die Damen, weil es ihnen Niemand sagt, glauben. Fast stets stammt dieser Geruch von faulenden Fleischspeiseresten, die zwischen oder ganz besonders in hohlen Zähnen sich verborgen haben. Darum entferne man diese Speisereste durch Zahnstocher und Zahnbürste und verhindere das Faulen derselben durch Putzen mit dem fäulnißwidrigen Spiritus (entweder in der Eau de Cologne oder mit Essigäther versetzt); hohle Zähne sind zu plombiren oder auszuziehen, jedenfalls öfters durch den Zahnarzt zu reinigen. – Die Lippen (von gehöriger Röthe) dürfen nicht zu feucht von Speichel (durch öfteres Belecken mit der Zunge), aber auch nicht trocken, aufgesprungen, rissig, schuppig, mit kleinen Hautpartikelchen besetzt (durch Abreißen mit den Zähnen) sein. Trockene Lippen bestreiche man mit feinem Fette (Lippenpomate aus weißem Wachs und Olivenöl, Cold-cream). Bei wenig entwickelten oder zusammengekniffenen Lippen hüte man sich, den Mund fest geschlossen zu halten und die Lippen einzuziehen, im Gegentheil halte man den Mund etwas geöffnet. Bei dicken, aufgeworfenen Lippen ziehe man die Lippen etwas ein und schließe den Mund. Ist der Mund sehr breit, dann ist sehr lebhaftes Sprechen und Lachen zu vermeiden; überhaupt sind alle Lippenbewegungen und Mundstellungen beim Essen, Trinken, Sprechen, Singen, Lachen sorgfältig zu überwachen, damit sie nicht unschön oder gar geräuschvoll ausfallen und selbst das hübscheste Gesicht verhäßlichen. Das Ausstochern der Zähne, wohl gar mit Fitschen und Matschen, in Gegenwart Anderer, mögen die Damen ja den rücksichtslosen Herren überlassen, die, sehr oft auf die widerwärtigste Weise, meist gleich nach der Suppe und noch lange Zeit nach dem Essen, im Munde herumstochern. – Die Mundwinkel sind stets im reinsten Zustande zu erhalten und (durch Bestreichen mit Glycerin, Cold-cream) vor Schrunden, Wundsein, Grinden zu bewahren. – Die Zähne, der schönste Schmuck des menschlichen Mundes und Gesichtes und ebenso für die Sprache, wie für die Verdauung (durch das gehörige Zerkauen fester Speisen) von größter Wichtigkeit, können bei der Jungfrau, wenn sie nicht schon in den Mädchenjahren ordentlich gepflegt wurden, nur unter den Händen des Zahnarztes insoweit wieder in Ordnung gebracht werden, daß sie wenigstens nicht abstoßen. Jedenfalls sind falsche Zähne garstigen Zahnlücken und häßlichen, schwarzgrünen Stümpfen weit vorzuziehen. Sind die Zähne noch gut, dann müssen sie durch öfteres Ausspülen des Mundes, Bürsten mit Zahnspiritus und Zahnpulver täglich gehörig gereinigt, sowie öfters von jedem gelblichen, graugrünlichen oder schwärzlichen Beschlage (durch Abschaben) sorgfältig befreit werden. Man bedenke, daß schöne Zähne selbst ein häßliches Gesicht und einen garstigen Mund zu verschönen im Stande sind, während ein schlechtes Zahnwerk auch das hübscheste Gesicht verschandelt. Einige Male des Jahres sollten auch die besten Zähne beim Zahnarzte die Revue passiren müssen, um Leiden derselben vorzubeugen. – Das Zahnfleisch wird frisch, roth und fest bleiben, wenn der Mund und die Zähne mit der größten Sorgfalt rein gehalten werden; besonders ist der Zahnstein am Halse der Zähne, welcher sich gewöhnlich zwischen Zahn und Zahnfleisch hineindrängt, baldigst zu entfernen. Das sanfte Reiben des Zahnfleisches mit Zahnspiritus, Kölnischem Wasser, Myrrhentinctur und dergl. belebt dasselbe.

Das Mienenspiel, wie überhaupt die Mimik des ganzen Kopfes, wobei auch der Hals als Träger des Hauptes in Betracht kommt, kann, wenn dabei die Grenzen der nöthigen und bedeutsamen Bewegung überschritten werden, einem weiblichen Wesen einen recht häßlichen, unweiblichen Charakter verleihen. So ist z. B. das Rückwärtsüberwerfen des Kopfes, vielleicht gar mit Rümpfen der Nase und Zusammenkneifen des Mundes, ganz widerwärtig; so wird auch das übermäßige Hin- und Herbewegen des Kopfes beim Sprechen stets unangenehm berühren etc. Am besten ist’s daher, man gewinnt einen wahrheitsliebenden, ehrlichen, sogenannten rücksichtslosen, groben Freund, von dem man sich auf jedes unliebenswürdige Gebahren, das uns eigen ist, aufmerksam machen läßt. Besonders rathe ich dies den weniger geistreichen Schönen. Am meisten ist das Lachen zu beherrschen. Es darf nie zu einem lauten, wiehernden und den ganzen Körper erschütternden Gelächter ausarten und nicht mit erzwungenem, widernatürlichem Verziehen des Mundes geschehen. Wer bei keiner Gelegenheit in ein herzliches Lachen auszubrechen vermag, ist gewöhnlich kein gemüthlicher, guter Mensch; am zu vielen Lachen erkennt man aber den Narren. Hat sich ein Mädchen entstellende Grimassen angewöhnt, dann lassen sich dieselben nicht durch Lächerlichmachen, sondern dadurch abgewöhnen, daß es mit Hülfe der Willenskraft während des Zählens bis zu einer bestimmten Zahl diese Grimassen unterdrückt. Täglich muß dieser Versuch ein paarmal wiederholt und mit der Zahl gestiegen werden. Bei fünfhundert ist das Uebel gewöhnlich besiegt.

Hals und Nacken, welche bei einem schönen weiblichen Körper niemals scharf abgesetzt von Brust und Rücken sind, sondern allmählich in den Rumpf übergehen, verlangen einen weißen reinen Teint und dürfen durch enge Brust- und Halsbekleidung nicht in ihrer Form und Bewegung beeinträchtigt werden. Gegen den Kropf hilft nur in äußerst wenigen Fällen der Gebrauch von Jod, und deshalb suche man dieses Uebel lieber dadurch zu verhüten, daß der Blutlauf nicht durch Beengung des Oberkörpers erschwert, im Gegentheil durch richtige Brustgymnastik gefördert werde.

Der Oberkörper, mit der Brust und dem Rücken, wird stets durch beengende Kleidungsstücke, zumal wenn diese nicht nur die Rippen, sondern auch die Arme und den Hals in ihrer Haltung und Bewegung geniren und die Taille sehr dünn machen, geradezu widerwärtig, weil unnatürlich. Er werde lieber dadurch, daß man bei zurückgezogenen Achseln und in die Hüfte eingestemmten Armen recht tief und langsam einathmet, erweitert. – Die Achselhöhlen sind des Schweißes wegen sehr rein zu halten (öfters mit warmem Seifenwasser zu waschen). Sollte dieser Schweiß stark und übel riechen, dann sind Schweißblätter von Leinwand oder weichem Handschuhleder zu tragen, die entweder eingethont oder mit einer Weinsäurelösung getränkt und dann getrocknet wurden; die Anwendung wohlriechender Stoffe läßt zu sehr die Absicht merken und verstimmt. – Im ausgeschnittenen Kleide zu erscheinen bei magerer, unschöner Büste mit vortretenden Schlüsselbeinen und Schulterblättern, eckigen, knochigen Achseln, tiefen Gruben über der Brust, ist ein großes Vergehen an Denen, die das mit ansehen müssen.

Der Unterkörper verträgt zu seiner schöneren Gestaltung eine mäßige Zusammenschnürung des Leibes, sowie eine dem naturgemäßen weiblichen Körperbaue entsprechende Breite und Rundung der Hüften und des Kreuzes. Jede unnatürliche Uebertreibung in dieser Hinsicht ist verächtlich. Auf eine anmuthige Haltung und Bewegung des Unterkörpers sollte mehr Werth gelegt werden, als dies zur Zeit geschieht.

Der Arm darf nur dann unbedeckt und mit auffallendem Schmucke getragen werden, wenn er es verdient, wenn er nämlich proportionirt dick und rund, weiß und glatt (unbehaart), mit Grübchen am Ellenbogen und von reinem Teint ist. Sonst trage man die Aermel möglichst lang. Ein zumal kostbares Armband kann ein schlimmer Schmuck sein, wenn es die Aufmerksamkeit auf einen Arm von fehlerhafter Bildung zieht.

Für die Hände, und ganz besonders, wenn sie unschön gestaltet sind, ist eine sorgfältige Pflege am unentbehrlichsten, da eine zarte, weiße Hand, selbst wenn sie besonders schöner Formen entbehrt, stets einen dem Auge wohlgefälligen Anblick gewährt. Als Erfordernisse zu einer wahrhaft schönen Hand, die übrigens zu den größten Seltenheiten gehört, werden betrachtet: Kleinheit, runde, gefällige Form mit proportionirt langen und dicken Fingern,

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verschiedene: Die Gartenlaube (1866). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1866, Seite 360. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1866)_360.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2020)