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verschiedene: Die Gartenlaube (1866)

Habermann am Sarge seiner Frau. (S. S. 724.)
Aus den Originalzeichnungen zu Reuter’s Werken von F. Hiddemann.



suchte sie das Erlebte zu überdenken, zu sichten. Was sollte sie thun? Wie sollte, wie mußte sie handeln? Und Bruno – schaudernd barg sie das Gesicht in den Händen, sie konnte nicht mehr denken. Der Kopf wirbelte und brannte ihr, und ganz zusammengebrochen verfolgte das arme Kind seine einsame, öde Bahn, Sie bemerkte auch kaum, wie sie die Häuser wieder erreichte und nur mechanisch in die bekannte Straße einbog. Wie in einem wüsten Traum schritt sie dahin und öffnete endlich die Thür ihrer eigenen Heimath. Auch von den dort Versammelten sah sie kaum mehr als die undeutlichen Umrisse ihrer Gestalten, und erst oben auf ihrem Zimmer, als sie die Thür verriegelt und sich, wie sie war, in ihren Kleidern auf das Bett geworfen hatte, machte ein lindernder Thränenstrom ihrem gepreßten Herzen Luft.


(Fortsetzung folgt.)




Englands großes nationales Spielhaus.
Von Friedrich Althaus.


Der Engländer ist stolz darauf, daß sein von Natur und Geschichte so vielfach bevorzugtes Inselreich auch darin vielen anderen Nationen voransteht, daß es keine „Spielhöllen“ besitzt. Wohl hat er damit Recht, denn die englischen Gesetze verbieten das Hazardspiel. Dagegen aber übt der abenteuerliche Sinn des Wettens und Wagens, an dem die Flamme der Spielleidenschaft sich nährt, bei keinem Volke eine mächtigere Herrschaft aus, und weil er da ist, muß er auf irgend einer Weise befriedigt werden. Man findet deshalb in England freilich keine öffentlichen Spielbanken nach continentalem Muster, keine Roulette und keine Lotterien, – aber der Engländer hat die Arena des Spiels von dem grünen Tische auf den grünen Rasen verbannt und statt auf das Rollen von Kugeln wettet er auf das Rennen von Pferden. Das Pferd, das schönste, edelste Thier der Schöpfung! So hoch seine elastische Gestalt erhaben ist über jene leblosen Medien der festländischen Spielwuth, so weit der helle offene Rasengrund die Stickluft des Roulettezimmers übertrifft, so hoch steht ihm das englische „Hazardspiel“ (wenn man es einmal so nennen will) über dem Hazardspiel der Continentalen. Außerdem, so meint der Brite weiter, ist in England auch nicht der vulgäre Geldgewinnst die Hauptsache.

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verschiedene: Die Gartenlaube (1866). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1866, Seite 717. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1866)_717.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)