Seite:Die Gartenlaube (1870) 548.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)


schon das Becker’sche „Sie sollen ihn nicht haben“ besaß, wurde zum ersten Male auf dem Rheinischen Sängerfeste im Jahre 1854 ausgeführt und schon damals mit dem größten Beifall aufgenommen, freilich, ohne daß Jemand ahnen konnte, daß sechszehn Jahre später unter seinen siegreichen Klängen die deutschen Heere den Rhein überschreiten würden. Der Dichter des Liedes, das sich zum ersten Male von J. Mendel, Organist und Gesanglehrer in Bern, um 1842 componirt findet, ist leider unbekannt; sein Name ist in der Leipziger Ausgabe des genannten Jahres mit den Buchstaben M. Sch. angedeutet. Im Jahre 1854 übergab der Herausgeber der bekannten „Männerlieder“, W. Greef in Moers, den Text des Liedes mit einigen ihm nöthig scheinenden Aenderungen seinem Freunde Karl Wilhelm in Crefeld mit der Bitte eine neue Weise zu componiren. Dies geschah, und so wurde die „Wacht am Rhein“ von M. Sch., componirt von Karl Wilhelm, in das neunte Heft der „Männerlieder“ (Essen, Bädecker 1854) aufgenommen. Möglicher Weise bedeuten die Buchstaben M. Sch. „Müller, Schullehrer“, denn auch ein solcher wurde als der Dichter des Liedes bezeichnet; immerhin aber steht zu hoffen, es werde unseren Tagen gelingen, den Namen des bescheidenen Dichters zu ermitteln, daß dieser fortan mit gleichen Ehren neben Nikolaus Becker und Matthäus Friedrich Chemnitz genannt werde.

Der Componist des Liedes, Karl Wilhelm, dessen Portrait wir heute bringen, lebt gegenwärtig in Schmalkalden, seiner Vaterstadt, wo er im September 1820 geboren wurde. Seine erste musikalische Ausbildung erhielt er von seinem Vater, seine weitere bedeutungsvolle Entwickelung verdankte er namentlich Ludwig Spohr, mit welchem er während eines mehrjährigen Aufenthalts in Kassel in regem Verkehre stand. Nachdem er noch bei Schmitt in Frankfurt und André in Offenbach Unterricht im Clavierspiel und im Contrapunkt genommen, ließ er sich 1840 in Crefeld nieder, wo er als Musikdirector auch die dortige Liedertafel mit rühmlichstem Erfolge dirigirte. Aus diesen Jahren stammen seine populärsten Compositionen für Männergesang, sowie ein Cavalleriemarsch, der namentlich durch die Aufführungen des Generalmusikdirectors Wieprecht bekannt wurde.

Gegenwärtig lebt Wilhelm, wie gesagt, wieder in Schmalkalden in stiller Zurückgezogenheit, indeß sein Name und sein Lied, das wie im Sturm die Würde eines Nationalgesangs errungen hat, auf allen deutschen Lippen sind. Von verschiedenen Seiten ist die „Gartenlaube“ aufgefordert worden, eine nationale Ehrengabe für den verdienten Componisten zu veranlassen; bereits sind namhafte Beiträge für dieselbe eingegangen, und es bedarf kaum der Versicherung, daß wir weitere Spenden zu diesem Zwecke mit Freuden von unseren Lesern entgegennehmen werden.




Das wackere Reiterstückchen, welches unsere Abbildung Seite 541 bringt, wurde von Ulanen des siebenten Regiments ausgeführt, um die auf der Bahn von Saargemünd nach Hagenau und Straßburg unausgesetzt fortdauernden französischen Truppentransporte unmöglich zu machen. Unter Leitung des Lieutenants von Voigt machten sich am 16. Juli von St. Johann-Saarbrücken etwa dreißig Ulanen auf in der Richtung nach Zweibrücken, wo sich ihnen ein Techniker und ein Bauführer anschlossen, mit deren Unterstützung der in der Nähe befindliche Viaduct der genannten französischen Bahn gesprengt werden sollte. Um des Erfolgs ganz sicher zu sein, nahm man in Neunkirchen noch eine Anzahl entschlossener Bergleute, sowie im Sprengen geübte Arbeiter mit, und nun ging es in der folgenden Nacht, in Begleitung von Wagen, welche die nöthigen Utensilien mit sich führten, durch das baierische Gebiet an die französische Grenze. Die Wachsamkeit der feindlichen Posten vereitelte in dieser wie in der folgenden Nacht den Versuch, und man gewann die Ueberzeugung, daß die Expedition viel leichter auszuführen wäre, wenn die Wagen zurückbleiben und sämmtliche Theilnehmer beritten sein würden. Aber die Civilisten konnten nicht reiten. Was war zu thun? Im Kriege gilt kein lang Besinnen, und so benutzten die wackeren Ulanen die beiden folgenden Tage, um den theilnehmenden Civilisten frischweg einen Reitunterricht zu geben, der sie befähigte, ein Pferd nothdürftig leiten zu können, und nun ging es in der Nacht vom Sonnabend auf den Sonntag mit frischem Muthe neuerdings an’s Werk. Unerschrocken wurde darauflosgeritten; die französischen Posten wurden glücklich überrumpelt und unschädlich gemacht. Während dieses Vorgangs machte sich der Techniker mit seinen Arbeitern an die Sprengvorrichtungen, und in kurzer Zeit war Alles so weit fertig, daß man die Zündfäden anzünden und den Erfolg abwarten konnte.

Dieser Erfolg war denn auch ein glänzender, denn nach kurzer Zeit schon flog der ganze Etagen hohe Viaduct unter furchtbarem Gekrache in die Luft; es war hiermit ein Werk zerstört, das dem Feinde zur Communication diente auf einer für ihn hochwichtigen Straße, und zu dessen nur nothdürftiger Wiederherstellung er mindestens sechs bis acht Wochen nöthig hatte. Außerdem fand man so viel Zeit, eine gehörige Strecke weit die Bahnschienen vermittelst der bekanntlich so verheerenden Dynamit-Patronen zu zerstören. Als das Werk vollbracht war und durch das furchtbare Getöse, das die Explosion verursachte, die Franzosen munter wurden, zog sich das deutsche Corps rasch zurück, jubelnd, ein echtes deutsches Reiterstückchen vollbracht und sein Wagstück so glänzend durchgeführt zu haben.




Ein Blatt zur Erinnerung an Theodor Körner. In der Autographensammlung des Unterzeichneten befinden sich drei noch ungedruckte Gedichte Körner’s, dessen Lieder in dem heiligen Kriege gegen Napoleon den Ersten bekanntlich das Organ der vaterländischen Jugend waren. Heute, wo die gesammten deutschen Lande gegen die elende Perfidie eines Napoleon des Dritten männiglich sich erheben, mag auch unser Theodor Körner durch nachstehendes Gedicht, das so entschieden an seinen „Aufruf“ erinnert und wie alle seine Schlachtgesänge, gehoben von einem hochheiligen Zorn, von der Gluth des Feuers, das in seinem großen Herzen loderte, beredtes Zeugniß ablegt, geistig in den ersten Reihen unserer Vaterlandsvertheidiger stehen.

F. Naumann  
Oberlehrer an der Annen-Realschule zu Dresden.


  Das Mausoleum.

Zuerst müßt ihr von allen tausend Schädeln
Der patriotischen, von ihm gewürgten Edeln
Ein prächt’ges Mausoleum bauen.
In dessen Mitte steh’ grotesk in Stein gehauen
Der größte Tiger mit gekröntem Haupt,
In seiner Klau’ ein Lamm, nach dem sein Blutdurst schnaubt.
Ringsum die Knochenwand, ein grausenvoller Kreis,
Laßt dann von Wittwenmark und ausgepreßtem Schweiß
Zehntausend düstre Lampen brennen:
So wird die Nachwelt ihn auch ohne Inschrift kennen!

 Theodor Körner.




Soldatenlied.
Nach der Melodie: „Nach der neu’sten Mode“.

Unser Königssohn von Preußen
– Friedrich Wilhelm thut er heißen –
Schlug bei Wörth den Allerwerth’sten,
Der Franzosen Hochgeehrt’sten:
Mac Mahon! Mac Mahon!
Fritze kommt und hat ihn schon.

Seine groben Kugelspritzen
Konnten ihm doch all’ nicht nützen;
Seine feinen Mitrailleusen
Sind das reine Blech gewesen:
Mac Mahon! Mac Mahon!
Fritze kommt und hat ihn schon.

Seine Turcos, seine Zuaven,
Des Tyrannen rohe Sclaven,
Seine wilden Söldnerschaaren
Trieb das deutsche Schwert zu Paaren:
Mac Mahon! Mac Mahon!
Fritze kommt und hat ihn schon.




Für die Frauen und Kinder unserer unbemittelten Wehrleute

gingen wieder ein: Marie Wannieck in Brünn 2 Thlr.; F. Möbius in Dresden 5 Thlr.; zwei Schwestern aus Lemberg 4 Thlr.; ein Deutscher in Reichenbach, mit einem Gedicht 1 Thlr.; einige Patrioten bei Weißleder in Thüringen 4 Thlr.; F. Kompfe in Männedorf am Zürichersee 5 Thlr. 10 Ngr.; zur Abrundung dieser Sendung vom Postbeamten O. W. dort 20 Ngr.; drei arme, aber echt deutsche Schwestern in Btz. 3 Thlr.; A. Cappenberg in Antwerpen 10 Thlr.; Bürger Schulze 1 Thlr.; E. L. 10 Thlr.; A. B. Ossig 6 Thlr.; Max und Thekla Grillich in Neupersdorf 4 Thlr; Vollbeding 2 Thlr.; Buchhalter L. Schmidt in Wien 5 Thlr; N. in Graz 2 Thlr.; Metzler in Carlsbad 5 Thlr.; H. W. in Mannheim 3 Thlr.; vom Unsinn brütenden Rath in Havre 6 Thlr. 12 Ngr.; C. B. in Lübeck 5 Thlr.; Doctor Paufler: Gott segne das Wenige 10 Thlr.; V. R. in R. 2 Thlr.; Gesellschaft Nepperwitz in Leipzig 10 Thlr.; Wochenbeitrag des Personals der Buchdruckerei von W. Drugulin in Leipzig 3 Thlr. 7 Ngr.; Carl Reuter 1 Thlr.; Guido Reusche 5 Thlr.; B. K. aus Neubockow in Mecklenburg 5 Thlr.; vom Kegelclub, Stamm im Engel, Ressource Teutonia und der ersten Mädchenschule in Zwönitz, durch Herrn R. E. Höhme 25 Thlr.; Hillermann 5 Thlr.; in Adam’s Park in Wien, ges. von Marie T. 7 Thlr. 22 Ngr.; von Frau Julie Fertsch in Frankfurt 5 Thlr., Gegengruß an den alten Kriegscameraden; Gewerbeverein in Hainichen 10 Thlr.; von einem echten Deutschen in Oesterreich 3 fl.; A. Nagel in Stade 3 Thlr. 1 Ngr.; Apotheker F. Fischer in Siebenbürgen 10 fl.; Dr. Fr. Goebbel in Kronstadt 10 fl.; Guido von Bautzneren in Hermannstadt 10 fl.; Grundbesitzer Fr. Schuster in Mediasch (Siebenbürgen) 20 fl.; von zwölf Einwohnern von Arad, durch R. Zinkeisen 25 fl.; Resultat eines Aufrufs im Frohburger Wochenblatt durch Carl Thieme 78 Thlr.; Josef Vieler in Karlsburg 1 Ducaten; Wochenbeitrag des Personals von Schelter u. Giesecke in Leipzig 23 Thlr. 12 Ngr.; F. W. Sch–r in St. Petersburg 100 Rubel Silber; Maler H. Bey 3 Thlr.; vom deutschen Turnverein in Brüssel 27 Thlr.; Zw. L. in Hoyer 2 Thlr.; B. E. in M. Gladbach 10 Thlr.; ein Leipziger Kind in Carlsbad 1 fl.; G. M. in Oberleutersdorf 1 Ducaten.

Die Redaction.



Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 548. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_548.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)