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Verschiedene: Die Gartenlaube (1871)

ein Nachtlager unter freiem Himmel ausstellen. Viele der Häuser waren zerschossen, und die noch bewohnbar, waren bereits voll Soldaten gepfropft, sie hatten sich nach den Strapazen eines heißen Kampftages auf eigene Faust Quartier gemacht; das war nicht schwer, die Einwohner der meisten Häuser waren geflohen, Alles, was transportabel war, hatten sie mitgenommen, nur die Räume und die Möbel hatten sie zurückgelassen; glücklich aber, wer zuerst gekommen war und vier Wände gefunden hatte. Endlich in einem Hofgebäude über einem Pferdestalle war es auch mir gelungen, eine bewohnbare Stätte und darin ein Unterkommen zu finden. Die Stube hatte wenigstens einen Kamin, Holz war auch bald gefunden, bald brannte ein gemüthliches Feuer, und das Stroh, das zum Nachtlager auf den Steinboden gestreut wurde, war immer besser als ein unreinliches Bett. Mit einem Lederkissen und ein paar Decken wurde eine ganz prächtige Lagerstatt zugerichtet, während der Nacht wurde das Kaminfeuer unterhalten und sanft hätte man in den Morgen hineingeschlummert, wenn nicht plötzlich schnelle Tritte die Treppe heraufgekommen wären mit dem Rufe:

„Feuer – Feuer! Im Nebenhause brennt es!“


Der Bürgermeister von Riedselz und sein Sohn im Verhör.
Nach der Natur aufgenommen von Prof. P. Thumann.

Ein recht angenehmes Erwachen! Durch die Spalten der Fensterläden sah man an der weißen Wand eine rothe Flamme züngeln, als ich das Fenster aufstieß, stieg die Lohe aus dem Dachstuhle des Nebenhauses bereits auf. In demselben hatte der Commandeur der hessischen Division, Prinz Ludwig von Hessen, Wohnung genommen. Es brauchte dieses Zwischenfalles nicht, um den tapferen Prinzen im Feuer zu sehen, er war mit seinen braven Hessen während dieses Feldzuges so oft im dichtesten Kugel- und Granatenregen gewesen, und was am Tage von Mars la Tour die hessische Artillerie durch ihr Erscheinen geleistet, wird nicht vergessen werden. Auch an den glorreichen Erfolgen des 3. und 4. Decembers hat die hessische Division einen namhaften ruhmreichen Antheil.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1871). Leipzig: Ernst Keil, 1871, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1871)_009.jpg&oldid=- (Version vom 31.12.2019)