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Verschiedene: Die Gartenlaube (1871)


haben. Wohl an vierhundert Todte schlummern hier, in Wahrheit unter Blumen gebettet; denn die Liebe und die Dankbarkeit haben so viele Kränze um die Kreuze geschlungen und so viele Sträucher und Buschwerk hingepflanzt, daß man von Erde nicht die leiseste Spur sieht. Von den Vielen, welche im „Ehrenthal“ die letzte Ruhestätte gefunden haben, nennen wir: General von François und dessen Neffen, den Premierlieutenant Hermann von François, vom zweiten brandenburgischen Grenadierregiment Nr. 12, Graf Reventlow, vom zweiten brandenburgischen Landwehrregiment Nr. 12, Major Jahow, vom zweiten brandenburgischen Grenadierregiment, Major von Wichmann, vom Infanterieregiment Nr. 39, u. A. Auch einige französische Officiere sind hier gebettet; die sich im Leben so schonungslos bekämpft, ruhen friedlich neben einander, – und mit Recht, denn der Tod löscht alle Leidenschaften aus und versöhnt Alles.


Ein guter und schöner Gedanke. Ein Leser der Gartenlaube wendet sich mit einem Wunsche an uns, den wir gern der Oeffentlichkeit vorlegen, wenn wir auch die Verpflichtung nicht auf uns nehmen können, die derselbe uns auf die schon schwer genug beladenen Schultern legen will. Er meint, die Gartenlaube solle eine fortlaufende Liste (Namen, Alter, Wohnort etc.) derjenigen Waisen unserer gefallenen Krieger bringen, welche einer Hülfe bedürftig seien. „Die glücklichen Eltern, die keine Kinder, die glücklichen Kinder, die keinen Vater verloren haben,“ sagt er, „sind gewiß geneigt, Etwas für die Waisen zu thun. Es ist nicht nöthig, sie gleich zu adoptiren; es ist nicht nöthig, große Opfer zu bringen; aber so manche Familie wird sich ein Kind auswählen, das sie zu ihrem besondern Schützling macht, etwa wie man für ein Pathchen zuweilen ein Kleidungsstück arbeitet oder kauft, ihm vielleicht das Schulgeld bezahlt und ihm, wenn es in’s Geschäftsleben eintreten will, hülfreiche Hand leistet durch Einführungen, Empfehlungen, Rath und That. Solch ein Kind braucht nicht von der Mutter entfernt zu werden, hat aber doch durch den Opfertod seines Vaters einen treuen Freund oder eine liebevolle Freundin erworben, die eine Genugthuung darin finden, auf solche Weise die am längsten blutenden Wunden des Vaterlandes heilen zu helfen.“

Gewiß – ein trefflicher Gedanke, der in vielen braven deutschen Herzen Anklang finden wird und nicht rasch genug ausgeführt werden kann, – aber die „fortlaufende vollständige Liste aller hilfsbedürftigen Kinder“ – an und für sich schon ein Riesenunternehmen! – ist dazu nicht nöthig. Solche „deutsche Kriegs-Pathchen“ muß jede wohlthätige Familie oder Person an ihrem Wohnorte selbst oder wenigstens in solcher Nähe finden, daß Pathchen und Wohlthäter sich kennen lernen und an einander freuen können. Dieses gegenseitige Herzerwärmen macht ja das neue Verhältniß erst zu einem so schönen und sicher das Leben veredelnden!

Ausnahmen jedoch sind möglich und für diese öffnet die „Gartenlaube“ ihre wenn auch sehr in Anspruch genommenen Spalten doch gern. Wir haben in armen Gebirgsgegenden Städte und Dörfer, in welchen die Zahl der hülfsbedürftigen Kinder weit größer ist, als die der wohlhabenden hülfefähigen Familien – und wiederum haben wir reiche Städte, wo viele Familien vergeblich nach einer armen Wehrmannswaise suchen würden. Hier bedarf’s eines Ausgleichs und für die nöthige Vermittelung in solchen Fällen wird die Gartenlaube sich niemals verschließen; möchten nur vor Allen die Wohlthäter sich recht zahlreich melden, an „Pathchen“ fehlt es dann gewiß nicht.



Für die Verwundeten und die Frauen und Kinder unserer unbemittelten Wehrleute

gingen ferner ein: Reinertrag einer Privatlotterie, durch Frau Rosalie Hirsch in Leipzig 63 Thlr. 26 Ngr. 7 Pf.; Schulverein Concordia in Moline, Ills. (Amerika), bei Gelegenheit des Geburtstags Washingtons 184 Thlr.; Cleveland, Gesangverein in Cleveland (Ohio) 217 Thlr. (Die Gabe fließt nur den Familien armer Wehrleute zu); Verloosung, veranstaltet von deutschen Bürgern von Sabula (Iowa) 250 Thlr.; vom deutsch-patriotischen Unterstützungsverein in Alexandria (Iowa) 121 Thlr. 10 Ngr.; Frau Bäckermeisterin A. Cnobloch in Moskau 25 Thlr.; Daniel Rahter in Petersburg 15 Thlr. und Madame Delapree 2 Thlr. 15 Ngr.; Strafgelder des Damenkränzchens in Essen (bei Osnabrück) 5 Thlr.; verlorene Wette des Herrn Joseph Zerka in Kharkoff 10 Rubel und Gewinn einiger Whistpartien daselbst 7 Rubel; die vier Frauen B., H., P., N. in Sebnitz 4 Thlr.; Theatergesellschaft in Davos (Graubünden) 20 Thlr.; ein Coswiger 1 Thlr.; Frau Dürr in Genf 6 Thlr; S. in S. 10 fl. rhein.; Henry Sieler in Chicago 1 Thlr. 23½ Ngr.;. L. Th. in Oberursel 10 fl. rhein.; Emma U. in Plauen 1 Thlr.; Wittwe Günel in Amsterdam 5 Thlr.; beim Geburtsfest des Kaisers gesammelt von einer Abonnentin in Waldkappel (Hessen) 4 Thlr. 15 Ngr.; Collecte bei einem Abendessen von einigen Deutschen in Antwerpen 57 Francs 50 Ctm.; C. A. 1 Thlr.; ein unbekannter Herr von Neusalza 1 Thlr. 10 Ngr.; vom Vorstand des Consumvereins in Pforzheim 14 Thlr.; L. H. B. in Plauen 1 Thlr.; S. H. in Ohrdruff 1 Thlr.; E. L. in Wilna 9 Thlr.; F. M. in Bochum 3 Thlr.; Frau Math. Riedel 20 Francs; Ferd. Richter in Hamburg 5 Thlr.; H. H. 1 Thlr.; Simon Meyer in Speyer 3 fl. rhein.; A. G. in Altenburg 4 Thlr.; durch Zeigen einer mit Brunnenkresse bewachsenen Weinflasche von Br. Bachmann in Rötha 4 Thlr. 20 Ngr.; Wilhelm Meyrich in Herwigsdorf 8 Thlr.; N. N. in Bützow 3 Thlr.; N. N. in Borna 10 Thlr.; Johann Maraison in Berlin 5 Thlr.; Burschenschaft Germania des Polytechnicums in Braunschweig 40 Thlr.; Hedwig Heinecke in Chatteris 5 Thlr.; M. K. C. in Crimmitzschau 2 Thlr. 10 Ngr.; zwei deutsche Beamte in St. Avold 2 Thlr. 10 Ngr.; zwei deutsche Knaben in Cedar Fall (Iowa) 1 Dollar; Al. Wiede, siebenter Beitrag 20 Thlr.; von einer Deutschen in St. Gallen 6 Thlr. 22 Ngr.; von einem Deutschen in Riga, bei der glücklichen Geburt eines zukünftigen deutschen Kriegers 5 Rubel; von Wilhelmine verwittwete Rus 16 Thlr.; August Daum 4 Thlr.; eine Mutter 5 Thlr.; von einer Whistpartie in Bothmer 1 Thlr 5 Ngr.; gesammelt in Petersburg bei der Feier des Friedensfestes in einer kleinen, aber echtdeutschen Gesellschaft junger Kaufleute 50 Rubel; Gesangverein in Ober-Tirschheim 2 Thlr.; H X in Mücheln 4 Thlr.; Carl Zipser in Siedliszcze Bramowe 2 Thlr. 18 Ngr.; eine deutsche Lehrerin in England 34 Thlr. 5 Ngr.; von einer Patriotin M. 5 Thlr.; L. Ot. in Taborow (Rußland) 12 Rubel; von den Deutschen in Osarno (Chile), als Ertrag eines von dem deutschen Musikverein daselbst abgehaltenen Concertes 380 Mark Bco. u. 1 Thlr. 26 Ngr. von einer Wittwe daselbst; Clemens Walther in Sawidowa (Rußland) 25 Rubel; von einer Spielpartie in Gotenburg 10 Thlr.; Szederob in Gr. Mühlingen 2 Thlr.; Maria K. in Berlin 2 Thlr.; Ergebniß einer Sammlung bei der Taufe der kleinen E. W. Fr. 10 Thlr.; zur Bitte des Arbeiters A. B. in B. (Gartenlaube Nr. 8) von S. in Petersburg 5 Thlr.; Reinertrag eines Concerts mit Ball in Indianola (Texas) beim Abschluß des Friedens 151 Thlr. 31 Grot Gold.

Aus Oesterreich gingen ferner ein: durch Johann Gött in Kronstadt 353 fl. und zwar: in einem kleinen Kreis gesammelt von Freunden durch J. D. 103 fl., von einer Gesellschaft im Markte Zwiden 26 fl., Friedrich Jeckel, Apotheker 2 fl., von der dritten Volksschul-Parallelclasse 3 fl. 5 kr., Julius Jeckel, Advocat 4 fl., Wilh. Nemeth 1 fl., von der fünften Mädchenschule und ihrem Lehrer A. Rheindt 5 fl., Friedrich Scheffler 6 fl., L. v. B. 5 fl., Carl Thieß, Prediger 2 fl., aus der dritten evang. Volksschule, Hauptclasse und ihrem Lehrer 4 fl., von den Schülerinnen der vierten Mädchenclasse 3 fl. 58 kr., Stengel, Tuchscheerer 1 fl., der Ertrag einer Sammlung durch R. Th. 100 fl., aus der ersten evang. Volksschule 2 fl., aus der zweiten evang. Mädchenschule 6 fl. 89 kr., von den Geistlichen, Lehrern und Amtsmitgliedern in der Gemeinde Brenndorf 16 fl., von einer Großmutter und ihren Enkeln als Christgeschenk 15 fl., von einem Tarokkränzchen 14 fl., Auguste, Moritz und Rudolph Lassel 2 fl. 50 kr., Dr. med. Eduard Gutsbeth 10 fl., Michael Tartler, Tuchmacher 5 fl., Karl Riemer, Pfarrer in Helsdorf 5 fl., Josef Trausch, Magistrats-Secretair 10 fl.; von einem in Wien lebenden Siebenbürger Sachsen[1] 25 fl. mit nachstehenden im Jahre 1859 geschriebenen Zeilen:

Dort, wo Abends rosig glühend
Der Karpathen Gipfel strahlt,
Dort auch zeigt sich reich erblühend
Deutschen Sinnes Allgewalt;
Fern im Land der sieben Burgen
Wird, o Deutschland, dein gedacht,
Und bei edlem Feuerweine
Dir manch’ jauchzend Hoch gebracht.

Denn wir Siebenbürger Sachsen
Nennen stolz dich Vaterland,
Innig ja mit dir verwachsen
Durch ein unauflöslich Band:
Deutsche Sprache, deutsche Sitte,
Hohe Ziele, ernsten Geist,
Durch die Liebe, die mit Jubeln
Alle Menschen Brüder heißt.

Von der Jungschaar der Hällgässer Nachbarschaft in Schäßburg 8 fl. 20 kr.; von den Geschwistern Friedrich und Selma Schreiber in Hermannstadt 6 fl.; Sammlung der Siebenbürger deutschen Studenten in Graz 14 fl.; gesammelt in Mühlbach bei einem Frühschoppen 13 fl. und bei einem Schlachtfeste 24 fl.; B. und M. L. in Prag 12 fl., von von einer Tischgesellschaft in Landskron 9 fl.; Goetzger in Wien wiederum 5 fl.; O. P. in Tiefengrün 3 fl.; aus Hamersdorf bei Hermannstadt 37 fl.; ein Deutschböhme in Prag 2 fl.; aus der Gemeinde Groß-Alisch bei Schäßburg 15 fl.; aus Graz mit der Widmung „Fortitudini“ 28 fl.; Edm. Courpée in Brünn nachträglich 1 fl.; Reinertrag von fünf populär-wissenschaftlichen Vorträgen in Schäßburg durch Gymnasial-Director Haltrich 125 fl. 14 kr. und 1 Species (1 Thlr. 10 Ngr.).

Allen Siebenbürger Sachsen für ihre warme Theilnahme und ihre reichen Gaben im Namen aller durch den Krieg unglücklich Gewordenen nochmals herzlichen Dank!

Gesammtbetrag der bis jetzt eingegangenen Beiträge 28,535 Thlr. 7 Ngr. 5 Pf., wovon bis Ende März bereits 20,252 Thlr. 29 Ngr. verausgabt wurden.

Ernst Keil.



Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
  1. Von dem Einsender werden wir ferner ersucht, davon Notiz zu nehmen, daß der „deutsche Verein“ in Wien – nicht zu verwechseln mit dem deutschen Volksverein – welcher sich gleich nach Beginn des Krieges in entschiedenster Weise gegen eine etwaige, damals vielfach ventilirte Allianz zwischen Oesterreich und Frankreich, die er für einen Verrath an Deutschland erklärte, aussprach, die Beobachtung einer Deutschland wohlwollenden Neutralität und die Anbahnung eines engen Freundschaftsbündnisses zwischen Deutschland und Oesterreich verlangte, – gleichzeitig auch ein Hülfscomité für die deutschen Verwundeten bestellte, welches vor Kurzem die tausendste Kiste mit Charpie, Verbandzeug, chirurgischen Instrumenten, Decken, Leib- und Bettwäsche, Wein, Zwieback etc. an die deutschen Spitäler abgesandt hat, und dessen Sammlungen außer den in natura geschenkten Gegenständen, jedoch mit Inbegriff des bei einem von demselben im December vorigen Jahres veranstalteten Weihnachtsbazar erzielten Reinerträgnisses von über zehntausend Gulden ö. W. – Anfang Februar 1871 laut eines uns vorliegenden Ausweises in Baarem mehr als vierzigtausend Gulden ö. W ergaben.
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