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Verschiedene: Die Gartenlaube (1873)

gezogenen Theuren eine Nachricht erhielten. Sollten Diesem oder Jenem von solchen Schuldbewußten meine Mahnworte an dieser Stelle in unserer fast nach jedem Erdenwinkel gelangenden Gartenlaube zu Gesicht kommen, so will ich hoffen, daß er es nicht unterlassen wird, sofort durch einen langen und ausführlichen Brief nach der alten Heimath das Versäumte wieder gut zu machen, und wenn diese Zeilen die Ursache sind, daß lange Zeit von einander Entfremdete sich auf solche Weise wiederfinden, so will ich die Stunde theuer schätzen, in welcher mir zuerst der Gedanke kam, mich hierüber öffentlich auszusprechen.[1]

Noch ein paar Worte, und ich schließe diese bereits ungebührlich lange Epistel. Niemand, hoffe ich, zweifelt daran, daß ich an dem Wohl und Wehe meiner wanderlustigen Landsleute regen Antheil nehme. Gern möchte ich auch Jedem auf seine brieflichen Anfragen den besten Rath ertheilen und Jeden mit einem langen Antwortschreiben zufriedenstellen; aber ich müßte, um dies möglich zu machen, fast meine ganze mir bereits sehr knapp zugemessene freie Zeit opfern. Der gütige Leser soll nämlich, da ich doch einmal über mein Selbst reden muß, auch noch wissen, daß ich nicht ein mit vielen Mußestunden beglückter Schriftsteller von Profession, sondern Kaufmann bin, und mich mit Literatur lediglich aus Lust und zur geistigen Erholung in meinen freien Stunden beschäftige. Ein amerikanischer Geschäftsmann hat aber, namentlich in Californien, wo Alles sozusagen mit Dampf betrieben wird, verzweifelt wenig Mußestunden. Ich müßte, da mir die Zeit zu ausführlichen Berichten etc. an meine geehrten Herren Briefsteller gänzlich mangelt, entweder meiner Lieblingsneigung zum Schriftstellern und Dichten ganz entsagen, oder wenigstens einen Secretär anstellen, der mein auswärtiges Departement besorgte, was denn doch wohl zu viel verlangt hieße!

Wer die heimathliche Scholle zu verlassen gedenkt, der baue überhaupt nicht zu viel auf den Rath und die Hülfe Anderer, sondern sei entschlossen, im fremden Lande seines Glückes eigener Schmied zu sein. Ich rede grundsätzlich Niemandem zu, auszuwandern. Das sei eines Jeden eigene Sache, und ich möchte nicht die Verantwortung übernehmen, auch nur Einem unter Tausend, die über das Meer ziehen wollen, verkehrten Rath gegeben zu haben. Selbstverständlich bin ich gern erbötig, in besonders dringenden Fällen und wo meine Hülfe augenscheinlich Nutzen bringen kann, meinen lieben Landsleuten im alten Vaterlande Aufschluß über hiesige Verhältnisse zu ertheilen; aber ein allgemeines Intelligenz- und Immigrationsbureau in San Francisco zu halten und culturhistorische Briefe an Johann, Peter und Paul zu schreiben, muß ich ein- für allemal entschieden ablehnen.

San Francisco, am 18. Januar 1873.

Theodor Kirchhoff.
  1. Diesem Wunsche muß auch die Redaction der Gartenlaube sich anschließen. Der erfreuliche Umstand, daß es in einigen Fällen gelungen, sogenannte Vermißte deutscher Angehöriger in fremden Welttheilen aufzufinden oder über ihr Ende Nachricht beizuziehen, hat uns einen längst nicht mehr zu bewältigenden Strom von solchen Nachfragen nach Vermißten zugewandt. In diesem Augenblick liegen weit über tausend solcher Aufrufe vor! Ein wenn noch so gedrängt gehaltener Abdruck dieser Briefe würde nicht mehr Spalten oder Columnen, sondern Bogen der Gartenlaube in Anspruch nehmen, oder wir müßten unseren sämmtlichen Lesern zumuthen, Jahr aus Jahr ein in jeder Nummer wenigstens eine Spalte Nachfragen nach Vermißten zu finden. Und dabei haben wir leider die oben von Kirchhoff erwähnte Erfahrung ebenfalls gemacht, daß nicht selten die Herren Vermißten selbst der Mühe ihres Suchens nicht werth waren. Allerdings giebt es ehrenwerthe Ausnahmen und herzergreifende Familien-Tragödien, die Beachtung zur Pflicht machen; einer solchen werden wir uns, namentlich wo es gilt, einem alten Vater, einer trauernden Mutter den Trost der Hoffnung zu bringen oder einem Armen aus der Noth zu helfen, nie entziehen, müssen aber um so ernster darum bitten, nicht blos, weil’s durch die Gartenlaube so bequem gemacht ist, nach Verschollenen zu fragen, an die man wohl sonst kaum gedacht hätte.
    D. Red.




Trachtenbilder. Nr. 1. Senner und Sennerin in Norwegen. (Mit Abbildung, Seite 151.) Mit unserm heutigen Bilde eröffnen wir eine Serie von „Trachtenbildern“, als deren Vorläufer wir das „Lappländische Hirtenmädchen“ in Nr. 6 der Gartenlaube ansehen möchten. Wir gedenken unsern Lesern in dieser Rubrik nach und nach Volkstypen aus Nord und Süd, aus Ost und West vorzuführen und hoffen so bei dem immer mehr hervortretenden Verschwinden der Volkstrachten den jetzigen und namentlich den künftigen Lesern der Gartenlaube ein nicht unwillkommenes Andenken an jene Zeit zu schaffen, da sich noch die nationalen Eigenthümlichkeiten der Völker, hinab bis in die einzelnen Provinzen, auch in ihrem Aeußern, in Kleidung und Geräthschaften, ausprägten.

Das Bild der gegenwärtigen Nummer versetzt uns in’s südwestliche Norwegen, in’s Hardanger Land. „Die Sonne stand noch hoch; ihr blendender Glanz wurde durch den aufsteigenden Höhenrauch gedämpft, und ihre Strahlen gossen eine glühende Fülle von Licht und Farbe über die Landschaft und den glatten Spiegel des Fjords, der in buntem Durcheinander ebensowohl den üppigen Baumwuchs des Ufers, wie grüne Felder, bemooste Steine und Felsen, kahle Berge und schneebedeckte Kuppen in seinen Schlangenlinien abspiegelte. Wie ein strahlendes Diadem aber umgaben die Gletscher die Stirn des Gebirgen.“ So schildert Asbjörnsen einen Sommerabend in jenen Distrikten Norwegens. Es ist ein schönen romantisches Stück Erde, dieses Hardanger Land; die Wasser des buchtenreichen Fjords bespülen seine Felsenküsten – und zwischen seinen Klippen und Bergen wohnt ein kräftiges, arbeitsames Volk.

Wir sehen eine anmuthige Scene aus dem Leben dieses Volkes vor uns. Es ist das alte Thema: „Er“ und „Sie“, Beide schmucke Kinder, Beide junges Blut! „Was die Leutchen mit einander zu reden haben, das wird schon Jeder selbst wissen; wozu da noch ein Text?“ so meinte ein gemüthlicher Freund der Gartenlaube, als das Blatt noch naß aus der Druckerei kam. Der Mann hat Recht. Wir verrathen also unsern Lesern nichts weiter, als daß unsere Schöne ein „Sätermädchen“ ist, eine norwegische Aelplerin, eines Bauern Tochter oder Magd. Das Motiv der Scene aber ist: Abschied; der Bursche bleibt unten im Thal, aber das Mädel – reisefertig, neben ihr liegt das Bündel – geht heute auf lange Zeit hinauf auf die Berge. Leben doch solche „Sätermädchen“ im Sommer Monate lang, oft acht bin zehn Meilen von ihrem Heimathsdorfe entfernt, auf dem Hardanger-Fjeld; sie hüten da oben die Heerden und wohnen in ärmlichen Hütten, welche „Säter“ (daher der Name der Mädchen) genannt werden. – Ob der Bursche sein Mädel da oben auf den Bergen besuchen wird? Wir glauben’s.




Für unsere unglücklichen Ostsee-Deutschen

gingen wieder ein: Frl. v. B. in Rochlitz 2 Thlr.; Gymnasium Bernhardinum in Meiningen 21 Thlr. 10 Ngr.; Gemeinde Braunichswalde bei Ronneburg 8 Thlr.; Männergesangverein in Bretnig 6 Thlr.; Grünstädter Greschengesellschaft 4 Thlr.; Theatervorstellung des Gesangvereins in Jeßnitz 52 Thlr. 2 Ngr. 9 Pf.; Turnverein in Jeßnitz 10 Thlr.; Association in Frankenberg 5 Thlr.; aus Nordhausen 2 Thlr.; A. S–d in Petersburg 2 Rubel, E. B. 1 Thlr.; ein bis in den Tod treuer Leser der Gartenlaube in Lichbg. 10 Rubel; ein Kränzchen der Feuerwehr in Baden 10 fl. ö.; Theatervorstellung von Dilettanten in Chodziesen 100 Thlr.; Frau Botte in Tangerhütte 1 Thlr.; dritter Beitrag des Stammtisches im Mohren in Untermhaus (Gera) 8 Thlr.; N. N. 1 Thlr.; wenig aber herzlich 2 Thlr.; Familie Zawrzel in Wien 3 fl. ö.; Jugendverein zu Walddorf 2 Thlr.; G. L. Ritter aus H. in Baiern 6 Thlr.; Verlobungsbund (A. Grau) in Breslau 25 Thlr.; Arbeiter der Kunsttischlerei von Bieler u. Co. in Leipzig 6 Thlr. 12 Ngr.; Frau C. Z. in Leipzig 5 Thlr.; Abendunterhaltung der Gesellschaft Thalia in Ronneburg 10 Thlr.; Dilettanten des Turnvereins zu Alt- und Neugersdorf 12 Thlr.; Turnverein in Siegen 10 Thlr.; Sam. Zeim in Redwitz 5 Thlr.; Liedertafel in Ortrand 2 Thlr.; für unsere schleswig-holsteinischen Stiefgeschwisterchen ein paar Vergißmeinnicht aus Köpenick 10 Thlr.: A. Kriegemann in Riga 22 Rubel 50 Kopeken; Stadtrath in Lommatzsch 36 Thlr. 20 Ngr. 5 Pf.; von Deutschen in Montevecchio in Sardinien 50 Lire; Deutscher Verein in Antwerpen (durch A. Kropp) 42 Thlr.; königliches Gerichtsamt in Lengefeld 80 Thlr. 14 Ngr. 9 Pf. und zwar von Lengeseld mit Rauenstein und Marterbüschel 30 Thlr. 24 Ngr. 5 Pf., von Forchheim 5 Thlr. 5 Ngr. 4 Pf., von Grösdorf 7 Thlr. 6 Ngr., von Haselbach 4 Thlr., von Lippersdorf 5 Thlr., von Mittelsaida 4 Thlr. 10 Ngr. 5 Pf., von Niedersaida 2 Thlr., von Obersaida 3 Thlr. 1. Ngr., von Pockau 5 Thlr., von Lippersdorf 5 Thlr. 2 Ngr. und von Wünschendorf mit Stolpenhain 7 Thlr. 25 Ngr. 5 Pf.; aus Manchester 1 Thlr.; Ungenannt aus Bamberg 15 fl. ry.: L. M. in St. Petersburg 50 Thlr.; Schiedsmännischer Vergleich durch Ludwig Manheimer 1 Thlr.; Gewerbeverein in Markneukirchen 16 Thlr.; Osterloh in Köln 1 Thlr. 1 Ngr.; Gesangverein in Wüstegiersdorf 4 Thlr.; am runden Tisch im „Deutschen Haus“ zu Oederan und R. Modrow in Thiemendorf 2 Thlr.; Ergebniß einer in Kötschenbroda veranstalteten Lotterie 112 Thlr.; Sammlung der Schulclassen in Lunzenau 8 Thlr. 28 Ngr.; Kinderconcert der Chorschüler in Lunzenau 15 Thlr. 17 Ngr.; aus einer Lotterie von Frau E. Zangemeister zu V. bei Mühlhausen i. Th. 27 Thlr.; für Fritz Kruse aus der Sparbüchse von Emma Zangemeister 1 Thlr.; Henriette Klusemann in Gmunden 20 fl. ö.; I. G. in Frankfurt a. M., aus einem Nachlasse 15 Thlr.; Malermeister Hoffmann in Breslau 10 Thlr.; vom Stiftungsfest den landwirthschaftlichen Vereins zum Lindenvorwerk bei Kohren 8 Thlr.; W. K. 2 Thlr.; P. Höfer in Soroksar (bei Pest) 5 fl. ö.; theatralische Vorstellung der Concordia in Eilenburg 12 Thlr. 9 Ngr. 4 Pf.; Th L. in Sangerhausen 2 Thlr.; Knabenclasse A V der Bürgerschule in Freiberg 3 Thlr. 17 Ngr. 5 Pf.; I. in Hof 10 Thlr.; L. und I. Hildisa in Christiania 3 Thlr.; Töchterschule in Schwersenz durch Lehrerin Mellmann 20 Thlr.; kleine Gesellschaft auf der Post in Sohland 1 Thlr. 15 Ngr.; Gemeinde Roda durch den Vorstand Voigt 17 Thlr. 10 Ngr.; Kronensöhne in der Centralhalle in Leipzig 8 Thlr. 10 Ngr.; Torgauer Liedertafel 10 Thlr.; gesammelt bei einem Bergmannsball in Altwasser 4 Thlr. 5 Ngr. 9 Pf.; vom Stiftungsballe der Gesellschaft zum Bade in Raschau 17 Thlr.; Polytechniker-Gesangverein Erato in Dresden 55 Thlr.

Gesammtbetrag der Sammlung: 8928 Thlr. 25 Ngr. 4 Pf.
Die Redaktion.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1873). Leipzig: Ernst Keil, 1873, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1873)_154.JPG&oldid=- (Version vom 27.8.2018)