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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875)

ist, um in jeder braven Preußenbrust schmerzliche Erinnerungen an die unglückliche verlorene Schlacht und den damit verknüpften Tod unseres trefflichen Prinzen zu wecken.“

Der Oberstlieutenant drückte bewegt die ihm dargereichte Hand der Gattin. „Ich ehre deinen Glauben, meine Theure,“ sagte er feuchten Auges, „gleichwohl wissen wir nicht, was in dem großen Schicksalsbuche das Fatum weiter verzeichnet hat, denn – noch haben wir Saalfeld nicht verlassen.“

Frau von Klitzing erschrak. Mit herzlichen Worten trennten sich die Gatten von den Bock’schen Leuten, um in trüber Stimmung nach Saalfeld zurückzukehren. Dort besuchten sie noch den Saal im sonst Lairitz’schen Hause, woselbst der Prinz zum letzten Male gefrühstückt; besahen den Schloßhof, in welchem der im Schlosse einquartiert gewesene Marschall Lannes den entseelten Körper Louis Ferdinand’s in Empfang genommen hatte, und traten zuletzt noch in die altehrwürdige St. Johanniskirche ein, in der die Section, Ausstellung und Beisetzung der Leiche stattgefunden. Elf Jahre später wurde sie nach Berlin gebracht.

Wie tief ergreifend die im Laufe des Tages empfangenen Eindrücke auf den greisen Oberstlieutenant gewirkt, das zeigte sich nicht allein in dessen Gemüthsstimmung, sondern äußerte sich auch gegen Abend in einem rasch zunehmenden körperlichen Unwohlsein. In Angst und Bangen durchwachte Frau von Klitzing die Nacht; die Worte ihres Gatten: „noch haben wir Saalfeld nicht verlassen,“ klangen ihr fort und fort wie eine unheilvolle Prophezeiung in den Ohren. Sollte er am Ende deshalb dem geheimnißvollen Zuge nach Saalfeld gefolgt sein, damit er heute inmitten tiefsten Friedens den Tod fände, dem er hier vor achtunddreißig Jahren im wilden Kriegsgetümmel glücklich entronnen? – der mit Tagesgrauen herbeigerufene Arzt, Dr. Opatovsky, erklärte die Krankheit des Patienten für eine gefährliche Lungenentzündung, die denn auch in der That trotz aller ärztlichen Bemühungen und sorgsamster Pflege in wenigen Tagen den Tod herbeiführte.

Am 3. Mai fand auf dem Kirchhofe zu Saalfeld die standesmäßige Beerdigung des Oberstlieutenants von Klitzing statt. Seine Wittwe verließ drei Tage später, schmerzlich gebeugt und tief erschüttert, die Stadt, welche Louis Ferdinand und dessen ehemaligem Adjutanten das Grab bereitet.



An Garibaldi.
(Auf dessen Brief an Blind.)

Endlich, Alter von Caprera, stimmst Du ein in Deutschlands Ruhm,
Und von deutscher Kraft erwartest Du ein würdig Menschenthum.
So ist’s recht, wir wußten’s lange, lange haben wir’s ersehnt,
Und beklagt, daß guten Samen Du in morscher Frucht gewähnt.
Doch Dein ideales Streben hat zum Irrthum Dich verleitet,
Bis das Treiben der Gemeinheit endlich Deinen Blick geweitet.
Großer, Edler, Guter, Tapfrer, Deine unbefleckte Hand,
Die selbst Deines Volkes Gabe wiedergiebt dem Vaterland,
Endlich reichst Du sie den Deutschen, endlich würdigst Du ihr Wesen,
Endlich ahnst Du, daß zu Kämpfern wahrer Freiheit sie erlesen,
Wahrer Freiheit, die im Strahle Eines Tags nicht mühlos reift,
Nein, die erst nach schwerer Arbeit wird vom Baum des Volks gestreift.
Erst das Volk, und so die Menschheit, erst der Baum, und so der Wald –
Einen Jeden laß’ erwachsen, in ureigener Gestalt:
Jeder ziehe seine Blüthen, und der Wind der Freiheit mischt
Endlich aller Duft zu einem, der den ganzen Wald erfrischt.
Wohl erquickt’s, daß deutschen Wesens kräftige und tiefe Art
Auch von Dir, dem edeln Greise, endlich doch gepriesen ward.
Konnt’ es anders sein? Die Edeln haben fürder keine Wahl,
Deutsch ist, wer von Herzen trachtet nach der Menschheit Ideal.

R. H.



Moderne Kaffeeverfälschungen. Herr Dr. Franz spricht sich im polytechnischen Notizblatt 1874, Seite 43 über Kaffeeverfälschungen in neuerer Zeit aus, und wir glauben, daß es für unsere Hausfrauen von Interesse sein dürfte, wenn wir das, was er sagt, hier kurz mittheilen, sowie wir hoffen, daß es Herr Dr. Franz gestattet, seine für das Allgemeinwohl veröffentlichten Bemerkungen weiteren Kreisen zugänglich zu machen.

Man hat nicht mit Unrecht die grüne Farbe der Kaffeebohnen als ein Merkmal der Güte betrachtet, aber in neuester Zeit hat dieses Zeichen seinen Werth verloren, weil man häufig die schlechteren Sorten grün färbt, und leider geschieht dieses mit einer Kupfer enthaltenden Farbe, die unbedingt der Gesundheit nachtheilig ist. Dr. Franz räth daher die rohen Bohnen mit heißem Wasser zu übergießen, sie zu trocknen und dann erst zu rösten. Die Kaffeebohne verliert durch dieses Verfahren nicht an Werth, da die wirksamen Bestandtheile des Kaffees erst durch das Rösten zur vollen Entwickelung gelangen. Unterläßt man dagegen das Waschen des Kaffees, so werden die etwaigen anhängenden Farbstoffe durch das Rösten erst recht dem Kaffee einverleibt. Um das Wasser, mit dem man die Kaffeebohnen gewaschen hat, auf Kupfergehalt zu prüfen, empfiehlt er die bekannte Probe: man setzt dem Wasser ein wenig Säure hinzu, taucht eine blankgeputzte Messerklinge hinein und läßt sie einige Minuten darin. Ist das Wasser kupferhaltig, so hat sich die Klinge mit einem dünnen rothen Anfluge (Kupfer) bedeckt.

Daß der geröstete, gemahlene Kaffee zuweilen mit Cichorie gefälscht wird, ist bekannt, da dieser Zusatz billiger als der Kaffee ist, und obwohl diese Fälschung sich, wenn man darauf achtet, schon durch den Geruch kundgiebt, so führen wir doch eine einfache von Franz angegebene Methode zur Prüfung der Echtheit an. Man lasse durch den gemahlenen Kaffee kaltes Wasser laufen. Ist in demselben Cichorie vorhanden, so erhält man eine braune Brühe, der unverfälschte Kaffee aber giebt keine gefärbte Flüssigkeit, wenn man kaltes Wasser durchlaufen läßt.

Ueber den sogenannten homöopathischen Kaffee spricht sich Franz dahin aus, daß dieser die Benennung Kaffee nicht verdiene, da das Fabrikat nur aus gebranntem Roggen bestehe, welcher weder eine heilsame noch heilende Wirkung besitze, indessen doch unschädlicher sei, als der sogenannte deutsche Kaffee, das heißt gebrannte und gemahlene Cichorienwurzel. Die Cichorienwurzel enthält einen Bitterstoff, auch bildet sich beim Rösten eine geringe Menge brenzliches Oel, welches dem Aufgusse der reinen Cichorienwurzel ein wiewohl etwas widerliches Aroma ertheilt. Jedenfalls fehlt diesem Getränke der wesentliche Bestandtheil des echten Kaffees. Wir stimmen im Allgemeinen zwar diesem Ausspruche bei, bemerken jedoch, daß an und für sich die Cichorienwurzel keine nachtheiligen Wirkungen herbeiführt, wenn sie zweckmäßig genossen wird, daß vielmehr die wilde Cichorie eine magenstärkende Kraft besitzt, wogegen die geröstete Wurzel, als Getränk genossen, Blutwallungen verursacht, auf die Dauer wohl von nachtheiligen Folgen ist und sich daher als Kaffee ersetzendes Getränk nicht eignet. Das Surrogat wurde anfänglich sehr billig hergestellt und veranlaßte große Nachfrage und demgemäß auch Steigerung des Preises, dies aber führte, wie gewöhnlich, zu Fälschungen des Fabrikats. Anfangs verwendete man hierzu Mohrrüben, weiße Rüben, Runkelrüben etc. und um dem Fabrikate das brenzliche Oel zuzufügen, röstete man diese Ersatzmittel mit Speck, indessen blieb man hierbei nicht stehen und trieb die Fälschung so weit, daß man selbst gepulverten Bolus, Sand, Ziegenmehl in demselben findet.

Will man ein unschuldiges, billiges Surrogat für den Kaffee haben, so mag sich Jeder selbst Roggen, Gerste und Eicheln rösten, er weiß dann wenigstens, was er genießt.



Eine neue Zeitung für die Interessen der Bodencultur. Einen hervorragenden Rang unter den vielen landwirthschaftlichen Zeitungen, die wir besitzen, verspricht das „Oesterreichische landwirthschaftliche Wochenblatt“ einzunehmen. welches in dem überaus thätigen Verlage von Faesy und Frick in Wien erscheint. Die uns vorliegenden ersten Nummern desselben zeichnen sich schon durch die geschmackvolle, wahrhaft glänzende Ausstattung vor allen übrigen Fachorganen auf diesem Gebiete sehr vortheilhaft aus, und ihr Inhalt entspricht vollkommen den durch das Aeußere erregten Erwartungen. Unter den dritthalbhundert Mitarbeitern und Correspondenten, deren Zusage das neue Blatt empfangen hat, fehlt auch nicht ein einziger Name von Bedeutung in der Wissenschaft und Praxis in Deutschland, Oesterreich und Ungarn. Trefflich ausgeführte Abbildungen nach Originalzeichnungen, nicht etwa ausrangirte Clichés weltbekannter Kataloge, wie sonst wohl üblich, gereichen ihm zur besonderen Zierde. Wir glauben, diejenigen unter unseren Lesern, welche sich für Bodencultur und was damit zusammenhängt interessiren, auf diese vielverheißende Erscheinung hiermit aufmerksam machen zu sollen.




Für die Abgebrannten in Meiningen

gingen noch ein: Ertrag einer Theatervorstellung des Sächsisch-Thüringer Vereins in Newark (Amerika) 125 Thlr. 18 Ngr. (den dortigen Landsleuten Gruß und Dank); Ertrag einer Sammlung im Fürstenthume Liechtenstein für die verunglückten deutschen Stammesgenossen, einges. durch Dr. Schädler in Vaduz 318 fl. ö. W. (Bravo); gesammelt bei einem Geburtstagskränzchen in Berlin 1 Thlr. 13 Ngr.; aus der Schule in Stöcken bei Werdau 1 Thlr. 20 Ngr.; Baumeister Rob. Six in Petersburg 14 Thlr.; Ludwig Meyer in Berlin 2 Thlr.; K. B. in Krankenhagen 1 Thlr.; Frau E. Heilbronn in Bochum 1 Thlr.; Elementarschüler in Bürgel bei Offenbach, durch Lehrer Feuchtwanger 1 Thlr. 4 Ngr. 2 Pfennige; Aus Eibelshausen 10 Thlr.; W. H. in Moserum 1 Thlr.; H. Stürmann in Borbeck 1 Thlr.; mit einem Gedichte 1 Thlr.; Levisohn in Bochum 1 Thlr.; gesammelt von G. Gerlach in Zwenkau (Zwenkauer Zeitung) 15 Thlr. 20 Ngr.; A. Wolff in Bremen 26 Ngr. 1 Pf.; Männergesangverein Eintracht in Neisse 6 Thlr. 4½ Ngr.; vom Stammtisch bei Graul in Dornburg 2 Thlr. 15 Ngr.; A. K. in Kahla 1 Thlr.; Hüttig in Strauchitz 2 Thlr.; M. K. in Lützen 2 Thlr.; Fr. Pf. und D. B. in Altenbruch 2 Thlr.; Gesangverein Lyra in Meuselwitz 6 Thlr.; Rosalie Heintzmann in Düsseldorf 5 Thlr.; schwarze Dame Toroli in Rostock 3 Thlr. 10 Ngr.; Gesangverein in Wülfel 1 Thlr. 8½ Ngr.; am Weintische bei Schneider in Memel 1 Thlr. 11 Ngr.; M. St. in W. 1 Thlr.; Valentin zu Laxenberg 1 Thlr. 5 Pfennige; J. K. 2 Thlr.; F. M. in Torgau 3 Thlr.; F. S. in Dresden 1 Thlr.; Gabe des Liebhabertheaters in Constanz, durch Buchhändler Meck in Constanz 80 Thlr.; Dilettanten-Concert in Greene 26 Thlr. 10 Ngr.; (Buchdruckerei Limbach in Braunschweig lieferte Drucksachen im Betrage von 5 Thlr. 25 Ngr. gratis); aus Friedberg in Hessen, Reinertrag eines Kirchenconcerts, welches von dem Organisten Herrn Taubstummenlehrer Schneider, dem Fräulein Bechthold, dem Herrn Concertmeister Rosenbecker, sowie einigen anderen bewährten Dilettanten Friedbergs gegeben wurde 26 Thlr. 15 Ngr. 4 Pfennige; Sammlung von Albert Thiem unter den Deutschen in Edinburg 45 Thlr. 27 Ngr.; W. Jung in Cheltenham (England) ½ Guinee; aus Klagenfurt 2 fl. ö. W.; Helene und Ottilie in Usciebiscupie 30 fl. ö. W.; Bernh. Marr in Dux 5 fl. ö. W.; von einem Schiffer in Petersburg 5 Rubel; Ungenannt 1 Rubel; auf einem Balle „zur schönen Aussicht“ ges. 6 fl. rh.; N. N. ein Ring; aus Aachen 15 Ngr.; E. K. in Zwingenberg 1 Thlr.

Indem wir allen freundlichen Gebern im Namen der Abgebrannten den herzlichsten Dank darbringen, schließen wir nunmehr unsere Sammlung, die einen Gesammtbetrag von

8233 Mark 65 Pfennigen

ergeben hat.

die Redaktion der Gartenlaube.
Ernst Keil.


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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875). Leipzig: Ernst Keil, 1875, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1875)_072.jpg&oldid=- (Version vom 29.5.2023)