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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875)


Sie besteht aus einem feinern, kürzern, filzigen Unterhaar und einem gröbern, längeren, zottigen Deckhaar. Die Guanacos, welche sich bisweilen zugleich mit den Vicuñas in den Umzäunungen fangen, liefern eine hellbraunrothe Wolle, die Lamas dagegen die verschiedensten Nüancen vom dunkelsten Schwarz durch Braun und Gelb bis zum blendendsten Weiß. Auch im Ertrage stehen Beide den Alpacos nach, da sie nur fünfzehn bis achtzehn Pfund Wolle geben.




Die deutsche Seewarte in Hamburg.
Von J. Loewenberg.


Wenige Tage nachdem der jugendliche Alexander von Humboldt im März 1792 als stimmberechtigter Assessor in das Bergwerks- und Hüttendepartement zu Berlin eingetreten war, schrieb er dem Freunde und Freiberger Studiengenossen Karl Freiesleben in heiterem Spott: „Ich gehe auf fünf bis sechs Tage nach Linum, wo die große Torfstecherei, nach Zehdenik, wo ein hoher Ofen, und nach Rheinsberg, wo ich Auftrag habe einen Fayenceofen zu untersuchen. Das sind bergmännische Beschäftigungen!! – Aber es wird bald besser. … Ich bleibe gewiß nicht lange in Berlin, da Berlin ebenso füglich der Sitz eines Admiralitäts-, als eines Bergcollegiums sein könnte.“

Ähnlich scherzte auch noch später H. W. Dove. In seiner Ansprache bei dem Feste des fünfundzwanzigsten Bestehens der Berliner geographischen Gesellschaft (1853) sagte er: „Es war ein kühner Gedanke, in Berlin eine geographische Gesellschaft zu gründen. Wenn man im Hafen von Liverpool über den Wald von Masten blickt, wenn man die riesigen Dampfschiffe sieht, die wie eine fliegende Brücke die Neue Welt mit der Alten verbinden, so mag man wohl meinen, hier, wo die Fäden eines die ganze Erde umspannenden Netzes der Verbindung zusammenlaufen, möge die Stelle sein, einen solchen Verein zu gründen. Aber ein Blick auf die bescheidene Aepfelflotte, welche am Fuße des königlichen Schlosses in Berlin vor Anker liegt, ermutigt wenig zu einem solchen Unternehmen.“

Wir können dieser Scherze mit heiterer Befriedigung gedenken.

Seitdem Dove jenes Wort gesprochen, waren noch keine fünfundzwanzig Jahre wieder verflossen, und ein noch kühnerer Gedanke hat im April 1873 in demselben Berlin „die afrikanische Gesellschaft“ in's Leben gerufen, die in wissenschaftlichem, idealem Streben keine geringere Aufgabe hat, als die Erforschung des unzugänglichen äquatorialen Binnenlandes von Afrika. In demselben Berlin ist seit geraumen Jahren der Sitz eines Ober-Bergamtes, von dem die reichsten, einträglichsten Berg-, Hütten- und Salinenwerke Deutschlands ressortiren. In demselben Berlin endlich ist auch der Sitz eines Admiralitätscollegiums, eines Marineministeriums, dessen eisengepanzerte Schiffe deutscher Habe, deutschem Recht, deutscher Ehre in allen Meeren und Zonen Schutz, Respect und Geltung verschaffen, und nicht minder auch der wissenschaftlichen erdkundlichen Disciplin aus allen Ländern und Meeren hochschätzenswerthe Beiträge zuführen.

Wie dies Alles geworden, das ist eine lange, großentheils schmerzlich schmachvolle Vorgeschichte. Noch brennt Zorn und Scham in Duckwitz’s Geständnissen vom Jahre 1849 „über die Gründung der deutschen Kriegsmarine“. Wir hatten Eisen und Kupfer in unseren Bergen, in unsern Wäldern hochgewipfelte Tannen, riesige Eichen, knorriges Krummholz in unendlicher Fülle zu Masten und Raaen, Kielen, Rippen und Planken, aber wir verführten alles in die Ferne auf schnöden Markt. Wir hatten Hanf zu Tauwerk und Segel. Wir hatten Zimmerer, Schmiede und Stückgießer. Vom Samlande bis nach Friesland hatten wir ein zahlreiches Fischer- und Schiffervolk, breit an Brust und Schultern, mit markvollen Knochen, scharfen Augen, Piloten, deren wettergebräuntes Gesicht trotzig in den Sturm schaut, und die die Pfade und Tiefen des Meeres überall kennen. Wir hatten geschützkundige Meister, Soldaten, die den Tod nicht scheuen; wir hatten entschlossene, kühne Schiffsführer. Wir hatten die Wissenschaft, welche die Sternenbahnen, die Meeresströmungen, die Sturmeswege abmißt und die Gesetze der Natur kennt, und – dennoch auch nicht ein einziges Kriegsschiff, um einen übermüthigen, kleinen Nachbar hinter seinen schmalen Belten aufzusuchen und zu züchtigen.

Wir waren das ärmste reiche Volk auf Erden, wie jene Wittwe des einst unermeßlich reichen Kaufherrn, die an den Kirchthüren in goldenen Becken Almosen bettelte für die „arme – reiche Frau“! – Aus fremden Seestaaten kauften wir für theures Geld unzuverlässige Aushülfe, und der österreichische Admiral, dem die Oberleitung der deutschen Reichsmarine angetragen wurde, würdigte die „deutsche Centralgewalt“ nicht einmal einer Antwort.

Bei allem Reichthum fehlte es an Allem. Nur an papiernen Werken war kein Mangel. Ein Denkmal jener bureaukratischen Verordnungen im Seewesen ist die „Verordnung, betreffend die Uniformirung der Reichsmarine“. Da war Schnitt des Kragens und der Schöße, Breite und Weite der Hosen- und Rocktressen, Zahl, Größe und Abstand der Knöpfe und aller, aller Tand der Rangeszeichen mit mikroskopischer Genauigkeit berathen und festgesetzt; da war … doch der Rest sei Schweigen!

Nur an das prophetische Wort Friedrich Wilhelm Barthold’s aus dem Jahre 1850 sei noch erinnert. Barthold schließt seine „Geschichte der deutschen Seemacht“ mit dem patriotischen Zuruf: „Täuscht uns unsere Prüfung alter Geschichten und der deutschen Volksnatur nicht, so bleibt uns nur ein Mittel, um jeder Seemacht der Welt gewachsen zu sein: starke Territorialeinheit an unseren Meeren, durchdrungen von stolzem demokratischem Geiste.

Und so geschah es.

Welche Wandlungen, welche Mißbräuche auch immer die Deutung des Wortes seither erfahren, dieser Geist des Demos, des Volkes, war es, der Deutschland erhob, der es auf der Höhe erhält, und der – das walte Gott! – es in langer Zukunft wird erhalten können.

Das Jahr 1866 gab nachhaltigen Aufschwung zu dem großen, langgeträumten Ziele einer nationalen Marine. Wir erhielten Eine Flagge, die preußische Flotte wurde zur deutschen Flotte, der Norddeutsche Reichstag begann das Schöpfungswerk, und mit der Entstehung des deutschen Kaiserreichs trat auch die deutsche Flotte in ein neues Stadium der Entwickelung.

Mit der Macht wuchs der Beruf und die Pflicht. Die Schutzmacht der Heimatsküste mußte auch Schutzmacht werden des Verkehrs in allen Meeren und allen Ländern. Nicht mehr bei Fremden, nicht mehr beim „Kadi“ – den Ziegler in seiner parlamentarischen Zornrede anrief – sollte der Deutsche Recht suchen. Fünf Millionen Deutsche, in aller Welt zerstreut, einten sich wieder in freudigem Stolze mit der neuen Größe des alten Vaterlandes. Wie die Mühle von Sanssouci das Symbol preußischen Rechts geworden, so wurde die deutsche Flagge das Wahrzeichen deutschen Rechtsschutzes bis zu den Samoa-Eilanden in den fernsten Oeden des großen Oceans.

Unsere Handelsflotte, obwohl schon seit geraumer Zeit bedeutend an Zahl der Schiffe und Umfang des Verkehrs, entbehrte lange dieses Rechtsschutzes, nunmehr bot ihn die deutsche Kriegsmarine. Und man erkannte alsbald, zum besten Landheer gehöre auch eine tüchtige Seemacht. Aber beide insgesammt, Handels- wie Kriegsflotte, bedürfen des Beistandes der Wissenschaft. In diesem Sinne hatte der praktische Amerikaner zuerst die Resultate der Wissenschaft praktisch für die Kriegs- und Handelsnautik verwerthet.

Maury's vortreffliche Arbeiten, schon seine ersten „Wind- und Strömungskarten“, waren geradezu bahnbrechend für die Kunst sicherer und schneller Seefahrt. Der Hauptzweck dieser Karten bestand zunächst darin, daß die Erfahrungen aller Seefahrer in Bezug auf Winde und Meeresströmungen gesammelt, die von denselben darüber gemachten Bemerkungen erwogen und dann die Resultate durch Farben und Symbole in Karten zu einem Gesammtbilde augenfällig veranschaulicht und zum Besten der Schifffahrt veröffentlicht wurden.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1875). Leipzig: Ernst Keil, 1875, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1875)_195.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)