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verschiedene: Die Gartenlaube (1875)

der unterzeichneten Männer auch den ihrigen hinzu. Wie unsere Leser sehen, handelt es sich um eine Ehrengabe für einen unserer hervorragendsten Schriftsteller, für einen hochverdienten Veteranen im langwierigen und leidensschweren Kampfe um die Wiedergeburt und Erlösung des deutschen Volkes. Was er in den Tagen der frischaufstrebenden Jugend und der rüstigen Manneskraft als unermüdlicher Geistesstreiter für die Sache des Vaterlandes gewirkt und geschaffen, gelitten und geopfert hat, das soll ihm in den Tagen des Alters von der Dankbarkeit und liebevollen Fürsorge des Vaterlandes vergolten werden.

Wer noch an sich selber das aufrüttelnde Wehen des neuen Geistes erfahren, der einst in trüber vormärzlicher Dämmerzeit aus Ruge’s Hallischen und Deutschen Jahrbüchern zu den Denkenden der Nation und namentlich zu der wissenschaftlichen Jugend gesprochen, wer sodann später mit Verständniß für das Werden der Dinge die Früchte jener ausgestreuten Geistessaat emporblühen sah in großen und segensreichen Bewegungen, einem gewaltigen Um- und Aufschwünge des ganzen Volks- und Staatslebens, der kann nur mit herzlicher Theilnahme auf die persönlichen Geschicke des Mannes zurückblicken, der sich um diese wunderbare Entwickelung unbestreitbar hohe Verdienste erworben hat. Immer nur seinem Ideale, einer besseren Zukunft Deutschlands, nachstrebend, hat Arnold Ruge an seine Aufgabe die beste Kraft seines Lebens gesetzt, das ein Leben unausgesetzten Leistens, freudiger und hingebungsvollster Arbeit gewesen ist. Die Herabdrücker des Volksgeistes aber, wider die er mit seinen Genossen das Feuer einer vernichtenden Kritik richtete, waren nicht gewillt, ihre auf der Umnebelung und Fügsamkeit der Geister beruhende Gewalt durch eine so flammend aufleuchtende Gedankenmacht erschüttern zu lassen; es war natürlich, daß sie den ihnen erstandenen Widersacher haßten und den gefürchteten Gegner zu vernichten suchten.

Dadurch ist sein Dasein, welchem reichlich die äußeren Mittel zu vollem Behagen gegeben waren, ein meistens unstätes und ruheloses geworden, das Dasein eines Verfolgten, ein Leben im Kerker, auf der Flucht, in der Verbannung. Die Revolution von 1848 hatte ihn eine Zeitlang in der geliebten Heimath und im Vordergründe ihrer Bewegungen gesehen, aber von Neuem mußte er vor der wiedererstarkten Reaction den Wanderstab ergreifen, nachdem ihm die Hoffnungsstürme jenes großen Frühlings die letzten Reste eines beträchtlich gewesenen Vermögens unwiederbringlich verweht hatten. Aus eigenem, ziemlich genauem Wissen können wir bezeugen, daß unserm Ruge bei vier polizeilichen Unterdrückungen schön aufblühender Journalunternehmungen nicht weniger als siebenzigtausend aus seiner Tasche geflossene Thaler verloren gegangen sind.

Als ein mittelloser und längst nicht mehr jugendlicher Flüchtling landete er 1849 an der Küste Englands. Dort hat er sich und den Seinen ein neues Heim gegründet und mit seinen reichen Kenntnissen eine hochangesehene Stellung als Lehrer erlangt. Von dort hat er uns oft genug mit schriftstellerischen Producten erfreut, die Zeugniß gaben von der Ungebrochenheit seiner Geistesfrische und von seiner unverstimmten Theilnahme für alle vaterländischen Fragen auf dem Gebiete der Politik, der Wissenschaft und Literatur. Unvergessen wird es bleiben, wie der Verbannte deutsche Mann in den Jahren 1866 und 1870 jubelnd seine Stimme gemischt hat in den brausenden Erhebungsjubel seines Volkes.

Inzwischen aber sind wiederum mehrere Jahre verflossen, und Freunde, die den ausgezeichneten Landsmann in Brighton besucht, bringen die Meldung zurück, daß für ihn die Zeit gekommen, wo jedem Sterblichen ein Ausruhen von heißem Lebenswerke dringend zu wünschen ist. Jeder nächste Tag kann dem Hochbejahrten eine Mäßigung seines noch immer emsigen Fleißes gebieten, ohne daß er gegen die Folgen dieses naturgemäßen Verhängnisses eine Sicherung besitzt. Dürfen wir theilnahmlos warten, bis drüben auf fremdem Boden über den großen deutschen Schriftsteller und Denker, über den stolzen Patrioten und makellosen Charakter ein so widriges Geschick hereingebrochen ist und eine schwere Trübung den reichverdienten Frieden seines Lebensabends stört? Unbedingt nicht!

In Arnold Ruge lebt uns noch immer der muthigste Bahnbrecher, einer der wirksamsten Entzünder jener reformatorischen Verjüngungskraft, die endlich stark und unwiderstehlich geworden in dem Schwerte, das im Jahre 1870 unsere Geschicke entschieden hat. Zur Abtragung der Ehrenschuld an ihn eröffnen wir hiermit eine Sammlung und sprechen die Zuversicht aus, daß eine lebhafte Betheiligung in allen bewußten Classen des Volkes, denen die Jünger Ruge’s wie die nachgeborenen Erben seines Wirkens, deine zahlreichen Verehrer und Freunde diesseits und jenseits des Oceans mit gutem Beispiele vorangehen mögen, den Ertrag zu einem unseres Vaterlandes würdigen gestalten wird.

Leipzig, den 6. März 1875.

Die Redaction der Gartenlaube.
Ernst Keil.





An Gaben für das Ehrengeschenk gingen bereits in Markbeträgen ein: Königl. Musikdirector Dr. E. Franck in Berlin 20. –; Banquier Benoit Oppenheim in Berlin 300. –; Professor Pott in Berlin 30. –; Professor Stenzler in Breslau 15. –; Dr. Albert Franck in Dresden 30. –; Geh. Commerzienrath Franck in Breslau 45. –; R. Echtermeyer in Berlin 75. –; Rechtsanwalt Dr. Lasker in Berlin 75. –; Fabrikbesitzer Heyl in Worms 75. –; Banquier G. Siemens in Berlin 150. –; Dr. Wolffson in Hamburg 75. –; Appellationsgerichtsrath von Cuny in Berlin 75. –; Obergerichtsanwalt Laporte in Hannover 75. –; Bankdirector Dr. von Schauß in München 75. –; Hüttenbesitzer Koch in Karlshütte 60. –; Stadtrath Dr. Dohrn in Stettin 60. –; Banquier Hm. B. H. Goldschmidt in Berlin 300. –; Goldschmidt in Frankfurt a. M. 183. 26; aus Hamburg: Dr. Eduard Cohen 200. –, L. Lieben 150. –, Gustav Wolde 100. –, F. Lacis 50. –, M. Albrecht 50. –, C. E. Lang 6. –, G. Hertz 50. –, M. Bonne 150. –, Th. Rapp 50. –, M. Lessmann 50. –, H. Brehm 50. –, A. Schamanus 50. –, F. Schneider 30. –, G. Oetling 50. –, Präses Dr. Albrecht 50 –, Dr. Noack 50. –, Schulrath Harms 20. –, Carl Eggert 200. –, M. M. Warburg u. Co. 150. –, Julius Ris 100. –, Dr. Haase 50. –, J. Lipmann 75. –, Th. Wille 150. –, G. Hesse 100. –, B. Heylbut 50. –, G. Knauer 50. –, Dr. Köstlin 20. –, Senator Dr. Versmann 20. –, W. Lazarus 20. –, Dr. Gläser 20. –, Dr. Sonntag 10. –, Dr. Dansel 20. –, Ad. F. Cohen 100. –, Aug. Herz 40. –, Frau Marie Oppenheim 105. –, Dr. Helbert 50. –, L. Nordheim 30. –, N. N. 20. –, Gebr. Weinert 10. –, Jul. Richter 50. –, N. N. 20. –, B. S. Schönfeld, 50. –, H. Cremer 50. –, J. R. Schöning 30. –, Z. Brieger 100. –, Barth 10. –, F. Bade u. Ph. B. 9. –, Dr. Dehn 20. –, R… 20. –, A, May 45. –, Professor Wiebel 30. –, Dr. F. Wiebel 20. –, Dr. Mönckeberg 20. –, Ludw Lippert 100. –, Dr. Arming 30. –; Banquier A. Delbrück in Berlin 225. –; Banquier H. Leo in Berlin 225. –; Banquier Hm. Marcuse in Walluf 150. –; Familie Hohenemser in Frankfurt a. M. 90. –; aus Berlin: Justizrath Lesse 30. –, Rechtsanwalt H. M. 15. –, Rechtsanwalt J. S. 15. –, Justizrath J. M. 15. –, Rechtsanwalt O. 150. –, Geheime Rath Dr. Wegscheider 45. –, H. Hardt 150. –, C. Sander 150. –, W. Loewe 75. –, G. Kutter 75. –, v. d. Leeden 75. –, Dr. J. Rösing 150. –, Abgeordneter Lipke 75. –, Abgeordneter von Unruh 75. –, Abgeordneter Dr. Websky 60. –, Abgeordneter Dr. Kapp 75. –, N. N. 75. –, Abgeordneter Dr. Oppenheim 90. –, Wilh. Friedeberg 75. –, Frau B. Friedeberg 150. –, Heinrich Friedeberg 75. –, E. Kapp 150. –, Gebrüder Stommel 150. –, Abgeordneter Schulze-Delitzsch 30. –, Abgeordneter Sonnemann 75. –; v. Cramer Clett in Nürnberg 1500. –; Wm. Aufermann in Zur Straße 30. –; Professor O. Liebreich 45. –; Frau C. S. 45. –; Dr. G. Siegmund 75. –; N. N 75. –; Dr. Bamberger 300 Mark.

Weiter gingen uns zu: Dr. A. Fränkel 15. –; Al. Wiede 30. –; Redaction der Gartenlaube 300. –.





Nicht zu übersehen!

Mit nächster Nummer schließt das erste Quartal. Wir ersuchen die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen aus das zweite Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.

Die Abonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen General-Postamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen welche nach Beginn des Vierteljahres aufgegeben werden, sich, pro Quartal um 10 Pfennige erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennige anstatt 1 Mark 60 Pfennige). Auch wird bei derartigen verspäteten Bestellungen die Nachlieferung der bereits erschienenen Nummern eine unsichere.

Die Verlagshandlung.


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