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Verschiedene: Die Gartenlaube (1878)


des größten Theiles der Riesenstadt und ihrer Umgebungen kostet im Durchschnitte jeden Monat eine Million Mark. Ein Umstand fällt uns besonders in’s Auge: während die für Kleidungsstücke ausgegebene Summe sehr hoch ist, figurirt für Waffenkäufe stets ein äußerst winziger Betrag. Diese Proportion deutet auf den friedlichen, bürgerlichen Charakter der Institution hin. In Wirklichkeit hat der Londoner Constabler – während anderswo „die Polizei“ oft als Vogelscheuche gilt – nichts Martialisches an sich. Und das ist ganz vernünftig, denn er soll ja nicht Furcht einflößen, sondern Zutrauen; er soll nicht verfolgen, sondern schützen. Dem ist aber nur darum so, weil die englische Polizei mit der Politik absolut nichts zu schaffen hat.




Die Burg des „frommen“ Schweppermann.

„Jedermann ein Ei,
Dem frommen Schweppermann zwei!“

Gleich zwei ergrauten Grenzwächtern der Oberpfalz – der eine gen Westen, der andere gen Osten hinausschauend – stehen die Ritterburgen Pfaffenhofen an der Lauter und Trausnitz im Thale[1] auf mächtigen Felsen, auf deren Wände die Geschichte die Namen „Schweppermann“ und „Friedrich der Große“ mit unauslöschbaren Buchstaben geschrieben hat.

Die Oberpfalz zählt eine Menge von Burgen, wie verhältnißmäßig kein anderes Land, selbst nicht Tirol, aufzuweisen hat. Sie liegen zumeist in Trümmern, aber sind erst in Klöster und später in Fabriken oder gar in Zuchthäuser umgestaltet worden. Ebenso grell tritt der Gegensatz der Bewohner von jetzt und früher hervor. Jene „Herren“, welche einst von ihren stolzen Edelsitzen mit Hochmuth herabsahen auf das Volk, das im Schweiße seines Angesichts sein Brod aß, sie haben ihre prächtigen Schlösser nicht einmal an dieses, nein, an Proletarier und Verbrecher abtreten müssen, und die Nachkommen jener Bäuerlein, welche im Frohndienste die mächtigen Burgen aufbauen halfen, nehmen von den verfallenen Trümmern oben die Steine, welche ihre Vorfahren ehedem zufuhren, zum Baue ihrer Häuschen, zum Gehege ihrer Aecker.

Burg Pfaffenhofen.
Nach der Natur aufgenommen.

Das Geschlecht der Schweppermann, welches durch Siegfried oder Seyfried so berühmt geworden, reicht unter diesem Namen etwa bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts hinauf; früher führte es den Namen Hulloch oder Hülloch, von dem Dorfe und Schlosse Hüllohe, unweit Lautenhofen, Landgerichts Kastel. In der Stiftskirche zu Kastel befindet sich unter den dort aufgehängten Wappen auch das Schweppermann’sche mit der Ueberschrift: „Der Weppenmänner“.

Seyfried Schweppermann mag um das Jahr 1257 geboren worden sein; nach dem Zeugnisse der Schriftsteller war er im Treffen bei Mühldorf 1322 ein schon ziemlich alter Mann; da


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Verschiedene: Die Gartenlaube (1878). Leipzig: Ernst Keil, 1878, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1878)_287.jpg&oldid=- (Version vom 17.1.2018)